Ausgabe Nr. 6/2023

ISSN 1423-4319 Fr. 7.50 Renault Trucks Der neue C520 EVO SERIE «JUNGE CHAUFFEURE» Beruf als Leidenschaft PORTRÄT Hans Lütolf NEUHEITEN DAF XDC und XFC Die Fachzeitschrift für Berufschauffeure 6/2023

2 SWISS CAMION Wird an die obligatorische Weiterbildung für Berufschauffeure gemäss Chauffeur- zulassungsverordnung angerechnet (CZV). Haben wir Ihr Interesse geweckt? Gerne gehen wir auf Ihre betrieblichen Bedürfnisse ein. Les Routiers Suisses Tel. 021 706 20 00 La Chocolatière 26 Fax 021 706 20 09 1026 Echandens www.routiers.ch Kursangebot: LES ROUTIERS SUISSES SCHWEIZER BERUFSFAHRER Les Routiers Suisses bieten ein umfangreiches Kursprogramm. Die Kurse werden laufend den Bedürfnissen angepasst. Durch den Praxisbezug werden sie von Chauffeuren, Verladepersonal, Disponenten und Fahrlehrern sehr geschätzt. Ausweis / Erneuerung: 4 Wer ein Fahrzeug mit gefährlichen Gütern führen will, muss einen Gefahrgutkurs absolvieren. 4 Fahrzeuge mit Tank benötigen eine Zusatzausbildung. 4 Der Ausweis ist fünf Jahre gültig. Der Ausbildungsstand für den Transport gefährlicher Güter muss innerhalb des letzten Jahres der Gültigkeit durch den Besuch eines Wiederholungskurses erneuert werden. 4 Der Ausweis wird ab dem Ablaufdatum wieder für fünf Jahre verlängert. BERUFLICHE WEITERBILDUNG FORMATION PROFESSIONNELLE Transport von Gefahrgut Schulung in den Bereichen Grundausbildung, Wiederholungskurs und Zusatzausbildung Tankwagen. Diese Schulungen finden in Zusammenarbeit mit den kantonalen Polizeikorps und Strassenverkehrsämtern statt.

1 4 / 2023 EDITORIAL TITELSEITE Das Unternehmen Niederberger Transport AG braucht robuste Lastwagen. Aus diesem Grund besteht der gesamte Fuhrpark aus Renault Trucks, nämlich fünf C520. Der neueste Lkw wird von Chauffeur Louis Keller gefahren. «Er ist ein hervorragendes Arbeitsgerät, robust, leistungsstark und sparsam zugleich», sagte er uns. FOTO: DANIEL VON KÄNEL SERIE «JUNGE CHAUFFEURE» Loïc Lathion (20) 2 VERBAND CZV-Prüfung wird neu organisiert 4 RECHT Arbeitsgesetz: Firmen sollen endlich strafrechtlich verfolgt werden können 6 AKTUELL Ein Enginius Wasserstoff-Lkw für Haldimann in Murten 8 SAN BERNARDINO Autobahn und angrenzende Dörfer sollen entlastet werden 13 AKTUELL Kommentar zur Delegiertenversammlung der Astag in Neuenburg 14 PORTRÄT Hans Lütolf, über 50 Jahre Wirt im Routiers-Relais Gampel-Steg 20 NEUHEITEN Am Steuer der XDC und XFC 30 REPORTAGE Unser ehemaliger Chefredaktor setzte sich wieder hinter das Lkw-Steuer Lächerlichkeit tötet nicht! Wasserstoffbetriebene Lastwagen, 3D-Drucker zur Herstellung von Ersatzteilen, Ausbau der Umschlagzentren von der Schiene auf die Strasse, durch die jedes Jahr Hunderttausende von Lkw-Kilometern vermieden werden können... Diese sind nur einige der entschieden zukunftsorientierten Themen, die wir in dieser Ausgabe behandeln. Die heutige Zeit ist zweifellos eine Zeit des Wandels. Das Layout unserer Monatszeitschrift ändert sich, und im Strassenverkehrssektor, in dem alternative Antriebe (Wasserstoff, Elektrizität …) immer mehr an Bedeutung gewinnen, ändern sich viele Gewohnheiten. Was sich leider nicht ändert, sind die Aussagen der Verantwortlichen der Astag, des Verbands der im Strassentransport tätigen Unternehmer, zu den Chauffeurlöhnen. So betonte der Präsident der Astag, der Aargauer Ständerat Thierry Burkart, an der jüngsten Delegiertenversammlung, dass die Astag in diesem Jahr vor allem zwei Ziele verfolgen werde: die Förderung des Nachwuchses und die Verstärkung der Medienpräsenz. Wenn man die Pressemitteilung liest, die die Astag im Anschluss an die Delegiertenversammlung veröffentlichte, sagt man sich, dass der Verfolgung dieser beiden Ziele nicht gerade der beste Start beschieden ist. Die Pressemitteilung trug den Titel «Nachwuchsförderung: Strassentransportgewerbe im Trend – Stau als Jobkiller Nr. 1». Die Tatsache, dass bereits im Titel der Pressemitteilung erwähnt wird, dass das Strassentransportgewerbe mit Staus zu kämpfen hat, scheint uns nicht sehr klug zu sein, um neue Fahrer anzuziehen, die unsere Wirtschaft dringend benötigt. Darüber hinaus grenzt die Behauptung «Staus sind Jobkiller Nr. 1» an intellektuelle Unredlichkeit, wie wir in unserem Kommentar auf Seite 13 erläutern. Was es schwierig macht, neue Fahrer zu rekrutieren, sind nicht die Staus, sondern die fehlenden attraktiven Lohnbedingungen. Und diese Lohnbedingungen werden nicht dadurch attraktiv, dass man dreimal hintereinander lächerlich wiederholt: «Die Löhne sind fair in unserer Branche», wie es André Kirchhofer, Vizedirektor der Astag, während der Delegiertenversammlung tat! Lächerlichkeit ist zum Glück nicht tödlich! Zwar gibt es eine Mehrheit der Transportunternehmen, die ihre Chauffeure anständig bezahlt, aber es gibt immer noch zu viele, die ihren Chauffeuren Löhne zahlen, von denen sie in der Schweiz nicht leben können. Dagegen kämpft der Verband «Les Routiers Suisses», mit 16 000 Mitgliedern der grösste Verband der Branche. Laurent Missbauer, Chefredaktor IMPRESSUM SWISS CAMION, Route de la Chocolatière 26, 1026 Echandens. Tel.: 021 706 20 00, swisscamion@routiers.ch Chefredaktor: Laurent Missbauer | Redaktor: Daniel von Känel Mitarbeitende der Redaktion: Sarah Amat, Kéren Haller, Elvedin Mesic, David Piras, Hans-Peter Steiner und Erich Urweider. Anzeigen: Kéren Haller, khaller@routiers.ch | Druck: Vogt-Schild Druck SA, 4552 Derendingen, www.vsdruck.ch Inserateverwaltung: Les Routiers Suisses, Route de La Chocolatière 26, 1026 Echandens. Tel.: 021 706 20 00, annonces@routiers.ch Auflage WEMF-beglaubigt: 18 160 Exemplare (grösste Auflage der Branche in der Schweiz) | Jahresabonnement: 90 Franken www.swisscamion.ch Kontakt: Renault Trucks Schweiz, Heimstrasse 45, 8953 Dietikon. www.renault-trucks.ch 10 34 Relais Routiers 40 Kursangebote 42 Kanton Tessin 45 Sektionsaktivitäten

