Ausgabe Nr. 6/2025

37 Nr. 6 | 2025 FAHRZEUGE UND TECHNIK Überbreite Transporte sind keine Seltenheit. Lewis ist mit seinem Roadtrain auf den Seitenstreifen ausgewichen. Roadtrains werden unterwegs auch mal neu zusammengestellt, verlängert und verkürzt. aus europäischen Frontlenkern und amerikanischen Haubenfahrzeugen. «Ich ziehe europäische Modelle den Amis vor. Letztere empfinde ich eher als ungehobelt und die manuelle Schalterei wenig komfortabel.» Er kann dem Komfort von automatisierten Getrieben, wie jenem des Volvo FH 16 780, viel abgewinnen. Nach drei Vierteln der Strecke erwacht wieder einmal das Funkgerät. Während das ebenfalls vorhandene Satellitentelefon die Rettungsleine für Notfälle ist, dient der Funk für die Kommunikation zwischen den Fahrern auf der Strecke. Ein Spezialtransport mit 8,5 Metern breiter Ladung kommt entgegen und belegt beide Spuren der Landstrasse. Lewis fährt vorsichtig auf den Seitenstreifen. Eine Stunde später koordiniert er sich am Funk mit dem vor ihm fahrenden, mit Riesenreifen beladenen Roadtrain, um diesen zu überholen. «Solche Manöver verlangsamen die Fahrt und brauchen eine Menge Treibstoff», erklärt Lewis. «Aber wir verstehen uns hier draussen gut und helfen einander weiter.» Die Strasse in der längst zur endlosen Weite gewordenen Landschaft ist immer wieder von toten Kängurus, Kühen, Geissen oder Adlern gesäumt. Die ganze Szenerie ist auf ihre eigene Weise atemberaubend, erhält aber zusehends auch repetitiven Charakter. «Nein. Die Landschaft langweilt mich überhaupt nicht», sagt Lewis beinahe empört. «Ich liebe es hier draussen. Und ich liebe auch diesen Lifestyle.» Dann fällt langsam die Nacht über das Outback. Lewis schaltet seine Infrarotkamera ein. Keine Minute zu früh, denn es wandert bereits ein Kalb ins Sichtfeld. Lewis bremst beinahe bis zum Stillstand ab. Ausweichen ist keine Option – eine solche Bewegung würde sich über die Länge des Roadtrain nach hinten verstärken und könnte eine schon schwierige Situation zusätzlich verschärfen. Diesmal ist der Ausgang glimpflich, das Kalb hat die Fahrbahn auf der anderen Strassenseite verlassen und Lewis nimmt wieder Fahrt auf. Und wieder zurück Für seine Begleiter ist in Newman die Reise zu Ende. Lewis muss noch 150 Kilometer weiter, zur Mine in Christmas Creek. Da dort aber bereits drei Roadtrains aufs Abladen warten – Funkverkehr sei dank – bezieht er vorzeitig Nachtlager auf einem Ausstellplatz. Zehn Stunden später wird er wieder unterwegs sein, bei Tagesanbruch seine Ladung loswerden und sich danach auf den langen Rückweg nach Perth machen, um bei Ablauf der 17 Stunden wieder auf dem Areal von Cropline Haulage einzutreffen. Und am Tag danach startet das Ganze von vorne. «Es ist eine Lebensweise», sagt Brinley Lewis. «Und ich möchte das auch nicht anders.» ■ «Vorsicht beim Überholen von Roadtrains» warnen solche Tafeln entlang der Strecke.

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