Ausgabe Nr. 4/2022

22 CAMION 4 / 2022 Krieg in der Ukraine Russland: vorläufiges Aus für die europäischen Lastwagenhersteller MAN Truck & Bus vermeldete auf der Homepage kurz, «ab sofort bis auf Weiteres vor demHintergrund der aktuellen Sanktionslage die Lieferung von Lastwagen sowie Aftersales-Komponenten nach Russland und Belarus» zu stoppen. Auch der lokale Verkauf von Lastwagen in Russland sei eingestellt worden. Und: «Die Produktion in St. Petersburg, in der rund 70 Mitarbeiter beschäftigt sind, wurde heruntergefahren.» MAN ist seit 1998 auf dem russischen Markt aktiv. Das erste Werk wurde 2013 in Shushary im Distrikt St. Petersburg eröffnet. Die Krise hat auch für das österreichische MAN-Werk in Steyr (Steyr Automotive) Folgen, das seit dem 3. März stillsteht, weil, laut «moment.at», Teile, die in der Ukraine gefertigt werden, etwa Kabelbäume, nicht geliefert werden können. Sicherheit der Mitarbeiter hat Priorität Auch der Hersteller Scania, der wie MAN zum Volkswagenkonzern bzw. dem neu gebildeten Unternehmen Traton gehört, produziert(e) in St. Petersburg. «Angesichts der politischen Situation hält sich die Traton Group Mercedes-Benz ist in Russland sehr präsent. Über DK Rus, ein Gemeinschaftsunternehmen von Daimler und Kamaz, waren im vergangenen Sommer 100 Arocs an das russische Bauunternehmen Partner geliefert worden. Der 15%-Anteil von Daimler an Kamaz soll verkauft werden. Der Krieg in der Ukraine hat die in Russland produzierenden europäischen Lastwagenhersteller zu Sanktionen veranlasst. Sie stellten ihre Produktion ein, einige «bis aufWeiteres»,so der Stand der Dinge am 9.März. Im Folgenden Statements von MAN und Scania (Traton),Volvo Trucks und Daimler Truck. Die grosse Frage: Droht den Herstellern in Russland die Enteignung? selbstverständlich an die aktuellen Sanktionen der EU», hiess es von Traton am 7. März. Bei allen Aktivitäten vor Ort hätten die Sicherheit und Unversehrtheit ihrer Mitarbeiter oberste Priorität. Tobias Schönenberger, Leiter Marketing und Kommunikation bei der Scania Schweiz AG: «In der Ukraine haben wir etwa 180 Mitarbeiter mit Arbeitsplätzen an mehreren Orten in der Ukraine, die an Tankstellen sowie im Vertrieb und in der Finanzierung arbeiten. Unsere oberste Priorität in der Ukraine ist es, die Sicherheit und Gesundheit unserer Mitarbeiter zu gewährleisten. Auch die Aktivitäten von Scania innerhalb und ausserhalb der Region sind betroffen. Scania hat zuvor entschieden, weder Lkw noch Ersatzteile nach Russland zu liefern. Scania hat ein Joint Venture mit MAN, das ein Montagewerk in St.Petersburg betreibt. Aufgrund der aktuellen Situation hat Scania nun die Entscheidung getroffen, die Produktion in St.Petersburg einzustellen. Diese Entscheidung wird sich auf die 80 Mitarbeiter des Standorts auswirken und Scania wird daran arbeiten, auch diese Kollegen in einer schwierigen Situation zu unterstützen.» Bereits Ende Februar hatte Daimler Truck angekündigt, das Geschäft in Russland einstellen zu wollen. «Angesichts der aktuellen Entwicklung haben wir beschlossen, unsere Geschäftsaktivitäten in Russland sofort bis auf Weiteres auszusetzen… Selbstverständlich halten wir uns an sämtliche von der deutschen Regierung und der EU ergriffenen Massnahmen.» Daimler Truck bildete mit dem russischen Hersteller Kamaz ein Joint Venture (Daimler Kamaz Rus), betonte aber, nichts mit dem militärischen Fahrzeuggeschäft vom Kamaz zu tun zu haben (in: Manager am 29.2.22). Man beliefere das 2019 in Betrieb genommene MB-Kamaz-Werk Nabereschnyje Tschelny in Tatarstan westlich des Ural ausschliesslich mit zivilen Lastwagenkomponenten und Bauteilen. Das «höchst automatisierte» Werk hat eine Fertigungskapazität von 55000 Fahrerkabinen-Einheiten pro Jahr, hauptsächlich der Baureihen Arocs und Actros für den russischen Markt sowie der Fernverkehrsmodelle von Kamaz (Süddeutsche Zeitung SZ vom 28.2.22). Im Dezember 2020 lief dort der 25000. Truckmit demSternamGrill vomBand. Die 15-prozentige Beteiligung an Kamaz soll verkauft werden (ARD Tagesschau vom 3.3.22). Volvo Trucks meldete: «Aufgrund des militärischen Konflikts in der Ukraine, der Situation in der Region und der sich entwickelnden Foto: DaimlerTruck

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