2 SWISS CAMION VERBAND Ablauf heute: Ab dem 1.1.2024 wird die Durchführung der CZV-Prüfung neu organisiert. Laut asa, der Vereinigung der Strassenverkehrsämter, werden im Juni die Neuerungen auf der Internetseite www.cambus.ch aufgeschaltet und anschliessend laufend mit Details ergänzt. Teilprüfungen und ihre Reihenfolge Wer den Fähigkeitsausweis erwerben möchte und die Kategorien C/C1 oder D/ D1 nach dem 1. September 2009 erworben hat, muss die CZV-Prüfung bestehen. Nach der schriftlichen Zusatztheorieprüfung und der Prüfungsfahrt beim Strassenverkehrsamt, die für den Erhalt des Führerausweises erforderlich sind, müssen für den Fähigkeitsausweis heute fünf Teilprüfungen bestanden werden. Neu werden zwei der bisherigen mündlichen Prüfungen als elektronische Prüfung beim Strassenverkehrsamt angeboten. Als Erstes muss die schriftliche Theorieprüfung erfolgreich absolviert werden. Anschliessend können die vier Teilprüfungen bei der ASTAG abgelegt werden. Auch nach dem 1.1.2024 muss die Kandidatin / der Kandidat fünf Teilprüfungen erfolgreich absolvieren. Nach der bestandenen schriftlichen Theorieprüfung CZV muss die Kandidatin / der Kandidat beim Strassenverkehrsamt zwei weitere Prüfungen absolvieren. Die E-Prüfung ist eine Praxissituation, die aus fünf Fragen mit zweimal Die neue Prüfungsorganisation CZV besteht aus der ASTAG und dem Berufsverband Les Routiers Suisses, der für die Geschäftsführung der Prüfungsorganisation verantwortlich ist. Zudem werden zwei E-Prüfungen eingeführt. CZV-Prüfung: Das ändert sich ab 1.1.2024 TEXT: DANIEL VON KÄNEL, ASA ILLUSTRATIONEN: ASA «Am 11. Mai konnte die asa mit diesen zwei Organisationen der Arbeit, der ASTAG und Les Routiers Suisses, den Leistungsauftrag CZV-Prüfungen für den mündlichen und praktischen Teil unterschreiben», sagt die asa, die Vereinigung der Strassenverkehrsämter. Auch ab 1.1.2024 werden die Kandidatinnen und Kandidaten die Prüfungen in verschiedenen Prüfungsstützpunkten über die Schweiz verteilt in Deutsch, Französisch und Italienisch absolvieren können. fünf und dreimal vier mit Bildern illustrierten Antwortoptionen besteht, die mittels Drag-and-Drop in die Lösungsfelder gezogen werden müssen. Erst nachdem die Kandidatin / der Kandidat auch diese zwei E-Prüfungen bestanden hat, kann er sich bei einem Prüfungsstützpunkt anmelden und die mündliche und praktische Prüfung absolvieren. Für die Prüfungsinhalte und die Vorbereitung ergeben sich keine wesentlichen Änderungen. Inhalte und Fragestellungen werden den aktuellen Bedürfnissen angepasst. Die Prüfungen sollen dadurch weder einfacher noch schwieriger werden. Im Sommer wird auf cambus.ch eine Demo-Version der neuen E-Prüfungen aufgeschaltet. Verantwortungen neu geregelt Die Prüfungsorganisation CZV besteht aus der ASTAG und Les Routiers Suisse. Sie tragen die operative Verantwortung für die Durchführung der letzten zwei Teilprüfungen. Für die Geschäftsführung der Prüfungsorganisation CZV ist Les Routiers Suisse verantwortlich. «Am 11. Mai konnte die asa mit diesen zwei Organisationen der Arbeit, der ASTAG und Les Routiers Suisses, den Leistungsauftrag CZV-Prüfungen für den mündlichen und praktischen Teil unterschreiben», teilt die asa mit. Wie schon heute kann die Kandidatin / der Kandidat die Prüfungen in verschiedenen Prüfungsstützpunkten über die Schweiz verteilt in Deutsch, Französisch und Italienisch absolvieren. Koordination und Administration Die Koordination und Administration werden ab 1.1.2024 von der asa übernommen. Im Prüfungsverwaltungssystem (PVS) kann die Kandidatin / der Kandidat ihren / seinen Prüfungsstand jederzeit abfragen und sich nach dem erfolgreichen Absolvieren der drei ersten Teilprüfungen für die weiteren Teilprüfungen bei der Prüfungsorganisation CZV anmelden. Die Prüfungsexperten verfügen über eine Ausbildungsbestätigung der asa und weisen regelmässige Weiterbildungen nach. Die Prüfungsfragen in allen Prüfungsteilen werden mit der Branche überarbeitet. Sie werden inhaltlich evaluiert und weiterentwickelt. Ablauf ab 2024:

