Ausgabe Nr. 11/2021

18 CAMION 11 / 2021 Aktuell Actros unter Strom I m Rahmen der «Kontaktauffrischung» mit der internationalen Fachpresse in Wörth bei Karlsruhe präsentierte der Lastwagen- bauer unter dem Begriff «Shaping the Now & Next» gleich mehrere Neuheiten. «Wir haben euch vermisst, nachdem wegen Covid die IAA ausgefallen war und auch sonst keine Events stattfinden konnten», sagte Uta Leitner, Chefin Globale Kommunikation Trucks & Bu- Karin Rådström (r.), Vorstand der Daimler Truck AG, verantwortlich für die Marke Mercedes-Benz Lkw. Andreas vonWallfeld (l.), Leiter Marketing,Vertrieb und Services Mercedes-Benz Lkw. Mercedes-Benz bekennt sich eindeutig zur Elektrifizierung des «Produktportfolios»: Der eActros ging in Wörth Anfang Oktober in Serie, der «Wasserstoff»-Lastwagen für den Fernverkehr soll bis Ende 2027 marktreif sein. Mit den neuesten Diesel­ varianten Actros F und L bleibt aber auch der Verbrenner im Programm. ses bei der Begrüssung im Mercedes-Benz Brancheninformations-Center BIC in Wörth einleitend. Dann ging es auch gleich «in medias res»: Karin Rådström, seit Februar als CEO und ein- zige Frau im Vorstand der Daimler Truck AG verantwortlich für die Regionen Europa und Lateinamerika und die Marke Mercedes-Benz Lkw, sowie Andreas von Wallfeld, Leiter Mar- keting, Vertrieb und Services Mercedes-Benz Lkw, machten schnell klar, wohin die Reise bei den schweren Nutzfahrzeugen führt. Nicht ohne zu betonen, den Kunden künftig genauer zuzuhören und noch besser auf die individuellen Bedürfnisse einzugehen: «Denn wir haben viele unterschiedliche Kunden mit vielen unterschiedlichen Bedürfnissen.» Ziel: CO 2 -neutraler Strassengütertransport Die künftige Stern-Strategie ist klar: Elektri- fizierung und damit Dekarbonisierung der schweren Klasse, auch der Fernverkehrsfahr- zeuge, für die bisher der Diesel prädestiniert war und dessen Ende absehbar sein dürf- te. Das «ultimative Ziel»: «Ein CO 2 -neutraler Transport auf den Strassen bis 2050». Zwei Technologien stehen im Vordergrund: der batterieelektrische Truck für Kurz- und Mittel- streckenverkehr inklusive dem E-Econic (ab 2022) sowie ein E-Langstreckenlastwagen (eActros Longhaul) mit bis zu 500 Kilometern Reichweite, aber auch der «Wasserstoff-Lkw» – der «GenH2-Truck» – für Überlandtransporte bis zu 1000 Kilometern (dual strategy). «2030 wollen wir mehr elektrische Lkw in Europa ver- kaufen als nicht-elektrische», betonte Karin Rådström. Was ist mit dem Diesel? Der Diesel bleibt vorläufig im Programm, vor allem für «spezifische Märkte», eine teure Weiterentwicklung zur Effizienzsteigerung ist offenbar nicht mehr vorgesehen. «Wir folgen dabei dem Markt», so Karin Rådström salo- monisch. Von der optimierten Premiumvari- ante Actros L, der ab November lieferbar ist, seien aber inzwischen schon 9000 Exemplare bestellt worden, sagte von Wallberg. Im Zusammenhang mit der Elektrifizierung steht die Infrastruktur, die gleichzeitig mit dem 300 bis 400 Kilometer Reichweite schafft der eActros für den schweren Verteiler- verkehr – je nachdem, welches Batteriepack amChassis hängt, aber auch ab- hängig von der Fahrweise, locker. Vorausschauendes Fahren ist im leisen Elek- tro-Actros nach wie vor oberste Prämisse, wennman weit kommen und Strom sparen will. Das Testfahrenmit Kundenerprobungsmodellen rund umWörth sollte erste Eindrücke davon vermitteln, dass der elektrifizierte Dreiachser marktreif ist. Die ersten davon liefen anfangs Oktober vomBand, vomgleichen übrigens, auf demDieselfahrzeuge zusammengeschraubt werden. Gestartet wird per Knopfdruck, Rückspiegel einzustellen erübrigt sich, weil MirrorCams diese Rolle übernommen haben. Überhaupt fühlt man sich wie in einem konventionellen Lastwagen, es fehlt nur Motorsound. Die nicht existenten Aussenspiegel lassen Windgeräusche vermissen. Unterwegs: «Machen Siemal einen richtigen Kick- down, damit wir etwas Strom verbrauchen», so der beisitzende Demofahrer von MB. Der Actros beschleunigte derart, wie das mit einemDiesel niemöglich wäre, allein schon wegen des Kraftschlussverlustes im konventionellen Schaltgetriebe. Einen Teil des verbrauchten Stroms gewannman aber wieder zurück – durch Rekuperieren.» Ganz repräsentativ war die Testfahrt indes nicht, es fehlte Be- und Entladen, wie dies zu einem realen Verteilerfahrzeug gehört. (hps) Der eActros:Die Lösung für die Kurzstrecke wird in Serie gebaut Fotos: Hans-Peter Steiner und Mercedes-Benz

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