6 Selten: Leichtes Nutzfahrzeug als Stromer. Markige Worte und ein Zehn-Punkte-Massnahmenplan: Das bot auto-schweiz an seiner Jahresmedienkonferenz im Geschäftszentrum Circle beim Flughafen Zürich-Kloten. «Die Schweizer Automobilwirtschaft sieht sich heute mit einem staatlichen Regulierungsdschungel und Planwirtschaft konfrontiert, der eine erfolgreiche Geschäftstätigkeit immer mehr einschränkt, wenn nicht sogar verunmöglicht», sagte Peter Grünenfelder, Präsident von auto-schweiz. «Dadurch wird die gesamte Schweizer Autowirtschaft mit über 100 000 Arbeitsplätzen und mehr als 4000 Unternehmen in ihrer Wettbewerbsfähigkeit massiv eingeschränkt.» Demnach verlangten eine überhöhte Steuer- und Abgabenlast auf das Automobil, hohe Energiekosten wie auch die preisliche Intransparenz beim E-Laden nach einer raschen Optimierung der staatlichen Rahmenbedingungen. Grösste Sorgen bereitet laut Grünenfelder die CO2-Verordnung. «Die vom Bundesrat geplante rückwirkende Inkraftsetzung der CO2-Verordnung verstösst gegen den Grundsatz von Treu und Glauben», sagt er. Dies belege ein von auto-schweiz in Auftrag gegebenes Rechtsgutachten. Unnötiger «Swiss Finish» Für auto-schweiz ist klar: Fehlende Anreize für den Erwerb elektrischer Fahrzeuge und gleichzeitig eine CO2-Regulierung, die weit über das europäische Niveau hinausgeht, werden zur grundlegenden Bedrohung für die Schweizer Automobilwirtschaft. Der Bundesrat hat es laut auto-schweiz-Vizepräsident Donato Bochicchio, Managing Director von PCDOL und Logep bei der Emil Frey Gruppe, bislang verpasst, sinnvolle Regelungen aus Europa in die CO2-Verordnung aufzunehmen. «Die vorgeschlagenen Regelungen in der CO2-Verordnung gehen deutlich über internationale Normen hinaus, was nicht realitätsbezogen ist und alles noch teurer macht», hielt er fest. «Kauft die Schweizer Bevölkerung nicht wie gefordert genügend Elektrofahrzeuge, drohen für Die Vereinigung der Schweizer Automobil-Importeure kämpft gegen die Überregulierung der Automobilwirtschaft – und will so auch die E-Mobilität attraktiver machen. Dafür hat sie einen Massnahmenplan präsentiert, der unter anderem die «gegen Treu und Glauben» verstossende rückwirkende Inkraftsetzung der CO2-Verordnung verhindern will. Kampf an breiter Front Massnahmenplan von auto-schweiz TEXT UND FOTOS: DANIEL VON KÄNEL 2025 Strafzahlungen von bis zu einer halben Milliarde Franken. Eine solche Politik, basierend auf ideologischem Wunschdenken, die sich nicht auf eine gesicherte Rechtsgrundlage abstützen kann, wird für die Schweizer Automobilunternehmen existenzbedrohende Ausmasse annehmen, weil eine rentable Geschäftstätigkeit damit staatlich quasi verunmöglicht wird.» Durch diesen unnötigen «Swiss Finish» seien Tausende von Arbeitsstellen in Gefahr, es drohe eine Ausdünnung des Händlernetzes und die Aufgabe von Garagenbetrieben. Abschliessend sagte Donato Bochicchio: «Die Schweizer Politik muss sich der Marktrealität stellen, dass der Markthochlauf von elektrischen und emissionsarmen Fahrzeugen ein Generationenprojekt ist und die Automobilwirtschaft die Energiewende nicht alleine lösen kann. Es braucht die konkrete Unterstützung der über 600 Elektrizitätswerke, von Netzprovidern und Vermietern, aber auch von den Kantonen und Gemeinden.» Schweiz wird abgehängt Ungenügende Rahmenbedingungen seien ein zentraler Grund, warum elektrische Personen- und Lieferwagen nicht stärker nachgefragt werden, sagte Helmut Ruhl, CEO der AMAG Group AG und ebenfalls auto-schweiz-Vizepräsident. Damit sprach er eine Thematik an, die in der Politik und im dazugehörigen Marketing der Energiewendeförderer weitgehend ignoriert wird. In der Schweiz als «Land der Mieter» ist es nach wie vor für viele Privatkunden schwierig bis unmöglich, am eigenen Stellplatz in einer Tiefgarage eines Mehrparteiengebäudes eine Ladestation zu bekommen. «Ohne den Komfort- und Preisvorteil einer eigenen Lademöglichkeit entscheiden sich viele Autokäuferinnen und -käufer nach wie vor für einen Benziner oder Diesel», sagte Helmut Ruhl, dessen Worte durch die Erfahrungen aus dem Garagenalltag gestützt werden. Auch blickte er über die Landesgrenze: «Andere Länder in Europa lösen diesen Konflikt deutlich besser als die Schweiz, etwa mit einem höheren Fokus auf den privaten Ladeinfrastrukturausbau. In Norwegen, einem Land mit 81 Prozent Hauseigentümern, haben die 19 Prozent Mieter dennoch ein ‹Recht auf Laden› und damit die gesamte Bevölkerung die Möglichkeit, ein parkiertes Fahrzeug aufzuladen.» Auch in vielen anderen Bereichen hielten die Rahmenbedingungen für Elektromobilität hierzulande dem internationalen Vergleich nicht stand, weshalb die Schweiz mittlerweile aus den Top-10 der E-Mobilitätsländer Europas herausgefallen sei. Neben günstigen Preisen für öffentliches Laden unterstützten die am schnellsten transformierenden Länder zum Beispiel mit steuerlich tieferen Belastungen für elektrisch angetriebene Geschäftsfahrzeuge oder dem Verzicht auf Import- oder Mehrwertsteuern beim E-Auto-Kauf. «Die Autobranche unterstützt die Klimaziele der Schweiz und wir als Importeurs-Gesellschaften unternehmen viel, was über die reine Bereitstellung von Fahrzeugen hinausgeht: Wir stellen Ladestationen auf, bieten vergünstigte Ladetarife an und bauen die Produktion erneuerbarer Energien aus. Es gehören aber viele weitere Branchen und Akteure zum Gelingen der Elektromobilität dazu – doch nur die Automobilwirtschaft soll finanziell gebüsst werden. Das ist weder marktwirtschaftlich noch sinnvoll reguliert», schloss Helmut Ruhl.
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