3 6 / 2023 VERBAND DIE BOTSCHAFT DES ZENTRALPRÄSIDENTEN VON LES ROUTIERS SUISSES «Wir brauchen mehr denn je einen Gesamtarbeitsvertrag!» Genügend freie Parkplätze und Übernachtungsmöglichkeiten sind ein Muss für ein menschenwürdiges Chauffeurendasein. Die Höhe des Salärs ist in vielen Firmen zufriedenstellend bis gut. Doch wer das nicht hat, ist Ende Monat am Anschlag. Was uns fehlt, sind annehmbare Arbeitsbedingungen. Zum Beispiel müssen Ferien und Gesamtarbeitszeit pro Woche anderen Berufszweigen angepasst werden. Bei Transportunternehmen weiss das Fahrpersonal meistens nicht, ob man den Abend zu Hause verbringen kann. Das hat verschiedene Gründe: Zeitverlust bei Be- und Entladen durch das Fahrpersonal auf Befehl des Kunden, Einhalten der Lenk- und Ruhezeit, Stau. Das Vereinsleben und somit auch das soziale Umfeld leiden stark darunter und sind fast inexistent. Dann haben wir das Lohndumping einiger Transportfirmen. Dazu gehören Aussagen wie «Für einen Schweizer kann ich drei Ausländer einstellen.» Deshalb haben wir auch die Forderung nach einem Mindestlohn und einem Gesamtarbeitsvertrag. Zur Entlastung der Chauffeusen und Chauffeure muss die obligatorische Weiterbildung aus den LSVA-Einnahmen zweckgebunden übernommen werden. Etliche Firmen übernehmen entweder Zeit- oder Geldaufwand für die Kurse. Es würde also gehen! Bei solchen Voraussetzungen ist es nicht verwunderlich, dass immer weniger Schulabgänger sich für diesen Beruf entscheiden. Wenn wir jetzt nicht reagieren, wird Schweizerdeutsch eine Fremdsprache in diesem Metier. Machen wir unseren Jungen gemeinsam Mut, sich für diesen (nach wie vor) schönen Beruf zu entscheiden. Markus Odermatt, Zentralpräsident von Les Routiers Suisses FOTO: LAURENT MISSBAUER Bucher Municipal AG • Murzlenstrasse 80 • CH-8166 Niederweningen info.ch@buchermunicipal.com • www.buchermunicipal.com Bucher MaxPowa V120 Leistungsstarkes Powerpaket für saubere Strassen Besuchen Sie uns vom 6. bis 9. Juni 2023 in Bern: Halle 2.0 - Stand D02

4 SWISS CAMION RECHT Nach geltendem Recht kann in solchen Fällen ein Zivilverfahren eingeleitet werden. Diese parlamentarische Initiative prangert die Unzulänglichkeit unseres derzeitigen Gesetzes an. Der neue Vorschlag würde somit in solchen Fällen eine Strafverfolgung ermöglichen. Die Rechtskommission des Ständerats hat der Initiative Folge geleistet, wie bereits ihre Schwesterkommission vor ihr. Sie ist der Ansicht, dass das derzeit geltende Zivilverfahren nicht ausreicht, um gegen Unternehmen vorzugehen, die Dienstleistungen anbieten, obwohl sie wissen, dass die vorgeschriebenen Arbeitsbedingungen nicht eingehalten werden können. Erheblicher Schaden Die Nichteinhaltung der gesetzlich vorgeschriebenen Arbeitsbedingungen fügt Dritten erheblichen Schaden zu, insbesondere den Unternehmen, die sich selbst an diese Vorschriften halten. Um wettbewerbsfähig zu sein, muss man den niedrigsten Preis anbieten, aber wie bei allen Märkten gibt es auch hier Grenzen, und ab einem bestimmten Punkt ist die einzige Möglichkeit, die Preise weiter zu senken, leider die, bestimmEine parlamentarische Initiative will die strafrechtliche Verfolgung von Fällen einführen, in denen Unternehmen die obligatorischen Arbeitsbedingungen nicht einhalten und somit unlauteren Wettbewerb betreiben. TEXT: SARAH AMAT Strafverfolgung bei Verstössen gegen obligatorische Arbeitsbedingungen te Regeln nicht mehr einzuhalten. Zum Beispiel, indem man sich nicht an die gesetzlich vorgeschriebenen Arbeitsbedingungen hält, Sozialversicherungsbeiträge hinterzieht oder nicht nach den geltenden Mindestlöhnen (sofern vorhanden) entlohnt. Auch für Arbeitnehmer gut Diese Handlungen können nicht gebilligt werden und es wäre angebracht, mehr Mittel zu haben, um sie zu verhindern, um einen gesunden Markt zu haben. Die Initiative zielt also darauf ab, die Einhaltung der verbindlichen Sozialvorschriften durchzusetzen, zum Wohle der verschiedenen Märkte, der konkurrierenden Unternehmen, aber auch und vor allem der Arbeitnehmer. Die Aufnahme dieses Verhaltens in die Liste der auf Antrag strafbaren Verhaltensweisen wird eine bessere Bekämpfung von Sozialversicherungsbetrug und Lohnunterbietung ermöglichen. Route de la Chocolatière 26, 1026 Echandens / Tel. 021 706 20 00 - www.routiers.ch Haben Sie das Auto Ihrer Träume gekauft? Geben Sie dem Wagen die beste Versicherungsdeckung! Kontaktieren Sie uns für eine Offerte unter Telefon 021 706 20 00 oder per E-Mail: avantages@routiers.ch Wir senden Ihnen unser bestes Angebot. Die Allianz deckt die Risiken gemäss Ihrer Erwartungen.

