2 CAMION 9 / 2022 Verband Die Chauffeurinitiative Wir haben die Chauffeurinitiative lanciert. Der Anfang ist gemacht. Nun geht es darum, möglichst schnell und zügig mehr als 100000 Unterschriften zu sammeln. Dafür brauchen wir den Einsatz aller Mitglieder, Chauffeure und Freunde. Wieso diese Chauffeurinitiative? Wir wissen seit Jahren, dass die Jungen nicht mehr so gerne in den Beruf einsteigen. Die Verantwortung ist hoch, der Einsatz ebenso. Obwohl der Beruf abwechslungsreich und interessant ist, sind wir im Vergleich zu anderen Berufen ins Hintertreffen geraten. Wenn die Einsatzzeiten schon hoch sind, sollte wenigstens der Lohn dazu passen. Um Lohnanpassungen zu umgehen, werden Neueinsteiger seit Jahren vor allem im Ausland gesucht. Es entstehen Löhne, die es nicht zulassen, damit in der Schweiz leben zu können. Werden Ausländern tiefe Löhne bezahlt, hat dies negative Auswirkungen auf Löhne einheimischer Chauffeure. Wieso soll jemand einem einheimischen Neueinsteiger Fr. 5000.– bezahlen, wenn jemand aus dem Ausland mit Erfahrung bereits für Fr. 3500.– zu haben ist? Die Statistiken der ASA sprechen eine klare Sprache. Während pro Jahr rund 2000 Chauffeure im Inland ausgebildet werden, kommen jedes Jahr mehr als das Doppelte neue Chauffeure aus dem Ausland. Es geht nicht darum, dass Ausländer schlecht wären. Es geht darum, dass bei der jetzigen Entwicklung kein Auskommen mehr möglich ist für Chauffeure, die in der Schweiz leben. Wer als Grenzgänger aus einem entfernten Land hier arbeitet, profitiert von den tiefen Kosten in seinem Heimatstaat und kommt mit weniger Lohn über die Runden. Die Situation im Ausland ist oft so, dass bei diesen tiefen Einkommen Steuern tiefer sind und die Krankenkasse vom Staat übernommen wird. Wir sind der Ansicht, dass auch ein Chauffeur das Geld verdienen sollte, das er zum Leben in dem Land brauchen würde, in dem er arbeitet. Alles andere ist moderne Sklaverei. Um mehr inländischen Nachwuchs zu erhalten, braucht es bessere Berufsaussichten. Der Beruf ist gerade aufgrund der Anforderungen grundsätzlich interessant. Die Verantwortung ist hoch, nicht jeder Arbeitstag ist einfach, dafür ist die Arbeit abwechslungsreich. Allerdings müssen wir das Image vom Working-Poor verlieren. Wer derzeit als Chauffeur arbeitet und eine Familie mit Kindern hat, kommt nicht ohne staatliche Unterstützung für Krankenkassenprämien aus. Das Budget ist dauernd unter Druck. Wer 200 Stunden oder mehr pro Monat arbeitet, sollte nicht in dieser schlechten Situation sein. Die Pandemie hat zudem gezeigt, dass Chauffeure ohne jegliche Zweifel notwendige Arbeit leisten und bei Versorgungsproblemen die Wirtschaft zusammenbricht. Aus diesem Grund musste die ARV zeitweise ausgesetzt werden. Logistik und Transport sind dermassen wichtig, dass wir im Inland oder grenznahen Ausland genügend Chauffeure haben müssen, um auch in schwierigeren Zeiten unsere Dienstleistung erbringen zu können. Mit der Initiative fordern wir keine unmöglichen Dinge. Wir wollen einen Mindestlohn, der mit anderen handwerklichen Berufen vergleichbar ist. Wir wollen wegkommen von Grenzgängern aus entfernten Regionen, die bei Schwierigkeiten fehlen. Wir wollen eine knallharte Umsetzung der Kabotageregelung. Wir wollen, dass der Staat die Aus- und Weiterbildung unterstützt, so wie er dies in anderen Branchen auchmacht. ImSinne einer besseren Integration der Ausländer fordern wir, dass die obligatorische Weiterbildung in der Schweiz absolviert werden muss. Das Gesamtpaket dieser Forderungen hat zum Ziel, dass es wieder interessanter wird, den Chauffeurberuf zu ergreifen. Eine andere Entwicklung sollte auch Sorgen machen: Braucht es keine einheimischen Chauffeure mehr, braucht es auch keine einheimischen Transportunternehmungen. Wenn selbst der Staat Inlandfuhren international ausschreiben muss, haben wir vielleicht freiheitliche und liberale Gesetze. Dies scheint unternehmerfreundlich und wird von Economiesuisse auch gefordert. Alles wird noch billiger. Alles wird handelbar wie Gas und Strom. Sicherheit und Zuverlässigkeit werden aber kaum besser. Sollen Chauffeure für einheimische Transportunternehmen einstehen, dürfen Transportunternehmen auch für einheimische Chauffeure einstehen. Dem sagt man Solidarität. Wieso braucht es dazu eine Volksinitiative? Es ist uns nicht gelungen, nur ansatzweise mit anderen Mitteln etwas zu erreichen. Wir brauchten Jahre, bis Behörden und ASTAG den Begriff Kabotage verstanden haben. Es ist ein wenig besser geworden. Je nach Kanton hat die Polizei noch heute Null Interesse, den Fällen nachzugehen. Selbst der Staat vergibt Aufträge unter Missachtung von Kabotagevorschriften. Die Folge ist Billigkonkurrenz und Druck auf die Löhne. Wir brauchen ein anständiges Kabotagegesetz. Mit der ASTAG versuchen wir seit Jahren, einen griffigen GAV auf die Beine zu stellen, der uns vor Lohndumping schützt. Die bestehende Regelungen sind wohl nicht ganz schlecht, haben aber Löcher wie Emmentaler. Die CZV hat massiv zu Verbesserungen betreffend Verkehrssicherheit aber auch zum Verständnis von Verantwortung beigetragen. Oft zahlt der Arbeitgeber den notwendigen Aufwand. In manchen Unternehmungen tragen die Chauffeure den Aufwand selbst, damit der Ausweis nicht abläuft oder irgendEs gibt immer mehr ausländische Führerscheine, die umgetauscht werden (gelb).Von 1469 im Jahr 2013 stieg die Zahl auf über 4300 in den Jahren 2019 und 2021! Die Zahl der Chauffeure, die ihre Ausbildung abgeschlossen haben (schwarz), ist stabil und niedrig. Das muss sich ändern!
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