Ausgabe Nr. 2/2021

2 CAMION 2 / 2021 Warme Verpflegung für Chauffeure E ntgegen anderslautenden Informationen dürfen Betriebe mit Take-away Duschen und WC jederzeit zur Verfügung stellen. Mit- tagsverpflegung geht allerdings nach wie vor nur über Take-away. Die Ausnahme konnte dadurch begründet werden, dass Chauffeure, die auswärts übernachten, minimale Bedürfnisse haben, die mit ge- schlossenen Restaurants nicht erfüllt wer- den. Andere Berufsgruppen gehen abends Durch Les Routiers Suisses aufmerksam gemacht, wies das Schweizer Fernsehen auf die Probleme der Chauffeure in der Coronakrise hin. Ab Mitte Januar können Restaurants mit grossen Parkplätzen als Betriebskantine für Chauffeure bezeichnet werden. Sie dürfen ab 17.00 Chauffeure hereinlassen, die ihren Lastwagen auf dem Parkplatz abgestellt haben. Es gelten Schutzkonzepte für Betriebskantinen. Dies unter der Bedingung, dass die Restaurants und Chauffeure sich an die Vorschriften halten. Neben Hotelgästen sind wir die Einzigen, die eine solche Sonderregelung haben. nach Hause oder sind im Hotel. Manch einer hätte den Lastwagen bei diesen peni­ blen Umständen am liebsten stehen lassen. Streik ist aber immer eine heikle Sache. Zum einen treffen die Auswirkungen die falschen, zum anderen könnte mancher nicht mitmachen, auch wenn er wollte. Nur wenige könnten sich leisten, den Job aufs Spiel zu setzen. Zudem hat kaum ein Chauffeur Freude, wenn seine Kunden keine Waren bekommen. Um diese Aus- nahmeregelung zu erhalten, war einiger Aufwand nötig. Nach unseren ersten, nicht erhörten Wünschen an den Bundesrat haben wir eine Briefaktion gestartet. Viele haben den Brief abgeschickt. Danke für den Einsatz, dadurch war das Problem beim Bundesrat bekannt und hat Gewicht be- kommen. Anschliessend haben wir die Medien mobilisiert. Das Thema wurde in- folge an den bundesrätlichen Pressekonfe- renzen diskutiert. Auch von den Medien ist das Thema aufgegriffen worden. Es war im Radio, in verschiedenen Fernsehkanälen und «20min» publik. Alles hat etwas Zeit gebraucht, über Weihnachten und Neujahr ist es nicht einfach, aber es waren auch nur wenige Lastwagen unterwegs. Das BAG ist daraufhin auf Verhandlungen eingetreten. Es war eine Freude zu hören, dass man auf die Chauffeure zähle und dass man die Chauffeure brauche. Vom BAG über das Departement bis zum Bundesrat stehen alle dahinter, dass man den Chauffeuren ein warmes Abendessen ermöglichen soll. Den Wunsch nach warmer Mittagsverpfle- gung mussten wir streichen, da sonst auch andere Berufsgruppen Anspruch hätten, die nicht auswärts auf dem Parkplatz über- nachten. In Anbetracht der Lage und des Wunschs, Corona zu bekämpfen, ist die beste Lösung herausgekommen. Wir gehen auch davon aus, dass wir mit diesen Abendessen die Probleme der Gas- tronomie nicht lösen werden. Auch mit die- ser Öffnung geht die Rechnung keineswegs auf. Darum wird den Gasthäusern auch zu- gestanden, dass sie bei den Rettungsmass- nahmen für Härtefälle durch diese Lösung keine Benachteiligung haben werden. In unserem Fokus haben wir vor allem Relais abseits der Autobahn mit grossem Parkplatz und Autobahnraststätten. Die- jenigen, die auch bisher Take-away ange- Verband Fotos: Screenshots von SRF-Sendung Sehr geehrter Herr Bundesrat Berset, Ich arbeite als Chauffeur, oft auch abends und länger als manch anderer Mitbürger. Ich mache das, weil ich Freude an der Arbeit habe und Freude habe, wenn jeder seine Ware rechtzeitig be- kommt, die Gestelle in den Läden gefüllt sind und Kunden mit den Waren arbeiten können. Der Job lässt sich nicht von 08:00 bis 17:00 erledigen und häufig muss ich auswärts übernachten. Da Raststätten meist schon mit ausländischen Lastwagen belegt sind, sind wir meistens bei Restau- rants Relais Routiers, welche grosse Parkplätze haben. Die Schliessung der Restaurants um 19:00 abends bedeutet, dass es bereits ab 18:30 nichts Warmes mehr zu essen gibt und Toiletten und Duschen geschlossen werden. Auch morgens sind üblicherwei- se schon viele Relais geöffnet, was eine minimale Morgentoilette ermöglicht. Wie das mit geschlosse- nen Restaurants funktioniert, haben wir bereits im Frühjahr während mehreren Monaten erlebt. Es war schlecht. Es ist keineswegs so, dass uns die Arbeit scheut. Viele haben auch im Frühjahr mehr gearbeitet, haben sich den geänderten Bedürfnissen angepasst und waren bereit, länger zu arbeiten. Jetzt ist es zudem draussen kalt und nass. Wir sind gezwungen, die Zeit nach der Arbeit in der Last- wagenkabine zu verbringen, uns in der Lastwagenkabine zu verpflegen und sollten amMorgen wie- der mit Freude weiterarbeiten. Verstehen Sie bitte, dass der Job unter diesen Umständen keine Freude mehr macht und wir uns überlegen, die Arbeit jeweils um 17:00 zu beenden, damit wir einen menschenwürdigen Feierabend haben. Es wird nicht lange gehen, und viele unter uns werden den Lastwagen stehen lassen. Ich bitte Sie daher, der Forderung vom Verband Les Rou- tiers Suisses zu entsprechen und neben den Autobahnraststätten zumindest die Relais Routiers mit den bisher bekannten üblichen Öffnungszeiten für uns offen zu halten. Mit freundlichen Grüssen Unser Brief an Bundesrat Alain Berset David Piras: «Wir haben das BAG kontaktiert, um eine Lösung für die Chauffeure zu finden.»

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