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6 SWISS CAMION AKTUELL Nein, nicht nur Hyundai ist in der Schweiz mit wasserstoffbetriebenen Lastwagen vertreten. Es gibt auch den deutschen Hersteller Nach einem ersten Kehrichteinsammelfahrzeug mit Hybridantrieb im Jahr 2013 und vier Jahre später einem ersten Elektrofahrzeug, verfügt die Firma Haldimann aus Murten (FR) nun über einen wasserstoffbetriebenen Enginius Bluepower. TEXT: LAURENT MISSBAUER Enginius, den die Firma Larag exklusiv in der Schweiz vertritt. Und genau so ein wasserstoffbetriebener Enginius Bluepower ist derzeit bei der Firma Haldimann in Murten (FR) im Einsatz. Null CO2-Ausstoss «Es ist das erste wasserstoffbetriebene Kehrichteinsammelfahrzeug seiner Art in der Schweiz», hält Direktor Christian Haldimann stolz fest. «Zusammen mit unseren beiden anderen Elektro-Lastwagen ermöglicht er unserem Unternehmen einen wichtigen Schritt in Richtung nachhaltige Mobilität. Und da dieses Fahrzeug nur Dampf ausstösst, entstehen auch keine CO2-Emissionen.» «Ein weiterer Vorteil eines solchen wasserstoffbetriebenen Lastwagens ist, dass er nur 7 bis 15 Minuten zum Auftanken braucht. Das ist viel schneller als das Aufladen eines Elektro-Trucks», meint Christian Haldimann. Das einzige Problem ist, dass Wasserstofftankstellen in der Schweiz noch selten sind. Bisher gibt es nur 14 davon. Zu Haldimanns Glück ist die Wasserstofftankstelle in Müntschemier (BE), die von dem auf Obst und Gemüse spezialisierten Unternehmen Schwab-Guillod betrieben wird (siehe SWISS CAMION 1/2022), nur etwa zehn Minuten entfernt. «Für uns ist diese Tankstelle in Müntschemier wirklich eine ideale Lösung», freut sich Christian Haldimann. Alle, die mehr über den wasserstoffbetriebenen Enginius Bluepower Lkw erfahren möchten, können sich an Stefan Thalmann*, Projektleiter bei Larag, wenden. * stefan.thalmann@larag.com Wasserstoffbetriebener Enginius für Haldimann FOTO: HALDIMANN The National Map Les Routiers Suisses | Route de la Chocolatière 26 1026 Echandens | 021 706 20 00 |www.routiers.ch Diese App enthält :  Viele Restaurants in der ganzen Schweiz mit integriertem Routenplaner  Parkplätze, die für Lastwagen geeignet sind  Tankstellen in Ihrer Nähe mit Details zu dem verschiedenen Angeboten  Reparaturwerkstätten und Waschanlagen, für alle Fahrzeug Typen

7 6 / 2023 KMU Auto AG Group: Rekordergebnis Mit der AGROLA energy card tanken Sie an über 400 Tankstellen. Sie zahlen keine Jahresgebühr und erhalten eine detaillierte, MwSt.-konforme Monatsrechnung, die gerade bei Fahrzeugflotten die Administration stark vereinfacht. Zudem sammeln Sie Punkte mit jedem getankten Liter und profitieren so aus attraktiven Angeboten im AGROLA energy club. Jetzt kostenlos Ihre AGROLA energy card beantragen! agrola.ch/energycard TANKEN SIE AUF – UND SAMMELN SIE PUNKTE! Nach den Ausnahmejahren 2020 und 2021 mit pandemiebedingten Einschränkungen, speziell im öffentlichen Verkehr, erzielte die Auto AG Group im 2022 ein sehr gutes Ergebnis. Sie hat im Jahr 2022 einen Umsatz von CHF 114,7 Mio. (Vorjahr: CHF 113,5 Mio.) erzielt. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen stieg um rund 20 % von CHF 8,4 Mio. auf CHF 10,1 Mio. erneut stark an. Der Reingewinn sprang von CHF 2,46 Mio. auf CHF 4,55 Mio. und stieg damit um über 80 %. Die Sparte Nutzfahrzeuge habe trotz Lieferschwierigkeiten massgeblich zum Geschäftserfolg beigetragen, teilte das Unternehmen mit Sitz im luzernischen Rothenburg an der Medienkonferenz zum Jahresbericht 2022 mit. Zurück zur Normalität Der Busverkehr habe wieder zurück zur Normalität gefunden und der erfolgreiche Personentransport weiter expandiert. Die gut TEXT: DANIEL VON KÄNEL diversifizierten Geschäftsbereiche der Auto AG Group präsentierten sich alle auf solidem Niveau. Der Umsatz konnte trotz anhaltenden Lieferengpässen leicht gesteigert und auf Stufe Ergebnis sogar das beste Resultat der Unternehmensgeschichte erzielt werden. Marc Ziegler, CEO der Auto AG Group, sagte dazu: «Wir haben auf die Lieferengpässe bei den Nutzfahrzeugen konsequent reagiert und die Ressourcen in den Werkstätten gut ausgelastet sowie Prozesse weiter verschlankt und optimiert.» Investitionen in die Zukunft Ein wichtiges Ereignis war die Eröffnung des A2 Gewerbeparks in Rothenburg, der für die Auto AG Group eine wichtige Investition ist und im Budget abgeschlossen werden konnte. Weiter wurde ein Grundstück in Wigoltingen TG für die Realisierung eines modernen Nutzfahrzeugcenters erworben. Die Innovationsprojekte im Bereich Wasserstoff konnten 2022 weiter forciert werden. «Mit zwei Partnerfirmen haben wir einen wasserstoffbetriebenen, mobilen Stromgenerator entwickelt. Weiter haben wir uns an der Firma GRZ Technologies SA in Grolley, die Patente für die Speicherung und Verdichtung von Wasserstoff besitzt, beteiligt. In einem neuen Geschäftsbereich werden wir unsere Aktivitäten bündeln und Lösungen zur Produktion emissionsfreier Energie anbieten sowie zukunftsfähige Wasserstofftechnologien weiter fördern», sagte Marc Ziegler. Breit aufgestellt Der Zukunft schaue man positiv entgegen, erklärte Walter Huber, Verwaltungsratspräsident der Auto AG Group: «Dank unserer breiten Aufstellung, unserer führenden Position bei alternativen Antrieben und unseren strategischen Initiativen sind wir zuversichtlich, auch im laufenden Jahr ein überzeugendes Ergebnis erarbeiten zu können.» Die Sparte Nutzfahrzeuge des Rothenburger Unternehmens hat trotz Lieferschwierigkeiten massgeblich zum Geschäftserfolg 2022 beigetragen.

