Ausgabe Nr. 5/2023

MAN Truck & Bus Der TGS 28.510 von Videsa SA Schwerverkehr Mehr kontrollierte Lastwagen Seite 14 CZV-Kurs von Les Routiers Suisses Für die Kranarbeit gerüstet Porträt von Bernd Trey Präsident Sektion Graubünden Seite 18 Seite 20 Serie «Junge Chauffeure» Tim Hediger, 21 Die Fachzeitschrift für Berufschauffeure Nr. 5 / 2023 ISSN 1423-4319 Fr. 7.50

Wird an die obligatorische Weiterbildung für Berufschauffeure gemäss Chauffeur- zulassungsverordnung angerechnet (CZV). Haben wir Ihr Interesse geweckt? Gerne gehen wir auf Ihre betrieblichen Bedürfnisse ein. Les Routiers Suisses Tel. 021 706 20 00 La Chocolatière 26 Fax 021 706 20 09 1026 Echandens www.routiers.ch Kursangebot: LES ROUTIERS SUISSES SCHWEIZER BERUFSFAHRER Les Routiers Suisses bieten ein umfangreiches Kursprogramm. Die Kurse werden laufend den Bedürfnissen angepasst. Durch den Praxisbezug werden sie von Chauffeuren, Verladepersonal, Disponenten und Fahrlehrern sehr geschätzt. Ausweis / Erneuerung: 4 Wer ein Fahrzeug mit gefährlichen Gütern führen will, muss einen Gefahrgutkurs absolvieren. 4 Fahrzeuge mit Tank benötigen eine Zusatzausbildung. 4 Der Ausweis ist fünf Jahre gültig. Der Ausbildungsstand für den Transport gefährlicher Güter muss innerhalb des letzten Jahres der Gültigkeit durch den Besuch eines Wiederholungskurses erneuert werden. 4 Der Ausweis wird ab dem Ablaufdatum wieder für fünf Jahre verlängert. BERUFLICHE WEITERBILDUNG FORMATION PROFESSIONNELLE Transport von Gefahrgut Schulung in den Bereichen Grundausbildung, Wiederholungskurs und Zusatzausbildung Tankwagen. Diese Schulungen finden in Zusammenarbeit mit den kantonalen Polizeikorps und Strassenverkehrsämtern statt.

1 CAMION 5 / 2023 Editorial +++ Titelseite Das auf Sanierungsarbeiten spezialisierte Walliser Unternehmen Videsa SA in Sion vertraut seit über 20 Jahren auf MAN. «Es sind wirklich ausgezeichnete Lastwagen und der Komfort ist top», sagt der Chauffeur Randy Rossini. Er fährt täglich den MAN TGS 28.510, der auf unserer Titelseite abgebildet ist. (Foto: Laurent Missbauer) Kontakt: MAN Truck & Bus Schweiz AG, Tannstrasse 1, CH-8112 Otelfingen. www.mantruckandbus.ch Seite 18 Seite 20 Seite 10 +++ Schwerverkehr Mehr Kontrollen im 2022 +++ Serie «Junge Chauffeure» Tim Hediger, 21 +++ Verband Chauffeurinitiative: Es braucht sie für eine gute Zukunft........2 +++ LNG Eine neue Tankstelle in Muttenz wurde eröffnet......................8 +++ Porträt BerndTrey, der Präsident der Sektion Graubünden +++ Volvo Trucks Schweiz Der 40.Volvo FH Electric der Schweiz geht an Berthod........ 13 +++ 125 Jahre Opel Die Marke mit dem Blitz stellte auch Lastwagen her...............26 +++ Swiss Retro Mecanika Bye-bye Forum Fribourg........28 +++ Oldtimer Ein Saurer «Made in Austria»..30 +++ Rubriken Relais Routiers......................34 Kursangebote........................ 40 Kanton Tessin........................ 43 Haben auch wir bald Chauffeure aus Usbekistan? Die vorliegende Ausgabe enthält auch diesmal einige Themen, die Sie interessieren dürften. Auf der folgenden Seite 2 kommt der Generalsekretär der Routiers Suisses auf den Streik zu sprechen, den die Fahrer der Transportunternehmen Agmaz und Luk Maz Anfang des Monats auf dem Areal der Raststätte Gräfenhausen in der Nähe von Darmstadt in Deutschland lanciert haben: In diesem Zusammenhang war festzustellen, dass die Chauffeure dieser polnischen Transportunternehmen in Georgien, in Usbekistan oder noch weiter weg für noch niedrigere Löhne rekrutiert worden sind ... Es ist anzunehmen, dass diese Unternehmen im internationalen Transportwesen kein Einzelfall sind. Die Idee, den Chauffeurmangel zu bekämpfen, indem man billiges Personal aus fernen Ländern importiert, anstatt gute Löhne zu bezahlen, herrscht auch in der Schweiz vor. Man erinnere sich daran, was Daniel Schöni vom gleichnamigen Unternehmen letzten Herbst in einer SRF-Sendung gesagt hatte, nämlich, dass man am besten Chauffeure direkt in Afrika ausbilden solle, und, sei ihre Ausbildung dann abgeschlossen, man sie nur noch zu uns in die Schweiz holen müsse! Die Routiers Suisses verwahren sich natürlich gegen solche Ideen, und genau deshalb haben sie auch die Chauffeurinitiative gestartet. Die Notwendigkeit dieser Initiative springt möglicherweise noch nicht gleich jedem ins Auge. Doch es ist schon längst so weit, dass immer mehr Transporteure ihre Chauffeure im weit entfernten Ausland anheuern, anstatt ihnen Löhne zu zahlen, die ihnen eine Existenz in der Schweiz erlauben würden. Wenn man beispielsweise auf dem Parkplatz der Verteilzentrale von Lidl in Weinfelden (TG) einmal eine kleine Runde macht, stellt man Autos fest, die in der Slowakei oder der Tschechischen Republik zugelassen sind. Der Lastwagenfahrerberuf in der Schweiz ist längst durch hier engagierte ausländische Fahrer bedroht, die Löhne akzeptieren, mit denen es unmöglich ist, in der Schweiz zu leben. Gegen dieses Unwesen will die Initiative der Routiers Suisses vorgehen. Oder glauben Sie etwa, dass die Versorgung unseres Landes im Krisenfall funktioniert, wenn wir mehrheitlich auf ausländische Chauffeure angewiesen sind? Natürlich nicht! Unsere Initiative ist keinesfalls gegen die Grenzgänger gerichtet, sondern gegen jene, die Hunderte von Kilometern zurücklegen, um hier bei uns für Niedrigstlöhne zu arbeiten. Helfen Sie also Unterschriften für die Initiative zu sammeln, denn das ist nichts anderes als ein Akt der Solidarität und der Unterstützung. Laurent Missbauer, Chefredaktor Impressum: Redaktion SWISS CAMION, La Chocolatière 26, 1026 Echandens. Telefon: 021 706 20 00. E-mail: swisscamion@routiers.ch | Chefredaktor: Laurent Missbauer | Redaktor: Daniel von Känel | Ständige Mitarbeiter: Sarah Amat, Kéren Haller, Elvedin Mesic, David Piras, Hans-Peter Steiner und Andreas W. Dick | Anzeigen: Kéren Haller, khaller@routiers.ch | Druck: Vogt-Schild Druck AG, 4552 Derendingen, www.vsdruck.ch | Inserateverwaltung: Les Routiers Suisses, La Chocolatière 26, 1026 Echandens. Tel.: 021 706 20 00, E-mail: annonces@routiers.ch | WEMF-beglaubigt: 18 160 Exemplare (die höchste Auflage in der Branche in der Schweiz) | Abonnement: 90 Franken | www.swisscamion.ch Foto: Emmanuel Lambert

