12 In Italien waren Rechtslenker bis in die frühen 80er-Jahre an der Tagesordnung, wie dieser Fiat 691 N. Eigentlich ist Bernd A. Kramer – nicht zuletzt aufgrund seiner beruflichen Tätigkeit für einen Münchner Lkw-Hersteller – eher bekannt für alte Laster mit Löwen oder der «oberösterreichischen Zielscheibe» (das Markenzeichen der ehemaligen Marke Steyr, Anm.) an der Front. Italophil Die bei ihm stark vorhandene Begeisterung für Italien und wiederkehrende Besuche italienischer Oldtimer-Veranstaltungen führten dazu, dass auch ein paar Exponate mit Geburtsort südlich der Alpen den Weg in seine vielfältige Sammlung historischer Nutzfahrzeuge gefunden haben. Schon über viele Jahre hinweg beeindruckten ihn immer wieder die sogenannten «Millepiedi» (Tausendfüssler), Gespanne auf sieben oder gar acht Achsen (4-AchserMotorwagen mit 4-achsigem «Rimorchio»- Ein exotischer Fiat aus Österreich: Mit einem 1974 gebauten Fiat 691 N hat der OldtimerEnthusiast Bernd A. Kramer ein ganz spezielles Exponat in seiner abwechslungsreichen Kollektion. TEXT: ANDREAS W. DICK FOTO: BERND A. KRAMER Anhänger), welche sich mit 60 Tonnen oder mehr über den Apennin quälten. Im klassischen Süd-Nord-Verkehr entlang des Stiefels gab häufig nicht die Brückenwaage das Limit vor, sondern die Platzverhältnisse am Lkw. Nicht selten wurden Ladungen kombiniert, für die man heute zwei oder mehr Züge verwenden müsste. Beim hier gezeigten Fahrzeug handelt es sich um einen Fiat 691 N. Der 1974 gefertigte Lkw verfügt über 225 PS, welche er aus knapp 14 Litern Hubraum schöpft. Import aus Imola Der Lkw wurde von einem italienischen Oldtimer-Liebhaber im Raum Imola vor einigen Jahren instand gesetzt und aufbereitet. Als sich dieser im Jahr 2022 aus Platzgründen davon trennte, war die Gelegenheit gekommen, um den imposanten 4-Achser nach Österreich zu importieren. Der Typ 691 löste übrigens ab 1971 den legendären, aufgrund seiner charakteristischen Kühlermaske auch «Baffo» (Schnurrbart) genannten 690 ab. Markante Eigenheiten Besonders kurios ist unter anderem, dass diese 4-achsigen Fahrgestelle in der Regel als 6×2 vom Band liefen und ihre Nachlaufachse beim jeweiligen Aufbauer erhielten. So auch der hier Gezeigte, welcher seinerzeit durch den nach wie vor existierenden – jedoch mittlerweile primär im Autotransporter-Segment beheimateten – Aufbauer Rolfo sein «Upgrade» erhielt. Auch der Fahrerarbeitsplatz des Fiat ist speziell: Bis in die frühen 1980er-Jahre wurden italienische Lastautos als Rechtslenker produziert. Grund dafür war hauptsächlich die vermeintlich bessere Übersichtlichkeit auf Passstrassen. ■ Der «Tausendfüssler»
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