8 SWISS CAMION Hier bei Chur ist die Autobahn vierspurig. Von Reichenau an wird sie bis Rothenbrunnen als Autostrasse geführt. Ein Flaschenhals auf dem Weg zum San Bernardino. Wer durch den San Bernardino ins Tessin fahren will, braucht bisweilen viel Geduld. An Pfingsten letztes Jahr staute sich der Verkehr von der Fahrspurverengung bei Reichenau GR zurück bis nach Trübbach SG. 40 Kilometer Stau, hiess es in der Verkehrsmeldung. Dass der Geduldsfaden bei einem Autofahrer, der im Stau steht, mal reisst, ist vielleicht noch nachvollziehbar. Dass man mit dem Auto deshalb sogar auf Radwege ausweicht, weil die Strassen in den Dörfern entlang der Autobahn auch verstopft sind, mutet schon etwas kopflos an. Die Geduld verloren haben auch die Einwohnerinnen und Einwohner der betroffenen Gebiete. Die Kantonspolizei begann deshalb, in solchen Situationen das Ausweichen nach Rhäzüns und Bonaduz zu verhindern. Richtung San Bernardino gibt es zwischen Reichenau und Rothenbrunnen einen Engpass. Gibt es Stau, sind kurz darauf auch die Dörfer entlang der Autobahn verstopft. TEXT UND FOTO: DANIEL VON KÄNEL Lediglich Anwohner, Zubringer sowie Busse im Linienverkehr durften diese Dörfer noch durchfahren. Die Kapo weitete diese Massnahmen später auf die Dörfer Cazis und Fürstenau aus. Doch das Fazit der Kapo war nicht besonders erfreulich: Die Signalisation alleine reiche kaum aus. Es brauche viele Kontrollen, was Personal binde und die Polizei an die Grenzen bringe. Kanton machte Druck in Bern Das Problem ist, neben dem immer grösseren Verkehrsaufkommen, der Flaschenhals zwischen Reichenau und Rothenbrunnen. Dort wird die A13 nämlich als Autostrasse geführt, mit je einer Fahrspur pro Richtung. Die Bündner Regierung gelangte vor fünf Jahren schon mit dem Anliegen an den Bund, dass der Ausbau auf vier Spuren in diesem Bereich eine höhere Priorität erhalten soll. Das erfordert auch den Bau eines zweiten Isla-Bella-Tunnels. Seit 2021 wird an diesem Streckenabschnitt tatsächlich gebaut. Allerdings nicht in dem Ausmass, wie es sich der Kanton Graubünden wünscht. Es handelt sich vor allem um ein Sanierungsprojekt. Der Nationalstrassen-Abschnitt A13 zwischen dem Anschluss Rothenbrunnen und dem Anschluss Reichenau ist laut ASTRA 1983 in Betrieb genommen worden. Das erhöhte Verkehrsaufkommen, der Einsatz von Streusalzen sowie der übliche Alterungsprozess hätten der Strasse und den Kunstbauten in der Zwischenzeit stark zugesetzt. Daher müssten Trassee und Kunstbauten sowie auch Massnahmen gegen verstopfte Dörfer entlang der A13

