Ausgabe Nr. 12/2020

3 CAMION 12 / 2020 Recht Junge Chauffeure, achtet auf die Besonderheiten in der Probezeit! D er 2005 eingeführte Führerausweis auf Probe ist eine auf Bundesebene ergrif­ fene Massnahme zur Bekämpfung von Ver­ kehrsunfällen, die von jungen, unerfahrenen Fahrern verursacht werden. Sie besteht aus einer Probezeit von 3 Jahren nach bestande­ ner Führerscheinprüfungmit der Verpflichtung, im ersten Jahr eine kontinuierliche Ausbildung durchzuführen. In dieser Zeit darf der junge Fahrer kaum Fehler machen. Ein fragiler Führerausweis Wenn ein junger Fahrer einen Verstoss be­ geht, der zum Entzug des Führerscheins führt, verlängert sich die Probezeit automatisch um ein Jahr. Bei einem zweiten Entzug wird der Führerausweis annulliert. Der Fahrer kann dann frühestens nach einem Jahr und nach einem psychologischen Test, der seine Fahr­ fähigkeit bestätigt (auf Kosten des Fahrers), ei­ nen neuen Lernfahrausweis beantragen und den Zyklus erneut beginnen. Die Verstösse, die zu einem Rückzug führen, können unterschiedlich sein: – Leichte Widerhandlung + Ausweisentzug in den letzten zwei Jahren – Leichte Gefährdung (geringfügige Ge­ schwindigkeitsüberschreitung, leichter Fall vonNichtbeherrschen des Fahrzeugs usw.) – Nicht qualifiziertes Fahrenunter Alkoholein­ fluss (zwischen 0,25 und 0,39mg / l Atem­ luft oder zwischen 0,5 und 0,79‰ imBlut) – Mittelschwere Widerhandlung – Gefährdung anderer (Geschwindigkeits­ überschreitung, Nichtbeherrschen des Fahrzeugs oder sonstiger Verstoss gegen Verkehrsregeln) – Nicht qualifiziertes Fahrenunter Alkoholein­ fluss + ein weiterer geringfügiger Verstoss – Fahren ohne Führerschein der entspre­ chenden Kategorie – Autodiebstahl – Schwere Widerhandlung – Schwere Gefährdung anderer Verkehrs­ teilnehmer – Qualifiziertes Fahren unter Alkoholein­ fluss (ab 0,39 mg / l oder 0,79‰) – Fahren unter dem Einfluss von Drogen oder Medikamenten – Verweigerung eines Alkoholtests oder einer ärztlichen Untersuchung Einem Chauffeur in der Probezeit kann der Führerschein für ein zweites Vergehen entzogen werden. Der Führerschein auf Probe ist sehr fragil. Zecihnung:Trinco Jeder kennt die Konsequenzen eines Führerscheinentzugs für einen Berufs- chauffeur. Was ist aber mit jungen Fahrern, die sich noch in der Probezeit befinden? – Unerlaubtes Entfernen vom Unfallort mit Verletzten – Fahren während des Führerscheinent­ zugs Wenn man in den letzten zwei Jahren be­ reits einen Führerscheinentzug hatte, führt bereits ein geringfügiger Verstoss zu einem Führerscheinentzug und damit zu einer An­ nullierung des Führerscheins. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Widerhandlung mit dem privaten Fahrzeug oder während der Berufs­ ausübung begangen wird. Folgen für einen jungen Chauffeur Konkret bedeutet dies, dass einem jungen Chauffeur für ein Jahr das Recht entzogen wird, am Steuer eines Fahrzeugs zu arbeiten, was sehr wahrscheinlich die Kündigung sei­ nes Arbeitsvertrags zur Folge hat. Nach Ab­ lauf dieser Frist kann er seinen Führerschein zurückerobern; Dies bedeutet, dass er auf eigene Kosten auch seine Lastwagenprüfung neu starten kann, wenn er kein Unternehmen findet, das die Finanzierung seiner Prüfung zu übernehmen bereit ist. Für einen Berufschauf­ feur bedeutet dies leicht 13 bis 15Monate ohne Führerschein, ganz zu schweigen von den Beträgen, die erneut gezahlt werden müssen. Eine Änderung, die längst überfällig ist Im Jahr 2015 wurde ein Antrag zur Ände­ rung von Artikel 15a Absatz 4 LCR (Strassenver­ kehrsgesetz) wie folgt eingereicht: Aktuell: Der Führerschein auf Probe erlischt, wenn sein Inhaber eine zweiteWiderhandlung begeht, die zum Ausweisentzug führt. Motion: Der Führerschein auf Probe erlischt, wenn sein Inhaber während der Probezeit eine neue schwere oder mittelschwere Widerhandlung begeht. Dieser Antrag wurde sowohl vomPar­ lament als auch vom Bundesrat im Jahr 2016 angenommen, jedoch erst im August 2020 mit einer Reihe weiterer Änderungen zur Kon­ sultation vorgelegt. (https://www.admin.ch/ gov/de/start/dokumentation/medienmit­ teilungen.msg-id-80041.html) Dies bedeutet, dass diese Änderung noch nicht in Kraft ist. Daher sind Geduld und grosse Vorsicht gebo­ ten, um Folgen zu vermeiden, die sich beruf­ lich negativ auswirken könnten. Was ist im Falle eines Verstosses zu tun? Wenn Sie im Falle einer Kontrolle nicht si­ cher sind, ob Sie tatsächlich einen Verstoss be­ gangen haben oder ob er einer anderen Per­ son zugeschrieben werden sollte (z.B. einem Defekt im Fahrzeug, den Sie bereits gemeldet haben, ohne dass man darauf reagiert hätte, Arbeitgeber), zögern Sie nicht, den Rechtsbe­ ratungsdienst von Routiers Suisses zu kontak­ tieren, wir sind immer für Sie da. Wenn der Führerausweisentzug verfügt wird, warten Sie nicht und benachrichtigen Sie Ihren Arbeitgeber so bald wie möglich, um eine Lösung zu finden, um den Verlust Ihres Arbeitsplatzes zu vermeiden. Der Arbeitgeber könnte Sie möglicherweise während des Füh­ rerausweisentzugs in einer anderen Position beschäftigen, Ihnen unbezahlten Urlaub oder vorzeitig Ferien gewähren oder Überstunden kompensieren lassen usw. Der Führerausweis auf Probe ist sehr fragil. Während für die einen der Führerausweisent­ zug ein unangenehmes Ereignis bleibt, sind die Konsequenzen für einen Berufskraftfahrer ganz anders. Als junge Fahrer sind Sie es sich selbst schuldig, während der Probezeit umso wachsamer zu sein. (Elvedin Mesic)