Ausgabe Nr. 10/2020

8 CAMION 10/2020 Delegiertenversammlung Diese Delegiertenversammlung fiel mit dem 20-Jahr-Jubiläum von David Piras als Generalsekretär von Les Routiers Suisses zusammen. Nachdem er einen Korb mit feinen Lebensmitteln und einen Holzschnitt seines Saurer D330 B (nebenstehendes Foto) erhalten hatte, beantwortete er unsere Fragen. Wie würden Sie Ihre 20 Jahre bei Les Routiers Suisses zusammenfassen? Mit welchen Themen mussten Sie sich bei Ihrem Amtsantritt am 1. April 2000 befassen? Anfangs ging es darum, die finanzielle Situation des Verbandes zu retten und die bestehenden Dienstleistungen zuverlässiger zu machen. Der Spielraumwar knapp. Positiv war, dass die Vorstände die Lage richtig eingeschätzt haben und die Mitglieder anfangs viel Verständnis aufbrachten. Nachdemwir die Finanzen im Griff hatten, konnten wir die Dienstleistungen und Aktivitäten erweitern. Im Gegensatz zu früher haben wir das heikle Thema Arbeitsbedingungen angepackt und thematisiert, was manchmal Nerven gekostet hat. Es war aber positiv für die Löhne und hat Ordnung in Stundenabrechnungen und Arbeitsverhältnisse gebracht. Die ASTAG wollte damals meinen Kopf, ich habe den Brief immer noch. Dank den Mitgliedern im Zentralvorstand habe ich überlebt. Inzwischen ist vieles besser geworden. Allerdings drehen wir uns mit den Themen Lohnniveau, Einwanderung und Grenzgängern im Kreis. Diese Baustelle ist weiterhin offen. Das Bevölkerungswachstum und die zunehmende Verstädterung überfordern zudem die Verkehrsinfrastrukturen. Zu dieser Problemlösung muss allerdings die ganze Schweiz etwas beitragen. Die CZV hat zu einem Informationsschub geführt. Kunden, Behörden und Vorgesetzte wissen, dass ein Chauffeur gut informiert ist. Wissen schafft Selbstvertrauen. Auch der Umgang mit der Polizei ist besser geworden. Das Verständnis ist beidseitig gewachsen. Wieder stärker aufbauen müssen wir die Solidarität unter Chauffeuren. Was unsere Vorgänger erlebt haben, fehlt heute manchmal. Die Bilanz ist zwar positiv, aber nicht gut genug, um sich zurückzulehnen. Es gibt noch viel zu tun. Sie stellten auf dieser Delegiertenversammlung fest, dass Sie «als Generalsekretär immer viel Spass hatten» und dass Sie «in diesen 20 Jahren einige gute und einige weniger gute Zeiten durchlebt haben und die Wahlen von heute Morgen in die letztere Kategorie fallen». Können Sie uns dazu mehr sagen? Ich selbst hatte und habe immer Freude an der Arbeit als Generalsekretär. Die Motivation bei Vorständen, Mitgliedern und Mitarbeitern ist gross und ich konnte immer auf Unterstützung zählen. Für schwierige Aufgaben braucht es manchmal mehr Zeit. Früher Aufstehen und später ins Bett war oft die einzige Lösung. Der Einsatz für die Sache hat sich aber meist gelohnt. Der Job ist so interessant, dass Freizeit sekundär wird. Zum Glück ist meine Frau mit im Boot. Was wünschen Sie den Mitgliedern von Les Routiers Suisses für die kommenden Jahre? Für die nächsten Jahre wünsche ich wieder mehr Solidarität unter Chauffeuren, Einigkeit in Vorständen und konstruktiveMitarbeit. Chauffeur ist ein guter und interessanter Beruf. Es liegt an uns, Einsatz zu leisten, dass das Umfeld stimmt und die Rechnung für jeden persönlich aufgeht. (L. M.) David Piras: 20 Jahre Generalsekretär von Les Routiers Suisses te er. «Die wollen hier Geld verdienen und nicht in einem Verband mitwirken.» Zudem herrsche heute eine Gratiskultur, man wolle für Leistungen nichts mehr bezahlen. Aber: «Was nichts kostet, ist nichts wert», hielt der Generalsekretär fest. Man müsse vermehrt Nichtmitglieder um Solidarität und Mithilfe bitten und sie zur Mitgliedschaft einladen. Der Gewinn von Neumitgliedern erklärte auch Markus Odermatt, Präsident des Ver- waltungsrats von Les Routiers Suisses, zum Ziel. Dabei sei man auf alle Sektionen an- gewiesen, sagte er. Bei den Sektionen habe sich ohnehin einiges getan. So sei beispiels- weise die grosse Fusion zur Sektion Arc Lé- manique gut über die Bühne gegangen. In anderen Sektionen sei ein Aufwärtstrend zu spüren. Odermatt nannte diesbezüglich die Sektionen St. Galler Oberland / Rheintal und Valais – Plaine du Rhône. Dass Markus Odermatt fortan als Verwal- tungsratspräsident und nicht mehr als Zen- tralpräsident auftritt, hat mit einem Entscheid der Delegiertenversammlung in Zug zu tun: Die Versammlung hat nämlich entschieden, den Zentralausschuss in Verwaltungsrat umzubenennen. Marcel Perrenoud gewählt Neu in den Routiers-Vorstand ist jetzt Marcel Perrenoud gewählt worden, an- stelle von Frédéric Frésard. Die Delegierten entschieden sich mit 96 gegen 31 Stim- men und drei Enthaltungen gegen Frédéric Frésard. Die Wahl der Delegierten konnte nicht klarer ausgehen. «Diese haben sich dazu entschlossen, eher Marcel Perrenoud als Frésard das Vertrauen auszusprechen, und dieser Entscheid ist nun zu respektie- ren», betonte Verbandspräsident Markus Odermatt. Vizepräsident Frédéric Oberson konnte dies jedoch nicht nachvollziehen. Er begab sich ans Rednerpult, gab seinen so- fortigen Rücktritt als Vizepräsident bekannt und trat auch gleich aus dem Verband aus. Anschliessend äusserte sich Frésard zu seiner Abwahl. Dazu meinte er vor allem folgendes: «Ich bin keiner, der gerne an Sit- zungen teilnimmt ohne sich zu äussern ... Das hat wohl einigen Leuten offenbar nicht gepasst.» Nach diesen Statements verlies- sen sowohl François Oberson als auch Frédéric Frésard den Saal, gefolgt von gleich mehreren Westschweizer Delegierten. Der Präsident der Routiers, Markus Odermatt, kommentierte den Austritt François Ober- sons wie folgt und meinte: «Ich glaube, er hat rein emotional gehandelt.» Was Frédéric Frésard anbelangt, war es kein Geheimnis, dass in letzter Zeit die Stimmung in den Sitzungen des Zentralausschusses nicht besonders gut war. Zahlreiche Sitzungspro- tokolle haben das klar bewiesen. Das gilt auch für den E-Mail-Verkehr, in dem Kopi- en an Mitglieder des Zentralausschusses, an Sektionspräsidenten und auch an den Chefreaktor des SWISS CAMION geschickt worden waren. Darin war zu lesen, dass Frédéric Frésard «systematisch den General- sekretär, das Generalsekretariat und auch die Tätigkeiten des Verbands kritisierte». (Daniel von Känel und Laurent Missbauer) Foto:Laurent Missbauer

RkJQdWJsaXNoZXIy MjYwNzMx