9 6 / 2023 STRASSENVERKEHR ZU SPITZENZEITEN IST DAS TAL VERSTOPFT Auch der Kanton Uri wehrt sich Freie Fahrt auf der Autobahn durch das Urnerland, mit dem Bristen im Blick und der Aussicht auf eine staufreie Gottharddurchfahrt? Das gibt es, wie das Bild oben zeigt. Zu Spitzenzeiten, wie beispielsweise vor oder an Feiertagen oder zu Ferienbeginn, sieht es im kleinen Kanton an der Haupt-Nord-Süd-Achse ganz anders aus. Kilometerlange Staus auf der Autobahn und von Autos verstopfte Dörfer zwischen Autobahn, Bahnlinie und steilen Berghängen. Der Landrat, so heisst das Kantonsparlament im Kanton Uri, hat die Kantonsregierung nun beauftragt, eine Standesinitiative auszuarbeiten, die ein besseres Verkehrsmanagement im Gotthardstrassentunnel sowie eine Bewirtschaftung der Aus- und Einfahrten der Autobahn verlangt, um die Kantonsstrassen vom Ausweichverkehr zu entlasten. Mittelfristig soll ein Slot-System eingeführt werden, in dem Gottharddurchfahrten vorgängig gebucht werden müssen. Dies geht alles wesentlich weiter als die bisherigen Bemühungen, bei Stau vor dem Gotthard-Nordportal die Autobahneinfahrten Göschenen, Wassen und Amsteg zu schliessen. Doch was ist überhaupt eine Standesinitiative? Jedem Kanton steht das Recht zu, der Bundesversammlung eine Initiative zu unterbreiten. Ein Kanton kann mit dieser vorschlagen, dass eine Kommission einen Entwurf für einen Erlass der Bundesversammlung ausarbeitet. Standesinitiativen müssen vorgeprüft werden. Die Vorprüfung ist Sache der für das Sachgebiet zuständigen Kommissionen von National- und Ständerat. Stimmt eine Kommission nicht zu, entscheidet der Rat. Stimmt auch er nicht zu, wird die Initiative nach der Vorprüfung durch seine Kommission dem anderen Rat zugewiesen. Die zweite Ablehnung durch einen Rat ist endgültig. Geben die Räte einer Standesinitiative Folge, wird diese erneut einem der Räte zur Erstbehandlung zugewiesen und die zuständige Kommission arbeitet innert zwei Jahren eine Vorlage aus. Daniel von Känel FOTO: DANIEL VON KÄNEL FAHRZEUGBAU REPARATUREN SERVICECENTER Innovative Transportlösungen aus der Schweiz! lanz-marti.ch Wir entwickeln geradlinig, damit Sie die Kurve kriegen – Ihre Fahrzeugbauer mit Leib und Seele! LM_Inserat-SwissCamion_6-19_230509.indd 1 09.05.23 07:43 die Tunnel Isla Bella (2449 m) und Plazzas (254 m) umfassend saniert und auf den heutigen bau- und sicherheitstechnischen Stand gebracht werden. Beim Tunnel Isla Bella wird dafür ein neuer Sicherheitsstollen gebaut – aber keine zweite Strassenröhre, was ein langfristiges Projekt wäre. Projektstudie und Priorisierung Das ASTRA hat nun eine umfassende Projektstudie gestartet. «Ziel der Studie ist die Erarbeitung einer umweltverträglichen und volkswirtschaftlich vertretbaren Lösung, um eine funktionsfähige Nationalstrassen- Verbindung sicherzustellen und den Ausweichverkehr durch die Ortschaften zu vermeiden», sagt das Bundesamt für Strassen. Der Fokus liege auf langfristigen Massnahmen. Und: Das Ergebnis der Projektstudie soll ins nächste Strategische Entwicklungsprogramm Nationalstrasse (STEP 2026) des Bundes einfliessen. Das bedeutet, dass dieser Streckenabschnitt in der Prioritätenliste nach oben gerückt ist. Derzeit ist die A13 zwischen Reichenau und Rothenbrunnen in der Rubrik «weitere Realisierungshorizonte» aufgeführt, die für Projekte nach 2040 stehen. Parallel dazu erarbeite der Kanton Graubünden im Rahmen des «Verkehrsmanagementkonzepts Graubünden» bereits früher umsetzbare Massnahmen, um den Ausweichverkehr über die Ortsdurchfahrten bestmöglich unterbinden zu können, sagt das ASTRA weiter. Eine Beschleunigung in dieser Angelegenheit ist wünschenswert. Alleine mit den Massnahmen, die der Kanton treffen kann, gibt es keine langfristige Lösung. «Dieser Ausweichverkehr belastet die Ortsdurchfahrten zwischen Thusis und Chur und beeinträchtigt die Lebensqualität der Anwohnenden», schreibt denn auch das ASTRA. «Das allgemeine Verkehrswachstum und der weiter anwachsende Freizeitverkehr werden diese negativen Auswirkungen in den kommenden Jahren weiter verschärfen.»

10 SWISS CAMION SERIE «JUNGE CHAUFFEURE» «Kuljetus Oy» ist auf der Sonnenblende über der Windschutzscheibe des Volvo FH 540 von Loïc Lathion zu lesen, dem jungen Chauffeur dieses Monats. Doch wofür steht das eigentSeit seiner Kindheit ist Loïc Lathion (20) begeistert von Lastwagen. Diese Begeisterung konnte er schliesslich zu seinem Beruf machen. Leidenschaft? Mein Beruf! TEXT UND FOTOS: LAURENT MISSBAUER lich? «Das heisst Transportunternehmen auf Finnisch. Links und rechts des Schriftzugs prangt die finnische Flagge», erklärt Loïc, der eine Schwäche für die nordischen Länder Der Chauffeur Der am 18. November 2002 geborene Loïc Lathion ist ein grosser Lastwagenfan. «Sie begeistern mich schon seit jungen Jahren. Schon mein Vater fuhr immer Lastwagen, und das gilt auch für meine beiden Grossväter, Francis Moix und Antoine Lathion», erklärt Loïc. Die Leidenschaft für schwere Nutzfahrzeuge begleitet ihn auch in seiner Freizeit, wenn er, zusammen mit seinem Vater, mehrere Oldtimer pflegt, darunter vor allem den in Brasilien gebauten Volvo NH12. Die Arbeitgeberin Die Lathion-Gruppe hat ihre Basis in Sitten VS. Sie wurde 1918 von Jules Lathion gegründet, der einst angefangen hatte, Kohle mit Maultieren zu transportieren. Danach lieferte er Baumaterial für den Staudammbau, so etwa für den Grand Dixence oder den Cleuson, und ersetzte die Maultiere schnell durch motorisierte Fahrzeuge. Heute ist die Lathion-Gruppe in den Bereichen Transport, Steinbrechung und -bearbeitung sowie Recycling tätig. hat: «Ich war schon ein paar Mal in Norwegen in den Ferien, aber auch in Schweden und Finnland.» «Lathion & Son Akeri AB» Auf diesen Reisen lernte er auch das eine oder andere finnische oder schwedische Wort. «Lathion & Son Akeri AB» steht desLoïc Lathion ist voll des Lobes für seinen Volvo FH 540: «Er ist ein echtes Schmuckstück. Sein Fahrkomfort und das I-Shift-Getriebe sind hervorragend.» Doch was bedeuten eigentlich die Wörter «Kuljetus Oy» auf der Sonnenblende? Arnaud Lathion und sein Sohn Loïc vor dem Schriftzug «Lathion & Son Akeri AB» auf der Tür eines ihrer alten Lastwagen.