2 CAMION 5 / 2023 Wohlstand oder Krise? Der Niedergang der Credit Suisse zeigt, dass wirtschaftliche Sicherheit kein Selbstverständnis ist. In den letzten Jahren haben die Frankenstärke und die Pandemie dafür gesorgt, dass Kredite günstig zu haben waren. Es war viel Geld vorhanden. In den letzten Jahren haben die Notenbanken massiv neues Geld gedruckt. Dazu kamen Lieferverzögerungen aufgrund der Pandemie und des Ukraine-Kriegs. Für gewisse Güter sind die Preise nach oben geschossen. Zur Inflationsbekämpfung sind die Zinsen angehoben worden. Dank dem hohen Franken konnte die Teuerung in der Schweiz ein wenig abgefedert werden. Im europäischen Umfeld sieht es etwas anders aus. Wenn das Brot teurer wird, gehen auch die Löhne nach oben. Arbeitskräfte werden auch in Europa besser bezahlt. In Folge ist der Schweizer Arbeitsmarkt für Personen Derzeit befinden wir uns in einer sehr heiklen wirtschaftlichen Situation.Wir haben Krieg in Europa, rundherum liegt die Teuerung bei 20%, wir haben Lieferengpässe für verschiedene Güter, die Energieversorgung ist auch nicht mehr so sicher wie früher. Trotzdem hält sich die schweizerische Wirtschaft recht gut. Es ist nicht immer verständlich, was los ist. aus dem zentraleuropäischen Umfeld nicht mehr so wichtig. Personen aus der Ukraine und Russland im wehrfähigen Alter sind in Europa auch nicht mehr so einfach verfügbar. Europäische Transportunternehmen suchen die Fahrer ausserhalb Europas. Mit dem Streik der Chauffeure von Agmaz und Luk Maz auf der Raststätte Gräfenhausen müssen wir feststellen, dass die Chauffeure dieser polnischen Firma inzwischen in Georgien, Usbekistan oder von noch weiter her rekrutiert werden. Sie fahren für Löhne fern jeder Vernunft und stellen fest, dass sie in Europa nicht einmal die minimalen Ausgaben finanzieren können, obwohl sie in der Lastwagenkabine hausen. Wenn sie herumstehen und auf Aufträge warten, werden sie nicht bezahlt. Es ist davon auszugehen, dass diese Firma im internationalen Transport kein Einzelfall ist. Der Mangel an günstigen Fahrern betrifft auch andere Unternehmungen, die ebenso kreativ sind. Bis Fahrer streiken, braucht es viel. Diese Streiks sind die Spitze des Eisbergs. Es ist noch nicht so lange her, da hat ein Schweizer Transportunternehmer aus denselben Gründen vorgeschlagen, in Afrika ein Trainingscamp einzurichten, um billige Chauffeure für den Einsatz in der Schweiz zu rekrutieren. Die Idee, Chauffeurmangel mit Import billiger Arbeitskräfte von weither anstelle guter Löhne zu beheben, ist auch hier vorhanden und taucht immer wieder auf. In Anbetracht der Teuerung, der derzeit fehlenden Ausländer und der laufenden Unterschriftensammlung zur Chauffeurinitiative haben einige Betriebe in der Schweiz die Löhne massiv angehoben. 6500 Franken Monatslohn für einen Chauffeur mit üblichen Anforderungen waren vor drei bis vier Jahren noch undenkbar. Viele Lastwagen laufen zudem nur, weil man pensionierte Chauffeure motiviert, noch ein paar Jahre anzuhängen. Vor 15 Jahren hatte ein über 60-Jähriger Mühe, einen neuen Job zu finden und musste Lohnreduktionen hinnehmen. Heute bekommt er mehr als vor der Pensionierung. Die Inlandwirtschaft in der Schweiz läuft nach wie vor flott und ermöglicht solche positiven Entwicklungen. An sich ist das gut für Chauffeure. Wie lange wird das anhalten? Wir schweben auf einer Wolke. Die europäische Wirtschaft steht vor einer Krise, die sich auch auf die Schweiz auswirken kann. Gehen die Kriege weiter, bleibt die Situation mit Russland und China länger angespannt, hat dies negative Auswirkungen. Die Grossbanken sind nicht mehr gute Steuerzahler und Garant für Wohlstand. Wird die Wirtschaftslage wieder schwächer, kommt wieder Druck auf die Arbeitsverhältnisse. Der Gürtel wird enger geschnallt und es muss gespart werden. Einheimische Chauffeure sind dann wieder zu teuer und überflüssig, insbesondere die über Sechzigjährigen. Vielleicht baut dann jemand ein Trainingscamp in Usbekistan oder vielleicht doch in Afrika? Obwohl die Chauffeurinitiative von Les Routiers Suisses derzeit nicht allen notwendig erscheint, ist sie umso wichtiger, wenn man die Zukunftsaussichten für Chauffeure ansieht. Sie ist nämlich gemacht, um auch in schlechten Zeiten zu überleben. (David Piras) Verband Obwohl die Chauffeurinitiative derzeit nicht allen notwendig erscheint, ist sie umso wichtiger, wenn man die Zukunftsaussichten ansieht. Sie ist gemacht, um auch in schlechten Zeiten zu überleben. In Anbetracht der laufenden Unterschriftensammlung zur Chauffeurinitiative haben einige Betriebe in der Schweiz die Löhne massiv angehoben. Die Chauffeurinitiative ist gemacht, um auch in schlechten Zeiten zu überleben. Foto: Laurent Missbauer

3 CAMION 5 / 2023 www.peace-support.ch READY FOR A NEW CHALLENGE?

4 CAMION 5 / 2023 Recht Härtere Strafe nach Rückzug der Einsprache Ein Autofahrer wird in der Nähe einer Baustelle von einem Radargerät geblitzt. Nach Abzug der Toleranzmarge wird die Geschwindigkeitsüberschreitung auf 49 km/h festgelegt. Er erhält einen Strafbefehl, in dem ihm eine bedingte Geldstrafe sowie eine Geldbusse auferlegt werden. Er erhebt Einsprache gegen den Strafbefehl und stellt die Messgenauigkeit In einem aktuellen Urteil des Bundesgerichts entscheidet das Gericht auf etwas überraschende Weise zu Ungunsten eines Autofahrers.Wir erklären, was passiert ist. des Radars infrage. Die Staatsanwaltschaft lässt daraufhin ein Gutachten erstellen und kommt zum Schluss, dass die Messung gültig ist und die Geschwindigkeitsüberschreitung schliesslich sogar mindestens 50 km/h beträgt. Der Verstoss ist nun schwerwiegender, das Verfahren wird wegen vorsätzlicher und grober Missachtung der angezeigten Höchstgeschwindigkeit fortgesetzt. Obwohl der Autofahrer seine Einsprache zurückgezogen hatte, wurde das Verfahren fortgesetzt. Der Kläger focht die Anklageerhebung an und argumentierte, dass der Strafbefehl in Rechtskraft erwachsen sei, da er seine Einsprache zurückgezogen habe. Das Bundesgericht machte es sich daraufhin zur Aufgabe, das Strafbefehlsverfahren, die Einsprache sowie deren Rückzug zu klären. Unter bestimmten Voraussetzungen kann ein Strafbefehl in Fällen erlassen werden, in denen die Staatsanwaltschaft den Sachverhalt für hinreichend geklärt hält oder der Beschuldigte den Sachverhalt anerkannt hat. Die Geldstrafe darf 180 Tagessätze, eine Freiheitsstrafe eine Dauer von sechs Monaten nicht überschreiten. Im Falle einer Einsprache nimmt die Staatsanwaltschaft weitere Beweise auf, um die Sachlage neu zu beurteilen. Sie kann dann entscheiden, ob sie den Strafbefehl aufrechterhält, das Verfahren einstellt, einen neuen Strafbefehl erlässt oder das Verfahren an das erstinstanzliche Gericht weiterzieht. Wenn sich bei der Beweisaufnahme aufgrund einer veränderten Sach- und/oder Rechtslage eine andere Strafe oder andere Sanktionen aufdrängen oder neue Straftaten entdeckt werden, ist die Staatsanwaltschaft nicht an ihren ursprünglichen Strafbefehl gebunden. Sie muss dann entsprechend handeln und entweder einen neuen Strafbefehl erlassen oder eine Anklage vor Gericht erheben. Letztendlich wird das Verfahren also fortgesetzt, und trotz seiner Verteidigungsversuche bis zur höchsten Instanz gelang es dem Autofahrer nicht, sein Handeln zu rechtfertigen. Die entsprechende Strafe ist somit sicher. (Sarah Amat) Eine erste bedingte Geldstrafe für eine geschätzte Geschwindigkeitsüberschreitung von 49 km/h wird zu einem schwerwiegenderen Vergehen, nachdem der geblitzte Autofahrer die Messgenauigkeit des Radars infrage gestellt hat. Die Staatsanwaltschaft gab nämlich ein Gutachten in Auftrag, das zum Schluss kam, dass die Messung sogar zu tief war. Ein Autofahrer, der in der Nähe einer Baustelle mit einer geschätzten Geschwindigkeitsüberschreitung von 49 km/h geblitzt wurde, legte Einspruch ein und zweifelte die Genauigkeit des Radars an. Sein Einspruch ging jedoch letztlich nach hinten los. Foto: Laurent Missbauer Route de la Chocolatière 26, 1026 Echandens / Tel. 021 706 20 00 - www.routiers.ch

