24 Das Wiener Motorensymposium hat sich über die Jahre zu einer Institution entwickelt, die – der Name ist Programm – sich um fortschrittliche Antriebslösungen für Autos, Lieferwagen, Lastwagen und Busse dreht. Neu gehört hierzu auch der Elektroantrieb, wie dies von verschiedenen Rednern unterstrichen wird. Gleichwohl führte Professor Bernhard Geringer als Gastgeber Mitte Mai mit einer beinahe schon philosophischen Note in die inzwischen 46. Tagung ein: «Ohne Kohlenstoff gäbe es kein Leben auf dieser Welt. Daher ist es falsch, vom Ziel der Dekarbonisierung zu sprechen.» Für Geringer ist das Ziel die Defossilisierung, also die Abkehr von fossilen Energieträgern und Treibstoffen. «Zur Dekarbonisierung gehören Methoden wie Elektrifizierung und Effizienzsteigerung, während bei der Defossilisierung fossile Rohstoffe (Erdöl, Erdgas) durch AlterMan ist sich heute grundsätzlich einig, dass es fürs Netto-Null-Ziel im Jahr 2050 einen umfassenden Lösungsansatz braucht. Unter anderem wurde am 46. Wiener Motorensymposium dargelegt, dass über die Dekarbonisierung hinaus gesucht werden müsse. Ernsthaft defossilisieren Technologieoffene Lösungen suchen TEXT: MARTIN SCHATZMANN FOTO: HERSTELLER nativen wie Biomasse oder recycelte Produkte ersetzt werden.» Entsprechend kritisiert Geringer auch die aktuelle Flottengesetzgebung der EU, die sich nur auf die Treibhausgasemissionen des Fahrzeugs während des Betriebes beschränkt. «Diese Gesetzgebung muss einer Gesamtsystembetrachtung weichen, die den gesamten Fahrzeuglebenszyklus betrachtet, von der Rohstoffgewinnung und Produktion bis zur Entsorgung.» Damit erhielten auch klimaneutrale Treibstoffe und energieeffiziente Antriebe wie Range Extender eine Chance. Vielfalt als Grundvoraussetzung «Die Zukunft wird nicht von einer einzigen Technologie bestimmt, sondern von den Anbietern, die viele beherrschen», unterstreicht auch Mathias Giannini, CEO von Horse Powertrain. Die Firma ist ein Joint Venture von Geely, Renault und dem Erdölkonzern Aramco, die komplette Antriebsstränge für alle Automobilhersteller der Welt anbieten wollen. Auch gebe dieser technologieoffene Ansatz beim Antrieb Flexibilität, sagt Geringer, fordert aber auch mehr Planungssicherheit für Europas Industrie und Handel. «Dafür sind dringend verlässliche Regelungen vonseiten der Politik notwendig», so Geringer. Neben der Fahrzeugindustrie sei vor allem die nachhaltige Energieindustrie an verlässlichen gesetzlichen Rahmenbedingungen interessiert, sodass Investitionen in Entwicklung und Produktion längerfristig geplant werden könnten. Für Frederik Zohm, Vorstand für Forschung & Entwicklung bei MAN Trucks & Bus, wird auch im Lkw- und Bus-Bereich die Elektromobilität eine zentrale Rolle Antriebstechnik im Wandel – um die CO2-Ziele erreichen zu können, reicht eine einzige Technologie nicht mehr aus (Bild: Brennstoffzellenproduktion bei Bosch).
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