30 VERKEHR UND INFRASTRUKTUR Bei Rot ärgern wir uns, bei Grün nehmen wir sie kaum wahr und bei Gelb geben wir manchmal noch Gas, obwohl wir eigentlich bremsen sollten. Ampeln, oder wie Fachleute sagen: Lichtsignalanlagen, sind ständige Begleiter im Verkehr. Egal, ob wir mit Lastwagen, Auto, Fahrrad oder zu Fuss unterwegs sind. Ohne sie wären Chaos und Unfälle vorprogrammiert, denn sie dirigieren den Verkehr und sorgen so für Ordnung und Sicherheit. Jede Ampel ist anders Auch wenn sie uns alle gleich erscheinen: Jede Ampel ist ein Unikat. Sie wird individuell programmiert – je nach Verkehrsdichte, Topografie und Verkehrsaufkommen. Fachleute sprechen von einem Signalzeitenplan, der die sogenannten Umläufe steuert. Ein Ampeln entscheiden, wer fährt und wer wartet. Doch sie können weit mehr, als nur Rot, Gelb und Grün anzuzeigen: Jede Lichtsignalanlage ist ein kleines Rechenzentrum mit eigener Logik, Sensoren und Datenfluss. Was steckt hinter diesen unscheinbaren, aber unverzichtbaren Alltagsbegleitern? Die stillen Dirigenten des Verkehrs In Ampeln steckt mehr, als man auf den ersten Blick vermuten könnte TEXT: FABIENNE REINHARD FOTO: DANIEL VON KÄNEL Umlauf ist die Zeitspanne, in der alle Signalphasen – also Grün, Gelb und Rot – über alle Spuren einmal vollständig ablaufen. Je nach Komplexität dauert das bis zu zwei Minuten. Währenddessen sorgt die Steuerung im Hintergrund dafür, dass sich keine Fahrspuren in die Quere kommen. Und das ist keine Kleinigkeit – an grösseren Kreuzungen laufen gleichzeitig mehrere Programme, die den Verkehr in alle Richtungen regeln. Sicherheit steht an erster Stelle Das oberste Ziel jeder Lichtsignalanlage ist die Verkehrssicherheit. Erst danach folgen Optimierungen für den Verkehrsfluss: Rot- und Grünphasen werden so verteilt, dass die Anlage das Maximum aus jedem Verkehrsknoten herausholt. Dabei werden grundsätzlich alle Mobilitätsteilnehmenden gleichberechtigt behandelt. Es gibt aber auch Ausnahmen: Um die Fahrplanstabilität und Umsteigebeziehungen zwischen Bus und Bahn sicherzustellen, haben Linienbusse und Trams an manchen Ampeln Vorrang und gelangen dank speziellen Schaltungen schneller über die Kreuzung oder den Kreisel. Auch eine grüne Welle ist möglich: «Wenn irgendwo ein Bus oder ein Tram im Fahrplan zurückliegt, kann das System den Umlauf abbrechen und eine Grünphase vorziehen», erklärt Stefan Brendel, Leiter Fachstelle Verkehrsmanagement der Bau- und Verkehrsdirektion des Kantons Bern (BVD). Während Blaulichtfahrzeuge ihre Priorität meist mittels Sirene und Blaulicht erhalten, können für Grossveranstaltungen oder im Ausnahmefall spezielle Schaltungen aktiviert werden. So wird etwa das Ein- und Ausfahren auf
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