5 CAMION 5 / 2023 Tickets ab sofort erhältlich! www.suissepublic.ch Die Schweizer Leitmesse für den öffentlichen Sektor Alle Informationen unter www.suissepublic.ch

6 CAMION 5 / 2023 Danke für Ihre Unterschrift! Chauffeurinitiative Ziele Sicherstellung der Landesversorgung Pflege des Berufsstandes Chauffeur Forderungen Der Lohn ermöglicht, in der Schweiz zu leben: Schutz vor Lohndumping bei Chauffeuren, Mindestlohn, Wohnort Schweiz oder grenznahes Ausland Konkurrenz regeln: Schutz des einheimischen Transportgewerbes vor Billigkonkurrenz aus dem Ausland, Kabotagegesetz Qualität: Finanzierung der Aus- und Weiterbildung durch LSVA Les Routiers Suisses www.chauffeurinitative.ch 021 706 20 00 1026 Echandens www.routiers.ch info@routiers.ch

7 CAMION 5 / 2023 Aktuell Trucker & Country Festival Interlaken (23.–26. Juni 2023) Die 1100 «Truck Mile»-Standplätze sind zugewiesen Jeder einzelne Standplatz der Truck Mile des Trucker & Country Festivals Interlaken (BE) ist inzwischen zugeteilt. Bevor wir dieses grösste Zusammentreffen von Lastwagen der Schweiz in unserer Juni-Ausgabe präsentieren, geben wir bekannt, dass Les Routiers Suisses mit derselben StandGrösse wie 2022 am Festival anwesend sein werden. (L. M.) Saurer-Treffen in Aigle am 10. Juni Die 26.Ausgabe findet diesmal nicht gleichzeitig mit dem Trucker Festival Interlaken statt Gleich zwei gute Nachrichten erhielten die Veranstalter des traditionellen Treffens des Saurer Clubs Westschweiz in Aigle (VD). Die erste ist, dass sie wiederum die 120 Lastwagen werden präsentieren können, die auf dem Place des Glariers erwartet werden. Der Beginn der Bauarbeiten für eine Mehrzweckhalle (Foto unten) auf diesem Platz wurde auf ein späteres Datum verschoben. Die zweite gute Nachricht ist, dass die 26. Ausgabe dieses Treffens im Gegensatz zum letzten Jahr nicht auf das Datum des Trucker & Country Festival Interlaken (BE) fällt. Es wurde auf den Samstag, 10. Juni, gelegt, während das grosse Treffen von Interlaken, eines der europaweit grössten mit insgesamt 1100 Lastwagen, von Freitag, dem 23., bis zum Sonntag, 25. Juni, dauern wird. (Laurent Missbauer) Der «Place du Glarier» in Aigle ist heuer wieder einmal Treffpunkt von über 100 Lastwagen der Marken Saurer und Berna. Foto: Graber Petter Architekten Foto: Laurent Missbauer The National Map Les Routiers Suisses | Route de la Chocolatière 26 1026 Echandens | 021 706 20 00 |www.routiers.ch Diese App enthält :  Viele Restaurants in der ganzen Schweiz mit integriertem Routenplaner  Parkplätze, die für Lastwagen geeignet sind  Tankstellen in Ihrer Nähe mit Details zu dem verschiedenen Angeboten  Reparaturwerkstätten und Waschanlagen, für alle Fahrzeug Typen

8 CAMION 5 / 2023 Alternative Antriebe IVECO setzt auf Bio-LNG LNG steht für «Liquified Natural Gas», also verflüssigtes Erdgas. Es entsteht, wenn Erdgas auf minus 161 bis 164 Grad Celsius gekühlt wird. LNG ist wesentlich stärker verdichtet, bei gleichem Volumen kann also wesentlich mehr Energie transportiert werden. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs wird LNG als Möglichkeit angepriesen, russisches Erdgas zu ersetzen. Das Problem: Durch Fracking gewonnenes Erdgas beispielsweise aus den USA, aus dem für den Transport LNG gemacht wird, hat eine schlechte Ökobilanz. LNG wird erst dann zu einer bezüglich Klimaschutz valablen Lösung, wenn es sich um Bio-LNG handelt. Dann ist nicht nur der CO2-Ausstoss beim Verbrennen tiefer als beim Diesel, auch die Gesamtbilanz ist viel besser, weil es sich um einen erneuerbaren Energieträger handelt. LNG-Tankstelle in Muttenz: Auf dem Areal der IVECO-Filiale können LNG-Fahrzeuge Biokraftstoff tanken. Fotos: Daniel von Känel Einerseits bietet IVECO gasbetriebene Fahrzeuge an, andererseits will der Hersteller auch die Infrastruktur dafür etablieren. Zusammen mit dem Gasverbund Mittelland hat IVECO (Schweiz) AG in Muttenz (BL) die erste wirklich öffentliche LNG-Tankstelle in der Schweiz eröffnet. «Trockenübung»: Marius Scholz von GasCom Equipment, welche die Tankstelle eingerichtet hat, zeigt den Tankvorgang. Aber ohne Treibstoff, sonst bräuchte er eine Schutzausrüstung. «Bio-LNG – der fortschrittliche Kraftstoff für eine saubere Zukunft», teilte die IVECO (Schweiz) AG denn auch mit, als im März die LNG-Tankstelle auf dem Areal der IVECO-Filiale in Muttenz (BL) eröffnet wurde. Und: «IVECOs Vision von einer nachhaltigen Zukunft in der Nutzfahrzeugindustrie wächst unaufhörlich. Auch immer mehr Energielieferanten entwickeln sich weiter in Richtung fortschrittliche Bio-Kraftstoffe, wie Bio-LNG. Damit reduzieren sie den CO2-Ausstoss bis zu 95%.» Man sei bestrebt, den Fokus auf nachhaltigen Trans-

9 CAMION 5 / 2023 FAHRZEUGBAU REPARATUREN SERVICECENTER Innovative Transportlösungen aus der Schweiz! lanz-marti.ch Von XS bis XXL – Für alle Formate entwickeln wir Ihnen massgeschneiderte Lösungen. LM_Inserat-SwissCamion_6-19_230411.indd 1 11.04.23 15:30 Salvino Di Verde von IVECO (Schweiz) AG zeigt, was alles zur Schutzausrüstung gehört. Dieser IVECO S-Way fährt mit Bio-LNG anstatt Diesel und stösst weniger CO2 aus. port zu geben und baue das Produktangebot für Fahrzeuge mit Motoren für alternative Kraftstoffe weiter aus. Doch das Fahrzeugangebot ist nur die halbe Miete, das weiss auch IVECO: «So ist es selbstverständlich, dass auch die Infrastruktur für diese Fahrzeuge ein wichtiger Bestandteil davon ist, denn ohne Treibstoffverfügbarkeit wird sich die Technologie nur schwer etablieren. Trotz Marktreife im europäischen Umland gibt es in der Schweiz bislang nur vier LNG-Tankstellen.» Davon ist lediglich jene in Muttenz wirklich öffentlich. Diese hat IVECO zusammen mit dem Gasverbund Mittelland AG realisiert. IVECO vermietet das Grundstück, der Gasverbund Mittelland AG kümmert sich um den Betrieb der Tankstelle. «Kunden können im Moment mit der GasCom-Karte zahlen. Weitere Zahlungsmittel sind Bestandteil von zusätzlichen Abklärungen und Installationen», teilten die Verantwortlichen an der Eröffnung mit. Weitere LNG-Tankstellen geplant IVECO zeigt sich offen, für LNG-Tankstellen weitere Standorte in Betracht zu ziehen wie zum Beispiel an den eigenen Standorten Hendschiken oder Eclépens. Letzterer wird im Laufe des Jahres 2024 eröffnet. Die an der Muttenzer Tankstelle Beteiligten sind sich einig: Für LNG-Fahrzeuge gibt es noch zu wenig Anreize wie zum Beispiel Steuererleichterungen. In der Schweiz hat sich diese Technologie bisher noch nicht gefestigt. «Für den Betrieb einer LNG-Tankstelle ist immer ein Minimum an Wagenpark notwendig, welcher Treibstoff bezieht, da LNG nicht einfach gelagert werden kann wie zum Beispiel Diesel», war an der Eröffnung zu erfahren. «IVECO konnte jedoch europaweit schon viele Einheiten verkaufen, und wir sehen die LNG-Technologie als einer unserer strategischen Geschäftsfelder für die Zukunft.» Wie vom Gasverbund zu erfahren war, wird das Bio-LNG für die Tankstelle in Muttenz in Deutschland bezogen, da es in der Schweiz zu wenig Biogas gebe. (Daniel von Känel)

10 CAMION 5 / 2023 Serie «Junge Chauffeure» Ein Meister in seinem Beruf Die grüne Arbeitsjacke mit dem charakteristischen T für «TRAVECO» auf dem Rücken leuchtet im Licht der Scheinwerfer, wenn Tim Hediger frühmorgens im luzernischen Nebikon an den Rampen vorbei zur Dispo geht. Dort holt er den Schlüssel für sein Fahrzeug ab und nimmt die Mappe mit dem heutigen Tagesprogramm entgegen. Dann geht er zum Anhängerzug und macht die obligate Rumdumkontrolle. «Die gehört einfach dazu», sagt Tim Hediger, als er sich hinter das Lenkrad setzt. Vor der Abfahrt geht er nochmals die Ziele durch, die er heute anfahren wird. Kurz darauf ist der junge Chauffeur dort, wo er bei seiner Arbeit am liebsten ist: im Lastwagen auf der Strasse. Der erste Kunde befindet sich in Horw (LU). Es ist ein kleiner Gartenbaubetrieb. «Solche Kunden rufe ich meistens schon am Tag Chauffeur Tim Hediger vor dem Scania in TRAVECO-Farben, mit dem er Stückgut transportiert. Er mag die Abwechslung in seinem Beruf. Fotos: Daniel von Känel Tim Hediger (21) aus Attelwil im Kanton Aargau gewann an den SwissSkills den Meistertitel bei den Strassentransportfachleuten.Er machte die Lehre bei der TRAVECO Transporte AG und arbeitet immer noch mit Freude dort. Allerdings wird der junge Chauffeur bald dem Ruf des elterlichen Betriebs folgen. Die Aussicht von Tim Hedigers Arbeitsplatz. Der Anhängerzug an der Rampe in Sarnen. vorher an, wenn ich sie auf meinem Tagesprogramm sehe», sagt er. Bei kleinen Betrieben, die er nicht kennt oder bei Privatkunden weiss er nicht, wann jemand verfügbar ist, um die Ware entgegenzunehmen. Das frühzeitige Abklären hilft ihm, die Tour so zu planen, dass er nicht vor verschlossenen Türen steht. Bevor er die Palette ablädt, muss er noch den Anhänger abstellen. Er kennt zum Glück eine Firma in der Nähe, bei der dies möglich ist. «Das ist nicht selbstverständlich, immer mehr Stellplätze verschwinden», sagt er. «Das macht es den Chauffeuren nicht leichter.» Genauso wenig wie die Ungeduld und der Egoismus mancher heutiger Verkehrsteilnehmer, die Tim Hediger als weitere Schattenseiten des Chauffeurberufs nennt. Nach dem Ablad beim Gartenbauer gehts zur Landi Horw. Die Ladung verrät, dass der Sommer trotz kühlen Temperaturen und Regenwolken wohl doch nicht mehr so weit weg ist. E-Bikes, Liegestühle und Rasensamen gehören unter anderem zur Ware, die Tim Hediger dem Landi-Laden bringt. «Nicht immer am selben Ort» Der Anhänger ist wieder an den Motorwagen gekoppelt, und Tim Hediger setzt seine Tour fort Richtung Sarnen. «Dort werden wir wieder eine Landi anfahren», sagt er. Dies erstaunt kaum, gehört die Landi doch wie TRAVECO zur fenaco Genossenschaft. Allerdings erlebt ein Palettenchauffeur im grünen Lastwagen weit mehr als nur den Transport

11 CAMION 5 / 2023 MIDLAND, GEPRÄGT DURCH ÜBER 140 JAHRE ERFAHRUNG. MIDLAND.CH Konzentration und Präzision gehören zu Tim Hedigers Berufsalltag. Tim Hediger (21) wohnt in Attelwil, das zur Gemeinde Reitnau (AG) gehört. Da seine Familie ein Recyclingunternehmen führt, ist er früh mit Lastwagen in Berührung gekommen. Er machte die Lehre zum Strassentransportfachmann EFZ bei der TRAVECO Transporte AG in Sursee (LU), heute arbeitet er für TRAVECO in Nebikon (LU). Letztes Jahr erreichte er den ersten Platz an den SwissSkills in Bern, den Schweizer Berufsmeisterschaften. Demnächst wird er in den Familienbetrieb, die Hediger Recycling AG in Büron (LU), einsteigen. (dvk) Der Chauffeur Abladen in einem Wohnquartier in Horw. Eine Lieferung für die Landi in Horw. Die TRAVECO Transporte AG beschäftigt über 800 Mitarbeitende an 12 Standorten, davon rund 500 Chauffeure. Sie beliefert unter anderem viele Verkaufsstellen des Detailhandels. «Als Unternehmen der fenaco Genossenschaft erbringen wir in der Schweiz und über die Landesgrenzen hinweg zuverlässige und umfassende Logistikdienstleistungen. Zu unseren Kunden gehören grössere nationale Unternehmen genauso wie kleinere Betriebe mit Bedürfnissen nach einer professionellen Logistik», steht im Firmenporträt. (dvk) Die Arbeitgeberin zu den Landi-Filialen. «Die Ladungen sind wirklich breit gefächert, ich fahre manchmal auch Bauernhöfe an», erklärt Hediger, dem diese Abwechslung gefällt. «Ich bin auch froh, dass ich nicht immer in der gleichen Region unterwegs bin», fügt er an. Manchmal fahre er in die Ostschweiz, dann wieder eine Tour in die Zentralschweiz oder Richtung Bern. Auch Übernachten komme hin und wieder vor. «Ich bin generell gerne unterwegs», sagt er. «Deshalb hätte ich mir einen Beruf, bei dem man immer im selben Büro oder in derselben Werkstatt ist, nicht vorstellen können.» Bei der Berufswahl habe er sich auch für den Beruf des Lastwagenmechanikers interessiert. Spannend sei er schon, aber das Argument des Unterwegsseins habe schliesslich für eine Lehre als Strassentransportfachmann gesprochen – eine Wahl, die er nie bereut habe. Ein wichtiger Grund dafür ist, dass er die Lehre sehr positiv erlebt habe. «Die Ausbildung bei TRAVECO war wirklich super, man kümmert sich optimal um die Auszubildenden», sagt Tim Hediger, der auch heute noch mit Freude für seinen ehemaligen Lehrbetrieb arbeitet. Und: «Mit meinen Ausbildnern habe ich immer noch Kontakt.» «Es waren alle sackstark» Die meisten Berggipfel sind noch von Wolken verhangen und kaum zu sehen, Nebelschwaden ziehen über die bewaldeten Berghänge. Dennoch rüstet sich auch die Landi in Sarnen mit E-Bikes und Sonnenliegen für besseres Wetter. Dieses kommt auch noch nicht, als Tim Hediger nach Schattdorf im Kanton Uri unterwegs ist. Einige Paletten für die Landi und für Landi Agro, die Produkte speziell für die Landwirtschaft anbietet, lädt er dort ab. Dann macht er im Tankstellenshop eine Pause mit Kaffee und Gipfeli. Ein Thema darf man bei Tim Hediger natürlich nicht unerwähnt lassen: Seinen Meistertitel an den letztjährigen SwissSkills, den Berufsmeisterschaften in Bern. Zuerst sei er an der Lehrabschlussfeier auf die SwissSkills aufmerksam gemacht worden, erzählt er. Doch angemeldet habe er sich erst, als ihn ein TRAVECOMitarbeiter nochmals darauf angesprochen habe. «Ich habe nichts zu verlieren», dachte er sich und meldete sich an. Dass er am Schluss gewinnen würde, damit rechnete er zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Auch als er nach dem Casting die Zusage zur Teilnahme erhielt,

12 CAMION 5 / 2023 Serie «Junge Chauffeure» Nicht nur fahren, auch anpacken müssen Chauffeure können. Hier belädt Tim Hediger seinen Lastwagen mit über 30 Paletten Getränkekartons. Foto: Daniel von Känel steckte er die Ziele nicht sehr hoch. «Mein Ziel war, nicht am ersten Tag rauszufliegen», sagt er. «Nachdem ich dies geschafft hatte, wollte ich den TRAVECO-Rekord brechen, der bei der Halbfinalqualifikation lag.» Mit dem Erreichen des Finals schaffte er auch dieses Ziel. «Im Final kam schon der Ehrgeiz, aber ich habe trotzdem nie damit gerechnet, zu gewinnen», erinnert sich Tim Hediger. «Es waren alle Teilnehmenden sackstark. Und alles super Leute.» Er habe die SwissSkills ohnehin nicht als ein Gegeneinander empfunden. «Wenn jemand von einem Posten zurückkam, hat er mit den anderen darüber gesprochen und Tipps gegeben, auf was man besonders achten muss», erklärt er. «Es hat niemand geschwiegen, damit der andere schlechter abschneidet. Im Gegenteil: Man hat sich darüber gefreut, wenn jemandem etwas besonders gut gelungen ist.» Er empfehle allen jungen Strassentransportfachleuten, sich für die SwissSkills anzumelden. Richtiger Zeitpunkt für den Wechsel Die Tour wird ihn an diesem Tag unter anderem noch nach Sursee führen, wo er über 30 Paletten Getränkekartons aufladen und nach Nebikon bringen wird. Unterwegs verrät er, dass er seine Stelle bei der TRAVECO gekündigt hat – obwohl es ihm auch nach fünf Jahren noch sehr gut in diesem Unternehmen gefalle, dem er viel zu verdanken habe. Aber: «Ich werde in unseren Familienbetrieb einsteigen, die Hediger Recycling AG in Büron (LU)», erklärt er. Es habe genug Arbeit für einen weiteren Chauffeur, es sei jetzt der richtige Zeitpunkt. Damit lässt sich Tim Hediger auf neue Aufgaben ein. «Dort werde ich auch viel Kranarbeit machen», schaut er voraus. «Bei TRAVECO gehört das nicht zu meinen Aufgaben.» Auch die Strecken, die er dann fahren wird, werden meistens etwas kürzer sein. Was jedoch bleiben wird, ist die Lastwagenmarke, was ihn sehr freut: «Mein Vater war immer auf Scania eingestellt, und ich fahre auch am liebsten mit Scania-Lastwagen.» Der Einstieg in den Familienbetrieb sei für ihn immer der einzige vorstellbare Grund gewesen, beim jetzigen Arbeitgeber zu kündigen, hält er fest. Und: Eine Verbindung zu TRAVECO werde er auch in Zukunft haben, einfach in einer anderen, reduzierten Form. Mehr will er dazu aber noch nicht verraten und erkundigt sich, immer noch im grünen Dress, über die nächste Tour, bevor er Feierabend macht. (Daniel von Känel) auf ihrem Handy, Tablett, oder PC SWISS CAMION Les Routiers Suisses, Route de la Chocolatière 26, 1026 Echandens, Telefon 021 706 20 00 Auch online lesen auf www.swisscamion.ch

13 CAMION 5 / 2023 Xavier Berthod (r.) bei der symbolischen Schlüsselübergabe durch Nicolas Barthe, hier mit Patrick Berthod (l.) und Claudio Ferretti. Aktuell Fotos: Laurent Missbauer Berthod Transports «Unser Volvo FH Electric wird ausschliesslich mit Strom aus eigenen Solar-Panels geladen» Es war herrlich zu sehen, mit welcher Freude Xavier Berthod, der Direktor von Berthod Transport in Sitten (VS) sowie sein Bruder Patrick Berthod den neuen Volvo FH Electric, den ersten vollelektrischen Lastwagen in ihre Flotte aufnahmen. «Zwar ist sein Kaufpreis dreimal höher als der eines konventionellen Diesel-Lastwagens, aber er kostet dafür keine Schwerverkehrsabgabe und bei einer jährlichen Kilometerleistung von 70 000 Kilometern sparen wir 20 000 Franken Treibstoffkosten im Jahr», erklärte Xavier Berthod. «Zudem», so fügte er hinzu, «wird unser FH Electric ausschliesslich mit Strom versorgt, den wir mit unseren Solarpanels auf dem Dach unseres Unternehmens erzeugen. Sie produzieren jedes Jahr 220 000 kWh. Wir haben ausgerechnet, dass unser FH Electric bei einer Jahreskilometerleistung von 70 000 km rund 91 000 kWh pro Jahr verbraucht.» Zufriedenheit zeigte sich auch bei Nicolas Barthe, dem Verkaufsdirektor von Volvo Trucks Schweiz, sowie bei Claudio Ferretti, dem «E-Mobility Solutions Manager» von Volvo Trucks Schweiz. Sie waren eigens angereist, um Berthod einen riesigen symbolischen Schlüssel zu überreichen. «Dieser FH Electric ist bereits unser 40. elektrische Lastwagen der schweren Baureihe, den wir in der Schweiz ausgeliefert haben. Nachdem wir im Jahr 2022 schon 47 Bestellungen FH und FMX Electric entgegennehmen konnten, sind es 2023 bereits 60 Stück», freute sich Nicolas Barthe. Der Verkaufsdirektor von Volvo Trucks Schweiz war im Übrigen auch begeistert von der Tatsache, dass Berthod Transports anlässlich der Übergabe den FH Electric zwischen einem FH I-Save Diesel und einem FH LNG positioniert hatte. «Das zeigt sehr gut die Strategie von Volvo Trucks. Um in der Zukunft CO2-neutral zu werden, bieten wir gleich mehrere Lösungen an. Es ist dabei wichtig zu wissen, dass unsere Diesel-Lastwagen längst auch mit synthetischem Treibstoff laufen», schloss Nicolas Barthe. (Laurent Missbauer) Claudio Ferretti (l.), «E-Mobility Solutions Manager» von Volvo Trucks Schweiz, und Nicolas Barthe,Verkaufsdirektor von Volvo Trucks Schweiz. Der neue Volvo FH Electric wurde bei Berthod Transports zwischen einem Diesel-FH und einem LNG-FH (Flüssigerdgas) präsentiert.