11 6 / 2023 Wenn ein Volvo den anderen mit Kies belädt, wird der letztere von Loïc Lathion gesteuert, dem jungen Fahrer dieses Monats. halb auf der Tür eines seiner alten Lastwagen, die er in seiner Freizeit fährt, allerdings auf Schwedisch. «Das steht für das Unternehmen Lathion & fils SA», übersetzt Loïc Lathion für uns. In diesem Moment taucht sein Vater auf,Arnaud Lathion, der mit seinen Cousins die im Jahr 1918 vom Grossvater gegründete Unternehmung führt. Wir nutzen schnell die Gelegenheit und fotografieren Vater und Sohn vor diesem ungewöhnlichen Firmennamen. Beide sind Fans schwedischer Lastwagen, egal ob Volvos oder Scanias, die für Loïc Lathion denselben Qualitätsstandard haben. «Ich kann unmöglich sagen, welche Marke die beste ist. Ich finde beide gleich gut. Ohne Unterschied. In unserem Unternehmen rollen übrigens 15 Volvos und 15 Scanias», präzisiert Loïc Lathion, mit dem wir auf einigen Kiesfuhren zwischen dem Wald von Finges bei Sierre und der Betonmischzentrale der Volken-Gruppe in Leukerfeld bei Leuk im Oberwallis unterwegs sind. Ein abwechslungsreicher Job Hinterm Steuer kann Loïc die Freude am Job kaum verbergen: «Ich fahre sehr gerne. Das ist meine totale Leidenschaft und ich würde diese Arbeit mit nichts in der Welt eintauschen. Als Kind und Jugendlicher habe ich meinen Vater immer begleitet, wenn ich Ferien hatte. Und als es um die Berufswahl ging, Loïc Lathion verfolgt die Kiesbeladung sowohl über seine Rückspiegel (links oben) als auch über den Bordmonitor. absolvierte ich die Lastwagenführerlehre zum Strassentransportfachmann in unserem Familienunternehmen.» Seinen Volvo FH indes schätzt er besonders. «Er ist wirklich ein Schmuckstück. Sein Fahrkomfort ist hervorragend. Und das gilt auch für das I-Shift-Getriebe», bemerkt Loïc, der voller Lob für die vielen Details ist, die zur Fahrsicherheit aller Volvo Trucks beitragen, angefangen von den filigranen Aussenspiegeln, die eine gute seitliche Durchsicht erlauben, bis zu den verschiedenen Kameras. Diese erlauben Loïc beispielsweise, das Abladen des Kieses in seine Mulde zu überwachen. Was den jungen Chauffeur ebenfalls an seinem Job fasziniert, ist die Abwechslung.

12 SWISS CAMION Während eines Regenschauers stellten wir uns unter und schossen dieses originelle Foto vom Volvo der «Lathion Kuljetus Oy». SERIE «JUNGE CHAUFFEURE» Dieser NH12 ist einer der seltenen Volvos «made in Brazil» in der Schweiz. «Ich habe ihn vor zwei Jahren angeschafft», so Loïc. «Einen Tag fahre ich einen Truck mit Kippmulde, am nächsten Tag ein Tankfahrzeug. Ich bin vor allem im Zentral- und Oberwallis unterwegs, aber ich hatte auch schon ein paar Mal Gelegenheit, meine Berge zu verlassen», grinst Loïc. «Ich war also auch schon in Zürich oder in Italien, Frankreich, Deutschland und den Niederlanden.» Und wenn Loïc einmal Lust auf etwas Exotischeres hat, greift er auf seinen wunderschönen Volvo NH12 Hauber zurück. «Er ist einer der in der Schweiz seltenen brasilianischen Volvo Trucks. Er wurde 2001 neu in den Niederlanden verkauft und ich habe ihn vor zwei Jahren im Goms gefunden», verrät Loïc Lathion. Die Begeisterung für alte Lastwagen teilt er mit seinem Vater Arnaud. Kurz nach dieser Reportage haben die beiden an einem Oldtimertreffen teilgenommen, natürlich jeder am Steuer seines eigenen Lastwagens. Loïc Lathion bringt hier seinen Volvo FH540 auf der Waage des Betonwerks der Volken-Gruppe in Leukerfeld bei Leuk zum Stehen.

