Ausgabe Nr. 6/2021
12 CAMION 6 / 2021 Serie «Junge Chauffeure» «Fahren ist eine Leidenschaft» N och ist es tiefe Nacht in Hägendorf SO. Auf dem Areal der Traveco sucht Fa- bian Berchtold seinen Lastwagen. «Er wurde über Nacht hier beladen, deshalb star- te ich die Tour auch nicht in Sursee LU, wo ich eigentlich stationiert bin», sagt er. Viele grüne Traveco-Lw stehen noch auf dem Platz, bald werden jene, die Frischwaren transportieren, unterwegs sein. Berchtold ist fündig gewor- den, kontrolliert die Ladung und studiert noch- mals die Tour, die ihm zugeteilt wurde. «Heute geht es in die Ostschweiz, vor allem zu Verteil- zentren», sagt er. Freie Fahrt Kurz nach 4 Uhr ist er auf der Autobahn. «Um diese Zeit hat es wenig Verkehr, das ist schon sehr schön», sagt Fabian Berchtold. «Nicht einmal vor demGubrist müssenwir an- stehen.» Tatsächlich fliesst der wenige Verkehr um diese Zeit noch ohne Probleme. Das erste Ziel ist Winterthur. Das Logistik-Zentrum von Volg befindet sich dort. Volg gehört wie Trave- co zur fenaco. Auch die Landi oder Ramseier und weitere bekannte Namen sind unter dem Dach dieser grossen Agrargenossenschaft. «Wir haben Eier geladen», erklärt Berchtold. Und dies habe durchaus einen Einfluss auf die Fahrweise. «Man muss noch etwas sanf- ter fahren. Die Fracht kann schnell kaputt Konzentriert: Der jungeTraveco- Chauffeur Fabian Berchtold am Steuer des Volvo FH, den er an die Rampe einer Firma in MärstettenTG manövriert. Fotos: Daniel von Känel Eine spontane Begegnung mit einem Fahrlehrer hat Fabian Berchtold (25) aus Oberkirch LU den Ruck gegeben, die Last wagenprüfung zu machen. Nun ist er seit drei Jahren Chauffeur bei Traveco und be treut dort auch Berufseinsteiger. gehen.» Vorsicht ist auch in den verschiede- nen Baustellenzonen geboten. Obwohl noch wenig Verkehr, drängen sich Lieferwagen auf der engen linken Spur an Berchtolds Anhän- gerzug vorbei. «Oft sind es solche, die zu breit sind für die linke Spur», sagt er. Überhaupt sei es erstaunlich, was alles an einem vorbeifah- re in solch engen Baustellen, auch wenn man mit dem Lastwagen schon mit der signalisier- ten Höchstgeschwindigkeit fahre. «Nächste Woche fängst du an» Nach dem Ablad in Winterthur geht es weiter Richtung Märstetten im Kanton Thur- gau. Nun dauert es jeweils schon länger, bis sich beim Abbiegen eine Lücke im Verkehr auftut. «Die Leute sind offenbar erwacht», stellt Berchtold schmunzelnd fest. Der junge Chauf- feur ist seit drei Jahren bei Traveco als Chauf- feur tätig. Dass er diesen Beruf heute ausübt, hat er auch einer spontanen Begegnung zu verdanken. Er hatte eine Lehre als Logistiker gemacht, ein Beruf der ihm gut gefiel. Lastwa- gen hätten ihn aber schon immer fasziniert, sagt er. «Dann habe ich per Zufall beim Ein- kaufen einen Bekannten getroffen, der Last- wagenfahrlehrer ist. Ich erzählte ihm, dass ich mir schon überlegt habe, die Lastwagenprü- fung zu machen.» Darauf habe der Bekannte gesagt: «Gut, dann fängst du nächste Woche damit an.» Das war wohl der Ruck, den Fabi- an Berchtold noch brauchte, um dieses Ziel in Angriff zu nehmen. Nach der Prüfung hat er bei Traveco das Programm für Quereinsteiger absolviert und dabei noch die Anhängerprü- fung gemacht. Und: Heute betreut er selber Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger. Den Anhänger manövriert er nun in Mär stetten gekonnt an die Rampe. Das Unter- nehmen wird die gelieferten Eier weiterverar- beiten – kochen oder bemalen zum Beispiel. Von dort nimmt er Leergut für ein grosses Verteilzentrum eines Detailhändlers in Gos- sau SG mit. Auf dieser Tour wird er auch noch Leergut von Gossau nach Märstetten zurück- bringen. Nachdem er die vorgesehenen Auf- träge erledigt hat, ruft er die Dispo an. Für die Rückfahrt teilt ihm der Disponent eine Ladung Abladen: Für das Logistikzentrum vonVolg inWinterthur hatte Fabian Berchtold Eier geladen.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjYwNzMx