Ausgabe Nr. 2/2022

10 CAMION 2 / 2022 Wirtschaftsverkehr Studie des Bundes schafft Fakten: Chauffeure verstopfen die Strassen nicht Eigentlich wäre dies für alle ein Grund zum Jubeln: Volle Regale in den Läden und Reformhäusern, der Müll und das Grüngut werden abgeführt, die neuen Gesundheitssandalen aus biodynamisch angebautem Hanf und der Ersatzakku für das schicke E-Bike werden bis vor die Haustüre geliefert. Einerseits bleibt so genügend Freizeit, um achtsam einen Chai Latte mit Hafermilch aus Schweden zu trinken, andererseits nimmt die ganze Transportbranche für diese Leistung lediglich 16,5 Prozent des gesamten Strassenverkehrs in Anspruch. Zu schön, um wahr zu sein? Nein. Der Bund hat diesen Wert in einer kürzlich veröffentlichten Grundlagenstudie ermittelt. Das heisst natürlich nicht, dass es keinen kritischen Blick mehr Der Gütertransport gehört zumWirtschaftsverkehr, der in einer Grundlagenstudie genau definiert wurde. Er macht nur 16,5 Prozent desVerkehrs aus. Foto: Daniel von Känel DerWirtschaftsverkehr wird unter anderem von der Transportbranche verursacht und von linken und grünen Kreisen gescholten. So sei er umweltschädlich und verstopfe die urbanen Räume. Der Bund hat mit einer Grundlagenstudie nun Fakten geschaffen. Der Transport von Gütern und Personen für geschäftliche und dienstliche Zwecke, eben der Wirtschaftsverkehr, hat einen geringen Anteil am gesamten Strassenverkehr. auf die Transportbranche geben soll. Denn: Der Verkehr nimmt insgesamt zu, der Wirtschaftsverkehr demnach auch, zumindest in effektiven Zahlen. Ob der prozentuale Anteil in Zukunft ebenfalls steigen wird, ist mit der derzeitigen Entwicklung des Konsumverhaltens, das immer mehr vom Onlineshopping beeinflusst wird, anzunehmen. Zentrale Bedeutung, wenig Akzeptanz Für eine wirkungsvolle Verkehrspolitik ist es deshalb wichtig, gesicherte Daten zu den verschiedenen Verursachern zu haben. Bislang war vor allem klar, dass die Verkehrsinfrastruktur immer stärker beansprucht wird, auch vom Wirtschaftsverkehr. Aber: «Eine differenzierte Betrachtung, was Wirtschaftsverkehr genau umfasst, fehlte bisher», nennt das Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) den Grund, warum es eine Grundlagenstudie zum «Wirtschaftsverkehr in urbanen Räumen» erarbeitet hat – zusammen mit den Bundesämtern für Strasse (ASTRA), Verkehr (BAV), Umwelt (BAFU) und Energie (BFE). In der Studie wird erwähnt, dass der Wirtschaftsverkehr von der Bevölkerung vielfach als Behinderung des Verkehrs wahrgenommen wird. Deshalb habe er in der Breite der Bevölkerung und der Politik bisher eine niedrige Priorität, obwohl dessen Gewährleistungen für die Wirtschaft und Gesellschaft eine zentrale Bedeutung habe. Andererseits generiere er auch Belastungen für das Verkehrssystem, die Gesellschaft und die Umwelt. Die Studie erwähnt also nicht nur die negativen Aspekte, die vielen beim Wort Lastwagen in den Sinn kommen und nicht weiter mit erbrachten Leistungen verknüpft werden, sondern auch die grosse Bedeutung für die Gesellschaft, welche die Arbeit der Chauffeurinnen und Chauffeure hat. Und dies ist bitter nötig. «Die Leute schauen dich oft als Hindernis an, anstatt als denjenigen, der die Ware liefert, die sie einkaufen», brachte es Chauffeur Manuel Kohler in der Serie «Junge Chauffeure» in der letzten Ausgabe des SWISS CAMION auf den Punkt. Er wünsche sichmehr Wertschätzung für die wertvolle und anstrenDie Studie erwähnt nicht nur die negativen Aspekte, die vielen beim Wort Lastwagen in den Sinn kommen, sondern auch die grosse Bedeutung für die Gesellschaft, welche die Arbeit der Chauffeurinnen und Chauffeure hat.

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