Ausgabe Nr. 11/2021

22 CAMION 11 / 2021 Aktuell Futuricum-FH: Der elektrische Lastwagen für den Fernverkehr ist da N un ist auch der elektrifizierte Fernverkehr keine Zukunftsmusik mehr, gar «eine Re- volution der Transportlogistik»: Die «Pioniere» Galliker und Friderici Spécial schicken ab so- fort je einen Dreiachs-Sattelschlepper mit 40 Tonnen Gesamtgewicht auf Tour. Nach einer Fahrt mit seiner neuen elektrischen Sattelzug- maschine (37 t GG) über den Julierpass seien Peter Galliker am Steuer Tränen in den Augen gestanden, weil – es funktioniert. Acht wei- Das Schweizer Fernsehen war im Verkehrshaus in Luzern zu Gast, um die Weltpremiere der beiden neuen 40-Tonnen-Elektro-Lastwagen zu sehen. «Zwei Elektro-Fahrzeuge, welche die Welt noch nicht gesehen hat», sind Mitte Ok- tober imVerkehrshaus Luzern der Öffentlichkeit präsentiert worden. Die 900-kWH- Sattelschlepper «Futuricum-FH» von Galliker und Friderici Spécial wurden von der Designwerk-Gruppe (Winterthur) aufgebaut. tere E-Trucks hat Galliker bereits bestellt. Im Jahr 2030 sollen 50 Prozent seines Fuhrparks CO 2 -neutral rollen. Das Projekt wäre ohne Partner nicht mög- lich gewesen, sagte Designwerk-Presse- sprecher Christian Mascarenhas bei der Prä- sentation der beiden mächtigen Trucks samt Aufliegern im Verkehrshaus Luzern. Die Idee dazu sei bei einem Glas guten Weines ent- standen, so Tobias Wülser (Leitung Industrial Design und Mitbegründer von Designwerk). «Wir wollten Kilometer fahren, nicht nur Keh- richt sammeln», präzisierte er das Ziel von De- signwerk, das die Lastwagenszene zunächst mit elektrifizierten Müllfahrzeugen (26 t GG) bereichert hatte (SWISS CAMION 4/2017) und inzwischen an die 80 verschiedene E-Trucks in der Schweiz auf die Räder gestellt hat. Doch damit nicht genug: «250 Kilometer waren kei- ne Option.» Die ersten Gespräche zum Projekt fanden bereits im Dezember 2020 statt. Mehr Kilometer, mindestens das Doppelte, also 500 km, sind nun möglich, nicht nur wegen der modernsten Batteriegeneration, sondern auch, weil das Bundesamt für Strassen Astra Foto: Laurent Missbauer Ein Grund, weshalb das Transportunternehmen Friderici Spécial in Tolochenaz (VD) einen zu 100 Prozent elek­ trischen 40-Tonner angeschafft hat, ist der Wunsch eines seiner Kunden, der Avesco Rent in Puidoux (VD) . «Wir sind nicht nur im Baumaschinen-Verleih tätig, sondern auch im Bereich der Vermietung von Infrastrukturen für Grossereignisse wie ganz besonders Sportanlässe, bei denen der CO 2 -Fussabdruck möglichst reduziert werden soll», erklärte uns Vincent Albasini, der Direktor von Avesco Rent (links auf dem Foto). Als Yves Mittaz, der Tur- nierdirektor des Golf-Opens von Crans-Montana (VS), des bedeutendsten Golfturniers Kontinentaleuropas, ge- genüber Vincent Albasini erwähnte, dass etwa die Hälfte der CO 2 -Emissionen dieser Grossveranstaltung vom Transport der Sport- und VIP-Anlage verursacht würden, erwog Avesco Rent erstmals die Anschaffung elektrisch angetriebener Lastwagen. Konkret wurde dies am 6. Oktober, als ein Futuricum-Truck bei Friderici Spécial ausge- liefert wurde, der seit Mitte Oktober bei Transporten für Avesco Rent zwischen Basel und Puidoux eingesetzt wird. «Es handelt sich dabei um zwei Hin- und Rückfahrten pro Tag, fünf Tage die Woche, und das mindestens fünf Jahre lang», präzisierte uns Clément Friderici, Direktor von Friderici Spécial (rechts im Bild). «Eine Partnerschaft mit Avesco Rent, mit der wir schon über 15 Jahre zusammenarbeiten, war unverzichtbar, weil die Anschaffung eines Futuricum 6×2 sechs Mal so teuer kommt wie die eines vergleichbaren 6×2-Dieselfahrzeugs. Wir glauben, dass wir diese hohen Mehrkosten in etwa sechs Jahren amortisieren können», fügte Clément Friderici hinzu, der zusätzlich in einen zweiachsigen Auflieger des italienischen Herstellers Bertoja investiert hat. Dieser wurde eigens auf den neuen Futuricummit 21 Tonnen Nutzlast abgestimmt. (Laurent Missbauer) «Ein solcher E-Lastwagen kostet sechs Mal so viel wie ein vergleichbarer Diesel» Futuricum ist dieMarke der Designwerk Products AG (Sitz: Winterthur, gegr. 2007) für elektrische Nutzfahrzeuge. ImMai 2021 hat die Volvo-Gruppe 60 Prozent der Design- werk Technologies AG übernommen. Designwerk stellt auchmobile Schnelllade- stationen und Hochvolt-Batteriesysteme her. «Derzeit bauen wir etwa acht Fahrzeuge im Monat, ab 2022 sollen es 14 sein. ImMo- ment schränkt uns dieMaterialknappheit noch etwas ein», so Frank Loacker (Leiter Designwerk Technik). «Unser Produktionsziel sind 200 E-Lastwagen pro Jahr.» Kürzlich hat Designwerk mit dem Futuricumden «Green Business Award» gewonnen, im Sommer wurdemit dem Futuricum-FH der Langstreckenrekordmit einem E-Lastwagen (ohne Zwischenladung) aufgestellt. (hps) 200 Futuricum pro Jahr

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