14 CAMION 5 / 2023 Weiterbildung CZV Kurs «Kranausbildung Kat. C + Anschlagen von Lasten (Suva)» Die Kursleiter der Routiers Suisses halten ihre Kurse nicht nur in den eigenen Räumlichkeiten in Echandens (VD) und Würenlos (AG) sowie in anderen dafür anDie Kursleiter der Routiers Suisses unterrichten auch in Firmen. Hier gibt John Oberson den Kurs «Kranausbildung Kat. C + Anschlagen von Lasten (Suva)» in den Räumlichkeiten der Firma Duckert, einer auf Strassenbau und -unterhalt spezialisierten Neuenburger Aktiengesellschaft. Fotos: Laurent Missbauer Personen, die Lasten anschlagen und einen Kran der Kategorie C bedienen, müssen in Zukunft über ein entsprechendes Zertifikat verfügen. Genau einen dieser CZV Weiterbildungskurse,den Les Routiers Suisses in der Firma Duckert SA in Cortaillod (NE) gaben, haben wir besucht. gemieteten Räumen ab, sondern auch bei Firmen. So wurde auch am 18. März der Kurs «Kranausbildung Kat. C + Anschlagen von Lasten (Suva)», in Cortaillod, bei Duckert, einer im Strassenbau und Strassenunterhalt tätigen Aktiengesellschaft, durchgeführt. Kursleiter ist John Oberson-Grzesinski. Der 34-Jährige ist einer der neuen Kursleiter von Les Routiers Suisses in der Westschweiz und verfügt über langjährige Erfahrung als Lastwagenchauffeur, insbesondere in einem auf Transport und Hebetechnik spezialisierten Unternehmen. Er ist zudem ausgebildeter Begleitfahrer für polizeilich genehmigte Spezialtransporte sowie Ausbilder von Militärhundeführern. Eine obligatorische Ausbildung Nach der herzlichen Begrüssung bringt John Oberson die Sache schnell auf den Punkt. Er ruft in Erinnerung, dass ein Autokran, dessen Lastmoment maximal 400 000 Nm beträgt und dessen Auslegerlänge 22 Meter oder kleiner ist, zu den Kranen der Kategorie C gehört und dass seine Bedienung ab August nur noch nach Absolvierung des obligatorischen Weiterbildungskurses gestattet ist. Dieser von der Suva vorgeschriebene Kurs verfolgt die Absicht, Verletzungen und Sachbeschädigungen beim Auf- und Abladen von Lasten vorzubeugen. John Oberson geht anschliessend auf Vorschriften und Gesetze zur Bedienung von Kranen ein. So muss ein Kran alle vier Jahre überprüft werden. Bei den praktischen Übungen zeigt er, ausgerüstet mit Helm und Warnweste, die Stelle am Kran, an der der Termin für die nächste Prüfung angegeben ist (Fotos unten links und rechts). Er erinnert auch daran, dass bei der Verwendung des Krans alle Hubstützen des Lastwagens ausgefahren sein müssen. «Ein Kran muss alle vier Jahre geprüft werden. Der nächste Prüfungstermin befindet sich hier.» Die nächste Prüfung dieses Palfinger Krans ist für den Januar 2024 angesetzt. Das Ausbildungszertifikat wird nach Absolvierung eines eintägigen Kurses ausgestellt, an den sich zwingend ein halbtägiger praktischer Unterricht anschliessen muss, der intern in einem anerkannten Unternehmen dokumentiert wird.

15 CAMION 5 / 2023 «Der Kranlastwagen darf nur auf festem Untergrund abgestellt werden. Auch ist darauf zu achten, dass sich unter den Stützen keine Hohlräume befinden, zum Beispiel Rohre, unterirdische Zisternen oder alte Baugruben», präzisiert John Oberson. «Auch muss sichergestellt sein, dass die Räder des Trucks immer perfekt auf dem Boden aufsitzen und man muss wissen, welches die gebremsten Achsen sind.» Man muss sich ausserdem bewusst sein, dass beim Arbeiten mit dem Kran das Chassis vielen Verdrehungen ausgesetzt ist, was zum Verrutschen der Räder führen kann. Das Anbringen von Keilen unter den Rädern (Foto unten) ist daher unerlässlich. Ebenso wichtig ist die Wahrung eines Sicherheitsabstandes zu einer Grabung, Beim Arbeiten mit dem Kran nicht vergessen, Keile zu unterlegen. Nach der Theorie ist der zweite Teil der Praxis, also dem Umgang mit dem Kran gewidmet. Warnweste und Helm sind obligatorisch. Fotos: Laurent Missbauer Alle Personen, die Lasten anschlagen, also mit einer Schlinge (Seile, Kabel …) arbeiten, müssen sich ab 1. April 2023 mit einem entsprechenden Zertifikat ausweisen (SWISS CAMION 3/2023). Ab 1. August 2023 gilt diese Zertifikatspflicht ebenfalls für Personen, die einen Kran der Kategorie C bedienen. Diese Zertifikate können in den durch Les Routiers Suisses angebotenen Weiterbildungskursen CZV (Chauffeurzulassungsverordnung) erworben werden. Kategorie C umfasst insbesondere Kranlastwagen mit einem maximalen Lastmoment von 400 000 Nm und einer Auslegerlänge von 22 Metern oder weniger. Das Ausbildungszertifikat wird nach Absolvierung eines eintägigen Kurses (wie wir ihn im Hauptartikel vorstellen) ausgestellt, an den sich zwingend ein halbtägiger praktischer Unterricht anschliessen muss, der intern in einem anerkannten Unternehmen dokumentiert wird. (L. M.) Bald obligatorisch John Oberson zeigte auch, wie die Sicherheit des Kranhakens geprüft werden kann. einer Böschung, Stromleitungen, Laternenpfählen und Gebäuden. Auch dürfen keine Bäume beschädigt werden, die eventuell in unmittelbarer Nähe des Einsatzortes stehen. «Es gibt Gemeinden, die euch gesalzene Rechnungen zustellen, auch wenn nur ein einzelner Ast abgebrochen wurde», hält John Oberson fest. Praktische Übungen Nach der Theorie, in der John Oberson auch mehrsträngige Anschlagmittel und deren Tragfähigkeit detailliert vorstellte (Foto nebenstehend), widmete sich der zweite Teil des Kurses praktischen Übungen, wie der Überprüfung der Sicherheit des Kranhakens, der Wahl der richtigen Verankerungsstelle, der Berücksichtigung des Schwerpunkts des Anschlagguts und der Handhabung des Krans unter Beachtung der Sicherheitsregeln. Natürlich hielt der Kursleiter bei diesen Übungen auch nicht mit Ratschlägen zurück. Nach Beendigung dieses praktischen Teils kehrten alle Teilnehmer in den Klassenraum zurück, wo sie zehn Prüfungsfragen zu beantworten hatten. Dies ermöglichte es, festzustellen, ob sich das während des spannenden Kurstages angeeignete Wissen auch gefestigt hat. Es konnte festgestellt werden, dass einige dieser Fragen zu recht intensivem Nachdenken geführt haben. (Laurent Missbauer) Ausführliche Präsentation von Mehrstranggehängen und deren Tragfähigkeit.

16 CAMION 5 / 2023 Titelstory Das Walliser Unternehmen Videsa SA vertraut MAN seit über 20 Jahren Die Videsa SA wurde 1966 in Sitten (VS) gegründet und ist sich nach wie vor ihrer sozialen, aber auch ökologischen Rolle bewusst. Ihre Flotte zählt heute rund zehn LastDer MAN TGS 28.510 der Videsa SA ist vom spezialisierten Unternehmen Kaiser im Fürstentum Liechtenstein aufgebaut worden. Fotos: Laurent Missbauer Das Walliser Unternehmen Videsa SA ist im Sanierungsbereich, sprich der Wasseraufbereitung, Kanalreinigung und Grubenleerung tätig und vertraut seit 20 Jahren der Marke MAN.«Es sind wirklich tolle Lastwagen»,betont Chauffeur Randy Rossini, der einen neuen MAN TGS 28.510 steuert, dessen Komfort er vor allem schätzt. wagen, die meisten MAN, eine Marke, der die Firma seit über 20 Jahren vertraut. Firmenchef der Videsa SA, Pierre-Antoine Glassey nennt die Gründe für diese Treue: Er sei nicht nur sehr zufrieden mit der Garage Troillet, die in Sitten seit 1971 für die Marke MAN steht, sondern auch mit ihren Nutzfahrzeugen. «Wir haben nie irgendwelche Probleme gehabt», präzisiert Pierre-Antoine Glassey. «Hervorragende Lastwagen» Randy Rossini, der Chauffeur des MAN TGS 28.510, hier im Bild auf diesen beiden Seiten, zeigt sich ebenfalls äusserst zufrieden: «Die MAN sind in der Tat hervorragende Lastwagen. Was mir an meinem MAN TGS besonders gefällt, ist seine Handlichkeit. Sein Wendekreis ist super. Sehr gut sind auch Fahrwerk und Lenkung. Sein Aufbau wurde von dem hoch spezialisierten Unternehmen Kaiser im Fürstentum Liechtenstein realisiert.» «Auch was den Komfort anbelangt, ist er perfekt», fügt Randy hinzu. Das bestätigt im Grunde, was MAN in seinen Prospekten verspricht: «Bei uns steht der Chauffeur an erster Stelle. Die ergonomische Kabine beispielsweise ist konstruiert worden, dass sie dem Fahrer bestmöglichen Komfort bietet. Randy Rossini zeigt hier einige der Besonderheiten seines MAN TGS 28.510. «Der Komfort des MAN ist wirklich top», be- stätigt der Walliser Chauffeur Randy Rossini.

