Ausgabe Nr. 6/2022

20 CAMION 6 / 2022 Energiezukunft CO2-Neutralität: Brauchen wir 13 neue Stauseen vom Kaliber «Grande Dixence»? Sogar schweren Brummis treibt man das Brummen aus und lehrt sie das Summen. Der batterieelektrische Antrieb oder die Brennstoffzelle finden ihren Platz in den schweren Nutzfahrzeugen. Der Verbrennungsmotor könnte in dieser Fahrzeugkategorie sogar überleben, weil ein CO2-armer Betrieb auch mit synthetischen Kraftstoffen möglich ist. Die Forschung in diesem Bereich läuft, dem Nachteil des geringen Wirkungsgrads steht der Vorteil der Speicher- und Transportierbarkeit gegenüber. «Fundierte Vergleichsrechnung» Der Wandel zu einer CO2-neutralen Energieversorgung und wie sie zu erreichen ist, steht heute in allen Bereichen weit über die Mobilität hinaus zur Debatte. Sie gehört zur langfristigen Klimastrategie des Bundes. Zur Speicher wie der Stausee Grande Dixence sind notwendig, damit die unstete Produktion von Sonnenstrom ausgeglichen werden kann. Foto: Daniel Reust /Wikimedia Die Schweiz will sich in Zukunft CO2-neutral mit Energie versorgen, was auch Auswirkungen auf die Transportbranche hat. Wie das gelingen kann und was es kostet, hat das gemeinsame Energieforschungslabor von Empa und EPFL berechnet. Es gibt aber Kritik an der Studie. «Seit Beginn des Industriezeitalters ist die Wirtschaftsleistung jedes Landes an die Verfügbarkeit von Energie gekoppelt. Fürs Wachstum darf Primärenergie aber nicht mehr als 40 Rappen pro kWh kosten, sonst arbeitet die Industrie mit Verlust.» Debatte hat das gemeinsame Energieforschungslabor von EPFL und Empa eine Studie beigetragen – mit bemerkenswerten Ergebnissen. Das Ziel war, eine «fundierte Vergleichsrechnung» aufzustellen. Denn: «Auf dem Weg zur CO2-neutralen Energieversorgung der Schweiz können verschiedene Pfade eingeschlagen werden. Aber welche davon sind realistisch umsetzbar? Welche Energiespeicher sind nötig – und was kostet uns das alles?», heisst es in der Mitteilung der Empa. Das Forscherteam um Andreas Züttel, Leiter des gemeinsamen Energieforschungslabors der Empa und der EPFL auf dem EPFL-Campus Valais in Sion, rechneten demnach drei verschiedene Szenarien durch und verglichen das mit den heutigen Energiekosten von jährlich rund 3000 Franken pro Einwohner. Die erste Herausforderung sei es, die Schweizer Atomkraftwerke zu ersetzen, die bis 2050 abgeschaltet werden sollen – in allen Szenarien. Allein dies erfordere eine solare Dachfläche von 16 Quadratmetern pro Kopf der Schweizer Bevölkerung. Für jeden Einwohner brauche es zudem eine Speicherbatterie von 9 Kilowattstunden (kWh), um den tagsüber geernteten Solarstrom für die Nacht zu speichern. Zusätzlich seien vier Pumpspeicherkraftwerke von der Grösse des Kraftwerkes «Grande Dixence» im Wallis nötig, um den Sommerstrom in den Winter zu speichern. «Diese Grundannahmen gelten für jedes Szenario», erklären die Verantwortlichen. Hohe Effizienz, aber hoher Speicherbedarf «Aus rein energetischer Sicht ist es am effizientesten, die gesamte Energieversorgung zu elektrifizieren», sagt Andreas Züttel. Wenn alle Autos und Lastwagen elektrisch fahren und alle Gebäude mit elektrischen Wärmepumpen beheizt würden, steige der dafür notwendige Strombedarf nur um knapp 1000 Watt pro Kopf gegenüber dem heutigen elektrischen Energieverbrauch. Um

RkJQdWJsaXNoZXIy MjYwNzMx