33 CAMION 3 / 2022 einen kapitalen Motorschaden: «Plötzlich verlor er Öldruck, wurde heiss und begann auch noch zu brennen.» Zum Glück waren die Schäden nicht grösser. Die Restaurierung war eine Aufgabe für den Oldtimer-Fan mit Lastwagenmechaniker-Lehre: «Ich habe ihn komplett neu aufgebaut. Was Ersatzteile anbelangt, gab es kein Problem, die Armee hat denselben Grundmotor im älteren Mowag 4×4 und sämtliche ‹Innereien› dazu. Heute allerdings wird das immer schwieriger. 2001 habe ich ihn dann als Veteranenfahrzeug vorgeführt.» Michaels Mowag Doch zurück auf Anfang: Zunächst gehörte der Mowag (Baujahr 1957) einem gewissen Georges Meyer in Wohlen (Georges Meyer & Co. A.-G., Wohlen, Freiämter Strohindustrie), der damit seine Strohprodukte ausfuhr. Von ihm übernahm ihn die Gemeinde Wohlen als Rüstfahrzeug für die Feuerwehr (80er-Jahre), danach ging der Mowag zum Zivilschutz Wohlen. «Mein Vater Felix hat ihn dort gefahren und auch mit diesem Fahrzeug das Lastwagenbillett erworben. Er nahm mich bei seinen Fahrten oft mit. Aber schon meine Grossväter, Fuhrhalter und Landwirte in der Ostschweiz, haben mich mit dem Virus für schwere Maschinen, Lastwagen und Traktoren infiziert.» Muss bewegt werden Als das Fahrzeug 1996 vorgeführt werden sollte, kam es zum oben erwähnten Motorschaden. «Das war mein Glück, der Zivilschutz Wohlen wollte ihn loswerden, und ich erstand den Mowag für einen Symbolpreis. Das Fahrzeug selbst war in einem guten Zustand. Der revidierte Motor läuft noch heute. Er trinkt zwar heftig, unbeladen 25 bis 30 Liter auf 100 Kilometern, aber das ist akzeptabel für seine Verhältnisse.» Heute darf der Mowag ein paar Mal im Jahr auf die Strasse – «denn bewegen muss man ihn» – meist auf Oldtimer-Ausfahrten, 600 bis 700 Kilometer im Jahr. Aber auch auf dem Saurertreffen in Niederbipp war er manchmal anzutreffen. «Ein identisches Modell gibt es in der Schweiz meines Wissens nicht», so Michael Fust. «Laut dem Strassenverkehrsamt ist der Mowag-MD-4F/LW-Oldtimer-Lastwagen nämlich der einzige Geprüfte dieser Art in der Schweiz.» (Hans-Peter Steiner) Mowag gehört seit 2003 zur General Dynamics Corporation (General Dynamics Land Systems GDELS). Nach demZweiten Weltkrieg hatte ein gewisser Heinz Engeler die Mowag AG gegründet (21.3.1946), allerdings ohne die heute bekannte militärische Ausrichtung. Die Firma war für die «Fabrikation vonMotorwagen, Rollern, Handwagen, Kranwagen, Patentstühlen und Transportern für den Strassenbetrieb» imHandelsregister des Thurgaus eingetragen. Als Walter Ruf, der zuvor Leiter des Karosseriebaus bei Saurer war, in das Unternehmen eintrat, war dies der entscheidende Impuls in Richtung Nutzfahrzeugbau. Kunden waren die Post mit ihren «Ortsdienstwagen», von denen 556 gebaut wurden, das Militär (Mowag Eintonner), aber auch Busbetreiber und Transportunternehmen, für die massgeschneiderte Lastwagen produziert wurden. 1985 liefen die letzten schweren Lastwagen vomBand (aus Last & Kraft, Werkgeschichte, «Avantgarde vomBodensee», Seite 20ff., Beat Winterflood/kgh). Heute entstehen imWerk geschützte Rad- und Kettenfahrzeuge für den internationalenMarkt. ImNovember 2019 bestellte «armasuisse» 100Mowag-Eagle -6×6-Aufklärungsfahrzeuge. (hps/lm) Die Firma Mowag damals und heute Saurer, Berna und FBW sind nicht die einzigen Schweizer Marken, die Lastwagen gebaut haben. Es gab auch Mowag, eine Marke, die heute nur noch Militärfahrzeuge herstellt. Fotos: Hans-Peter Steiner Dodge-Vierzylinder: Er ist mittig in der Kabine eingebaut. Michael Fust, der Besitzer dieses originellen Mowag MD-4F/LW. Fotos: GDELS
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