17 CAMION 5 / 2023 Das trifft auch auf die Sitze zu. Vor allem, was den Rücken betrifft, merkt der Fahrer auch im ruppigsten Gelände nichts.» Ein weiterer Punkt, der Randy Rossini an seinem MAN begeistert, ist der 510-PS-Motor. «Er spricht sehr gut an, auch wenn der 10 600-Liter-Tank randvoll ist», versichert er. Mit Videsa-Hilfschauffeur Thomas Bornet zusammen führt er vor, wie man den Tank aufstellt, um auch die verschiedenen Ausrüstungen am Heck des Lastwagens zeigen zu können. Mit ihnen ist es möglich, Abflüsse zu reinigen, Klärschlamm zu transportieren oder verstopfte Kanäle durchzuspülen, um nur drei der vielen Aufgaben zu erwähnen, die man mit diesem technischen Wunderwerk erledigen kann. Randy Rossini führte zudem auf der rechten Seite des Lastwagens einen Kontrollbildschirm vor, über den man die Funktion der Ausrüstung steuern kann. Sowohl das Spülen als auch das Saugen kann individuell und stufenlos über einen Drehknopf geregelt werden. Die Videsa-Lastwagen können aber …Spezialausrüstungsdetails vorzuführen und das Heck des Lastwagens zu kontrollieren. Fotos: Laurent Missbauer auch zur Strassenreinigung oder bei dringenden Fällen von Umweltverschmutzungen oder Überschwemmungen eingesetzt werden – alles Aufgaben, die Randy Rossini Es ist an der Zeit, verschiedene … Randy Rossini und Thomas Bornet, Chauffeur und Hilfsfahrer der Videsa SA. Auf der rechten Seite des Lastwagens befindet sich ein Kontrollmonitor von Kaiser, dem Spezialisten, der den Aufbau realisiert hat. und sein MAN hochprofessionell ausführen, ganz im Sinn eines Unternehmens, das sich seiner sozialen und ökologischen Bedeutung bewusst ist. (Laurent Missbauer) Über den Kontrollmonitor kann man unter anderem die Saugfunktion überprüfen. Sie ist unabhängig von anderen Funktionen.

18 CAMION 5 / 2023 Schwerverkehr Mehr Lastwagen kontrolliert Schwerverkehrskontrollen erhöhen die Verkehrssicherheit, sorgen für eine bessere Einhaltung der Vorschriften und damit für einen fairen Wettbewerb. Dies sagen das Bundesamt für Strassen (ASTRA) und das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) in ihrer gemeinsamen Medienmitteilung zu den Schwerverkehrskontrollen im 2022. «Die Kantone haben im Auftrag des Bundes die mobilen Schwerverkehrskontrollen seit rund 20 Jahren intensiviert», heisst es darin. 2022 seien ergänzend zur normalen polizeilichen Arbeit insgesamt 94988 Stunden mobile Schwerverkehrskontrollen auf den Strassen geleistet worden. Weitere 114 125 Schwerverkehrskontrolle an der Grenze: Im Rahmen von Zollkontrollen werden auch Lastwagen und Chauffeure überprüft. Foto: BAZG Im letzten Jahr wurden 129067 Lastwagen, Sattelschlepper, Lieferwagen und Busse durch den Bund und die Kantone kontrolliert. Dabei kam es zu 23790 Beanstandungen – wie in den letzten Jahren vor allem wegen Verstössen gegen Gewichte und Abmessungen, technischer Mängel sowie wegen ARV-Verstössen. Kontrollstunden seien in den Schwerverkehrszentren durchgeführt worden. Zusätzlich zu den Polizeien überprüfe auch das BAZG im Rahmen von Zollkontrollen Fahrzeuge und Chauffeure. Die Statistik der Polizeikontrollen In den sieben Schwerverkehrskontrollzentren des Bundes wurden 32153 Lastwagen, Sattelschlepper, Lieferwagen und Busse geprüft. Das sind 1,9% mehr als im Vorjahr. Beanstandet wurden 1887 schweizerische (+2,9%) und 9580 ausländische Fahrzeuge und/oder Chauffeure (+4,4%). Davon mussten 319 schweizerische (–1,2%) und 2063 ausländische Fahrzeuge stillgelegt und/oder den Chauffeuren die Weiterfahrt verwehrt werden (–2,2%). Nebst den Kontrollen in den Schwerverkehrskontrollzentren führen die Polizeien auch mobile Kontrollen durch. Dabei wurden im letzten Jahr insgesamt 58947 Lastwagen, Sattelschlepper, Lieferwagen und Busse kontrolliert (+0,6% gegenüber 2021). Davon wurden 5708 schweizerische (–1,2%) und 3739 ausländische Fahrzeuge und/ oder Chauffeure (–9,6%) beanstandet. 1490 schweizerische (+11%) und 828 ausländische Fahrzeuge mussten stillgelegt und/oder den Chauffeuren musste die Weiterfahrt verwehrt werden (–5,5%). Zunahme bei ARV-Verstössen Zu Beanstandungen und Stilllegungen kam es laut der Medienmitteilung wie in den letzten Jahren vor allem wegen Missständen bei den Gewichten und Abmessungen (10 592 Fälle, –0,6% gegenüber 2021), aufgrund technischer Mängel (6858 Fälle, –0,6%) sowie wegen Missachtung der Arbeits- und Ruhezeiten (4010 Fälle, +1,2% gegenüber 2021). Manipulationen am Abgassystem (unter anderem Adblue-Manipulationen) wurden 77-mal festgestellt (+87,8 %). Schwerverkehrskontrollen durch das BAZG Die Statistik der Kontrollen durch den Zoll Das BAZG hat im letzten Jahr an den Grenzübergängen 37967 Lastwagen, Sattel­

19 CAMION 5 / 2023 Nutzfahrzeuge kauft/verkauft man im Internet. 1 | FIRST | NEXT | FINAL | FIRST | NEXT | FINAL | FIRST | NEXT | FINAL Buchen Sie die CZV-anerkannten Kurse bei uns Seit Dezember in Betrieb: Das Schwerverkehrskontrollzentrum Giornico im Tessin überprüft die Lastwagen, die nach Norden fahren. schlepper, Lieferwagen und Busse verkehrspolizeilich kontrolliert. Davon wurden 252 schweizerische und 2624 ausländische Fahrzeuge und/oder Chauffeure im Sinn der Schwerverkehrsstatistik beanstandet. Die meisten Fälle betrafen auch hier Missstände bei den Gewichten und Abmessungen (2340 Fälle), technische Mängel (335 Fälle) sowie die Missachtung der Arbeits- und Ruhezeiten (265 Fälle). Neue Kontrollzentren Am 2. Dezember 2022 ist das Schwerverkehrskontrollzentrum (SVKZ) Giornico TI auf dem Areal des ehemaligen Stahlwerks Monteforno in Betrieb gegangen. «Nun wird auch auf der Südseite der in Richtung Gotthard fahrende Schwerverkehr kontrolliert», schreiben ASTRA und BAZG dazu. Das Zentrum in Giornico ergänze das seit 2009 bestehende SVKZ Ripshausen UR auf der Nordseite. Mit der Inbetriebnahme des SVKZ Giornico werde der Schwerverkehr auf beiden Seiten der drei Alpenübergänge Simplon, Gotthard und San Bernardino sowie auf der Nordseite des Grossen St.Bernhards kontrolliert. Am 31. August 2022 fand zudem der Spatenstich für das SVKZ in Oensingen statt. «Die Bauarbeiten werden voraussichtlich im Sommer 2024 abgeschlossen sein», heisst es. Anschliessend gehe das SVKZ in Betrieb. (Daniel von Känel) Foto: ASTRA

