30 CAMION 1 / 2022 Oldtimer Die «Giraffe» von Zürich Als Antwort auf die aufkommenden Gelenkbusse entwickelte FBW zusammen mit dem Aufbauer Gebr. Tüscher & Co einen Hochlenkerbus. Der Fahrer sass dabei in einer Art Kanzel, welche dem Bustyp im Volksmund den Übernamen «Giraffe» einbrachte. Das Ziel dieser Bauart war es, die Grundfläche des Busses besser ausnutzen zu können, so fasste er immerhin 116 Personen. Geschichte der Baureihe 1959 war die Entwicklung so weit, dass das Fahrzeug, welches heute im FBW-Museum in Fotos: Erich Urweider Die 1959 vorgestellten und bis 1961 gebauten FBW-Busse mit Tüscher-Karosserie und dem ungewöhnlichen, hoch gelegenen Fahrerplatz waren nicht der erhoffte Erfolg.Nur zwölf Exemplare wurden gebaut. Wetzikon ausgestellt ist, an die VBZ ausgeliefert werden konnte. Der neu auf 12,05 m verlängerte und auf 2,5 m verbreiterte Bus vom Typ B71UH war mit 28 Sitzplätzen und 88 Stehplätzen ausgestattet worden. Vor allem unbeladen sei der Bus ein «recht harter Bock» gewesen, der lange Überhang vorne forderte eine verstärkte Vorderachsfederung. Ebenso musste die Hinterachse gut gefedert werden, denn hinten betrug der Überhang etwa 4 m. Der Bus mit der anfänglichen Nummer 219 war meistens in Oerlikon, Hirzenbach und auf der Flughafenlinie unterwegs. Denn hier war das Fahrgastaufkommen relativ hoch. Nach dem Prototyp folgten 11 weitere Serienfahrzeuge, die abweichend vom Prototyp etwas spartanischer ausgestattet wurden. Hinten wurde der Einstieg etwas tiefer gelegt, die Frontgestaltung war etwas anders und auch die Bestuhlung wurde nochmals ein wenig geändert. Die Busse erhielten später die Nummern 239 bis 250. Da die Busse 3,5 m hoch waren, waren Unterführungen gefürchtete Hindernisse. Kamen normale Busse problemlos unter diesen hindurch, war für den Hochlenker schnell mal Schluss, vor allem wenn das Tram dieselbe Unterführung nutzte. Die Fahrdrähte hingen oft auf 3,5 m, was bei einer Berührung zusätzliche Gefahren bot. Deshalb liessen sich diese Fahrzeuge nicht so flexibel einsetzenwie normale Busse. Kurzfristige Aushilfe auf stark ausgelasteten Linien und Zugersatzverkehre waren nur eingeschränkt möglich. Motorisiert Eine der 12 «Giraffen», vor dem Zürcher Hallenstadion fotografiert. Das FBW-Museum wurde 1998 eröffnet. Aufgebaut wurde die Museumshalle vom 1992 gegründeten FBW-Club, welcher die Halle auf einer Parzelle der Stadt Wetzikon im Baurecht bauen konnte. Gelegen ist es direkt an der Hauptstrasse von Uster nach Wetzikon. Damit liegt es optimal am Industrielehrpfad Zürcher Oberland. Das Museum ist jeweils am 1. und 3. Sonntag im Monat geöffnet. Der Eintrittspreis für einen Erwachsenen beträgt Fr. 8.–, für Kinder und Jugendliche ist es gratis. Neben einer wechselnden Fahrzeugausstellung werden auch Motoren und Modelle aus dem Fundus von FBW gezeigt. (E. U.) Das FBW-Museum inWetzikon Der FBWmit Tüscher-Karosserie nimmt regelmässig an Oldtimer-Ausfahrten teil. Mit seinem erhöhten Fahrerplatz ist er dort jedes Mal ein Hingucker. Tüscher hat zahlreiche Fahrzeuge karossiert, sowohl Autos (Bugatti, Delahaye, Jaguar…) als auch Busse (Saurer, FBW…). Foto: Kurt Salvisberg /ETH-Bildarchiv
RkJQdWJsaXNoZXIy MjYwNzMx