Ausgabe Nr. 6/2025

34 Der australische Lastwagenfahrer Brinley Lewis verdient gut, eine sechsstellige Summe. Doch dieses Geld will auch verdient sein. Er chauffiert einen enormen Lastenzug und arbeitet brutale Stunden. Und er tut alles, damit er seine Ladung sicher ans Ziel bringt, denn bei einem Unfall riskiert er, dass von seinem Gefährt und von sich selbst nicht mehr viel übrig bleibt. Heute steht eine Fahrt von der westaustralischen Hauptstadt Perth ins 1200 Kilometer nordwärts, in der Einöde gelegene Minenstädtchen Newman auf dem Programm. Das ist die Tagesetappe (nein, kein Tippfehler). Auf den drei Anhängern der als C-Train bezeichneten Roadtrain-Kombination transportiert er über 100 Tonnen Ammoniumnitrat. Letzteres ist die Basis für Düngemittel, aber auch für Sprengstoff. Das Zeug ist nicht Australien übt mit seinen unendlichen Weiten und teilweise harschen Bedingungen eine besondere Faszination aus. Hier ist Brinley Lewis zu Hause, der mit seinem knapp 37 m langen Roadtrain auch mal einen 1200-km-Tagestrip durch die Einöde Westaustraliens absolviert, mit über 100 Tonnen Ammoniumnitrat im Schlepptau. TEXT: WILL SHIERS*/MS, ITOY FOTOS: GAVIN BLUE, SHIERS grundsätzlich gefährlich, aber ein Mischen mit Diesel oder offenes Feuer hätte katastrophale Folgen (siehe Kasten). Brinley Lewis gibt sich gelassen, hat er doch 34 Jahre Chauffeurdasein auf dem Buckel. Davon ist er 20 Jahre Roadtrain gefahren und ist nunmehr seit 14 Jahren bei Cropline Haulage tätig. Und er ist berechtigterweise stolz darauf, während seiner ganzen Laufbahn komplett unfallfrei unterwegs gewesen zu sein. Der 17-Stunden-Tag Am Standort von Cropline Haulage am Stadtrand von Perth geht es an diesem Tag früh los. Die Ladung muss in die Eisenerzminen bei Newman. Mit dem 36,5 Meter langen Roadtrain kann Lewis auch innerhalb der Stadtgrenzen von Perth operieren. Ein vierter Trailer würde erst ausserhalb der Stadt angekoppelt. Tagesetappen von 1200 Kilometern mit dem Lastwagen klingen für uns Westeuropäer absolut utopisch, sind aber in Australien Lkw-Alltag. Chauffeure dürfen mit bis zu 100 km/h cruisen und bis 17 Stunden am Tag unterwegs sein, müssen einfach alle fünf Stunden eine 30-Minuten-Pause einlegen. Und nach einer Nachtruhe von zehn Stunden können sie sich wieder für bis zu 17 Stunden auf den Weg machen. Gesetzlich erlaubt ist dieser Rhythmus während zwölf hintereinanderfolgenden Tagen, danach sind zwei volle Tage Ruhe angesagt. Seine Fahrtätigkeiten protokolliert der Chauffeur manuell in seinem Logbuch. «Gute Arbeitgeber drängen ihre Chauffeure nicht», meint Lewis. Zu diesen zählt er auch Cropline Haulage. Die ganze Fahrzeugflotte der Firma ist zudem mit MüdigRitt auf dem «Pulverfass» 1200 km mit dem Roadtrain durchs Outback

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