20 CAMION 5 / 2023 Porträt Er fährt den ganzen Fuhrpark Die Arbeit geht den Angestellten des Werkhofs der Stadt Chur nie aus. Die Multisammelstelle zum Beispiel wird schon an einem gewöhnlichen Montagmorgen sehr gut besucht. Sie öffnet um 7 Uhr, und schon kurz darauf sind viele der Parkfelder neben den Mulden mit Autos von Leuten besetzt, die etwas zu entsorgen haben. Ob Papier, Karton, Elektrogeräte, Bauschutt oder Grüngut: Bei der Multisammelstelle kann all dies und noch viel mehr entsorgt werden. «Hier läuft immer etwas», sagt Bernd Trey. «Am Samstag hat es natürlich am meisten Leute.» Das bedeutet, dass jeweils freitags und montags besonders viel für jene zu tun ist, die dafür sorgen, dass genügend Platz für die entsorgte Ware zur Verfügung steht. «Am Multisammelstelle beim Werkhof der Stadt Chur: Bernd Trey ist unter anderem dafür verantwortlich, dass die vollen Mulden geleert werden. Fotos: Daniel von Känel Bernd Trey ist Chauffeur und beim Werkhof der Stadt Chur angestellt. Fuhr der Präsident der Sektion Graubünden von Les Routiers Suisses früher mit Stückgut durch die ganze Schweiz, ist er heute mit allen möglichen Fahrzeugen unterwegs oder arbeitet bei der Multisammelstelle auch ausserhalb eines Führerhauses. Bauschutt: Bernd Trey sichert die Ladung noch mit einem Netz. Freitag schauen wir, dass alle Mulden leer sind, und am Montag leeren wir zuerst die vom Samstag vollen Mulden», erklärt Trey. Bei unserem Besuch an einem Montagmorgen verschafft er sich deshalb zuerst einen Überblick über die Füllstände der Mulden und begibt sich dann zur Garage, wo der Lastwagen mit Hakengerät parkiert ist. Er hebt ihn zuerst per Lift etwas an und macht eine gründliche Abfahrtskontrolle. Dann fährt er auf den Platz hinter den Mulden und zieht jene für Karton auf den Lastwagen. Er platziert sie auf den Platz und holt eine leere Mulde, damit die Sammelstelle wieder komplett ist. Mit dem

21 CAMION 5 / 2023 Die Arbeit mit den Mulden erfordert viel Präzision (Bild oben), weil sie bei der Sammelstelle einem exakt vorgegebenen Platz zugewiesen sind. Vom Steuer des Lastwagens wechselt Bernd Trey beispielsweise auch an jenes eines Staplers (Bild unten). Gründlich: Morgendliche Abfahrtskontrolle. Die Sammelstelle ist stets gut besucht. Karton geht es danach in eine Entsorgungsfirma ganz in der Nähe des Werkhofs. «Weite Strecken fahre ich nicht mehr», sagt Bernd Trey. «Das war früher anders. Ich fuhr Stückgut in der ganzen Schweiz.» Dafür fahre er heute alle möglichen Fahrzeuge – vom Lastwagen über den Lieferwagen bis zur Wischmaschine. Nach dem Ablad des Kartons ist Styropor an der Reihe. Dafür holt er den Lieferwagen und lädt das Gebinde gleich selbst mit dem Stapler auf. «Die Arbeit beim Werkhof ist sehr vielfältig», sagt er. «Wir sind auch für den Unterhalt der Strassen auf dem Stadtgebiet und der Bäche verantwortlich. Im Winter fahre ich auch mit Pflug und Salzstreuer, das gibt dann manchmal spontane Sonderschichten.» «Wir sind eine Wegwerfgesellschaft» Bernd Trey wechselt erneut das Fahrzeug. In Absprache mit dem Verantwortlichen für die Sammelstelle wird er nun die Sperrgutmulde nach Untervaz in die Kehrichtverbrennungsanlage bringen. Für die klassischen Kehrichtfahrzeuge gibt es übrigens eine eigene Chauffeurengruppe – es sind die einzigen Fahrzeuge, mit denen Trey nicht mehr fährt. Bei seinen Einsätzen, sei es bei der Sammelstelle oder irgendwo in der Stadt, denke er immer wieder: «Eigentlich ist es wahnsinnig, was wir für eine Wegwerfgesellschaft sind.» Obwohl er dies jeden Tag sehe, versuche er, nicht immer darüber nachzudenken. «Unsere Aufgabe ist es, für eine saubere Stadt zu sorgen», sagt er. Und dafür, dass das Weggeworfene am richtigen Ort lande. Es würde aber gewissen Leuten schon guttun, einmal zu sehen, wie viel Arbeit im Entsorgungswesen stecke. Der richtige Ort für den Inhalt der Sperrgutmulde, die Kehrichtverbrennungsanlage Untervaz, ist schnell erreicht. Nach dem Ablad gehts zurück nach Chur, wo bereits die nächste volle Mulde wartet. Nach wie vor kommen Autos und Lieferwagen an, die unterschiedliche Mengen an Entsorgungsgut bringen. «Die Multisammelstelle in Chur ist sehr beliebt in der ganzen Region», sagt Bernd Trey, der selber in der Graubündner Kantonshauptstadt wohnt. Den Bündner Dialekt spricht er aber nicht schon seit der Kindheit, was vermutlich nur wirklich eingefleischten Bündnern noch auffallen dürfte. «Ich bin am Rohrdorferberg im Kanton Aargau aufgewachsen und habe dort die Lehre als Sanitär- und Heizungsinstallateur gemacht und lange in diesem Beruf gearbeitet», verrät er uns. Anfang der Neunzigerjahre habe er eine Veränderung gebraucht. «Ich ging für zwei Saisons nach Arosa und arbeitete am Skilift», sagt er und fügt lachend an: «Da habe ich gemerkt, dass die im Bündnerland nicht nur am Wochenende schönes Wetter haben.» Er ist nie mehr zurückgekehrt. «Es zieht mich nicht mehr weg, ich bin längst hier verwurzelt.» Ein Quereinsteiger Chauffeur ist Bernd Trey mit 34 geworden. «Ich war ein Quereinsteiger», sagt der heute 57-jährige. Der Beitritt zu Les Routiers Suisses erfolgte kurz nach der Lastwagenprüfung. Zuerst sei er für die Organisation eines Geschicklichkeitsfahren zuständig gewesen. «Da war der Schritt in den Vorstand nicht mehr weit», erklärt er. Dort habe er alle möglichen Ressorts wie Material, Relais oder Berufsbildung kennengelernt und verantwortet. Als dann auf 2017 ein neuer Präsident gesucht wurde, hat man jenen mit der grössten Erfahrung vorgeschlagen: Bernd Trey. «Ich finde es wichtig, dass wir uns für den Chauffeurenberuf einsetzen», hält er fest. «Der Verband ist auch für die jungen Chauffeure wichtig.» Denn: «Ich will als Pensionär nicht vor leeren Regalen im Laden stehen.» Und wohl auch nicht in einer zugemüllten Stadt. Deshalb macht sich Bernd Trey auf, noch einige weitere Mulden zu leeren, die bereits wieder voll sind. (Daniel von Känel)

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