13 6 / 2023 AKTUELL ALTERNATIVE TREIBSTOFFE In der Westschweiz gibt es nun eine zweite Wasserstofftankstelle Nachdem Coop seit zwei Jahren eine Tankstelle in Crissier (VD) betreibt, hat Avia am 10. Mai in Puidoux (VD) die zweite Wasserstofftankstelle in der Westschweiz eingeweiht. Auf nationaler Ebene sind nun 14 Wasserstofftankstellen in Betrieb. Bei der Einweihung der Station in Puidoux wurde ein wasserstoffbetriebener Hyundai Xcient-Lastwagen von sechs Alphornbläsern begrüsst. Die Ziele des koreanischen Herstellers, bis 2022 196 Xcient-Lastwagen und zwölf Monate später weitere 800 Lastwagen in der Schweiz fahren zu lassen, wurden jedoch nicht erreicht. Derzeit fahren nur 47 wasserstoffbetriebene Hyundai-Trucks in unserem Land. Aber andere Hersteller kommen. Dies ist bereits der Fall beim Enginius Bluepower, der seit April in Murten (FR) von Haldimann eingesetzt wird (lesen Sie auf Seite 6). Volvo kündigt seinerseits die Vermarktung seiner ersten wasserstoffbetriebenen Lkw für «die zweite Hälfte dieses Jahrzehnts» an. Neben den bereits in Betrieb befindlichen Produktionsstätten für grünen Wasserstoff in Niedergösgen (SO) und Kubel (SG) befinden sich zwei weitere in Schiffenen (FR) und Reichenau (GR) im Bau. Ein dritter Standort ist zudem in Bürglen (UR) in Vorbereitung, wie auf der nebenstehenden Karte zu sehen ist. Laurent Missbauer KOMMENTAR ZUR DELEGIERTENVERSAMMLUNG DER ASTAG Nein, nicht die Stauproblematik ist der «Jobkiller Nr. 1» in unserer Branche! Was ist die wichtigste Erkenntnis der Astag-Delegiertenversammlung, die am 10. Mai in Neuenburg stattgefunden hat? Wir halten fest, dass die Verantwortlichen des Schweizerischen Nutzfahrzeugverbands – genauer gesagt des Verbands der im Strassenverkehr tätigen Unternehmer – eine widersprüchliche Rhetorik an den Tag legen. Der Präsident der Astag, der Aargauer Ständerat Thierry Burkart, betonte beispielsweise, dass die Astag in diesem Jahr vor allem zwei Ziele verfolgen werde: die Förderung des Nachwuchses und die Verstärkung der Medienpräsenz. Wenn man die Pressemitteilung liest, die die Astag im Anschluss an die Delegiertenversammlung veröffentlichte, sagt man sich, dass der Verfolgung dieser beiden Ziele nicht gerade der beste Start beschieden ist. Sie trug den Titel «Nachwuchsförderung: Strassentransportgewerbe im Trend – Stau als Jobkiller Nr. 1». Die Tatsache, dass bereits im Titel dieser Pressemitteilung erwähnt wird, dass das Strassentransportgewerbe mit Staus zu kämpfen hat, erscheint uns nicht sehr sinnvoll, um neue Chauffeure anzuziehen, die unsere Wirtschaft allerdringlichst benötigt. Darüber hinaus grenzt die Behauptung, «Staus sind die grössten Jobkiller», an intellektuelle Unredlichkeit. Zwar gibt es auf mehreren unserer Autobahnen und in der Nähe bestimmter Städte echte Verkehrsprobleme, aber es gibt auch viele Strassen in unserem schönen Land, auf denen die Fahrer nicht mit dem geringsten Stau konfrontiert sind. Und sollte es dennoch zu Staus kommen, insbesondere zu den Stosszeiten – clevere Transportunternehmer wissen die zumeist zu vermeiden –, ist es schlichtweg unredlich, sie als «Jobkiller Nr. 1» zu bezeichnen. Was es schwierig macht, neue Fahrer anzuwerben, sind nicht die Staus, sondern die fehlenden attraktiven Lohnbedingungen. Und es ist nicht die lächerliche dreimalige Wiederholung von «Die Löhne sind fair in unserer Branche», wie es André Kirchhofer, Vizedirektor der Astag, an der Delegiertenversammlung getan hat, die diese Lohnbedingungen attraktiv macht und unsere Jugendlichen und Quereinsteiger dazu bringt, Chauffeur zu werden! Vor allem, wenn man sie mit der irreführenden Behauptung verängstigt, dass «Staus Jobkiller Nr. 1» in unserer Branche sind! Laurent Missbauer, Chefredaktor SWISS CAMION FOTO: LAURENT MISSBAUER FOTO: AVIA

14 SWISS CAMION Zusammen über 100 Jahre Les Routiers Suisses: Hans Lütolf (r.), Wirt im Bahnhofbuffet Gampel-Steg, und Kurt Imboden, Vorstandsmitglied der Sektion Oberwallis. «Früher haben die Chauffeure am Abend noch gejasst», sagt Hans Lütolf. «Manchmal haben wir ihnen den Schlüssel gegeben und gingen ins Bett. Bezahlt haben sie, indem sie das Geld auf den Tisch legten. Es hat nie etwas gefehlt.» Die Leute, die mit Hans Lütolf am Tisch im Bahnhofbuffet Gampel-Steg sitzen, pflichten ihm bei. Sie alle haben etwas von diesem «Früher» miterlebt. Nicole Lütolf als Tochter und Köchin, Peter Blöchlinger, der Präsident der Sektion Oberwallis, als Gast, Chauffeur und Routiers-Mitglied, sowie Kurt Imboden, Vorstandsmitglied der Sektion Oberwallis, der kurz nach der Gründung der Sektion beigetreten ist und wie Hans Lütolf schon das Diplom für 50 Jahre Mitgliedschaft entgegennehmen durfte. Der Chauffeurberuf hat sich gewandelt. Alkohol und Jassen bis spät in der Nacht liegen nicht mehr drin. Trotzdem gehören Hans Lütolf wirtet seit über 50 Jahren im Restaurant Bahnhofbuffet Gampel-Steg. Ende Juni hört er auf. Seine tiefe Verbundenheit mit der Sektion Oberwallis von Les Routiers Suisses bestätigen langjährige Weggefährten. Im Herzen ein Routier TEXT UND FOTOS: DANIEL VON KÄNEL Chauffeusen und Chauffeure noch zu den Gästen des Bahnhofbuffets. «Es sind aber schon weniger als früher», sagt Hans Lütolf. Geblieben ist aber die Verbundenheit mit ihnen und mit der Sektion Oberwallis von Les Routiers Suisses, die ihre Generalversammlungen und weitere Anlässe stets in diesem Relais abhielt. «Wir hatten immer ein sehr gutes Verhältnis mit Hans, es gab nie ‹Chritz›», sagt Peter Blöchlinger. «Als wir noch ein Geschicklichkeitsfahren veranstalteten, sorgte er für die Verpflegung. Er war immer mehr als grosszügig.» Dies gelte auch für all die vielen Generalversammlungen und Jahresessen. Und: Mit dem Bahnhofbuffet verbindet Peter Blöchlinger auch viele weitere Besuche, ob nun als Chauffeur oder Freizeitgast. Er habe sogar seine Frau dort kennengelernt. Eine sehr lange Ära geht zu Ende Bereits 1942 erwarb Hans Lütolfs Vater das Restaurant. Er selbst absolvierte eine Kochlehre im Hotel Victoria in Brig, darauf folgten einige Wanderjahre in der gehobenen Schweizer Hotellerie. Den elterlichen Gasthof übernahm er 1969, zusammen mit seiner Frau, die vor einigen Jahren verstorben ist. Hans Lütolf ist Der Schaukasten im Buffet mit der Sektionsfahne Oberwallis.

15 6 / 2023 Das Restaurant Bahnhofbuffet in Gampel-Steg: Seit über 50 Jahren ist es offiziell ein Routiers-Relais. Ende Juni geht nun die Ära der Wirtefamilie Lütolf zu Ende. ein Vollblut-Gastronom. So unterrichtete er während 30 Jahren an der Berufsschule Brig als Kochfachlehrer. Während zehn Jahren war er zudem Mitglied der «Equipe Valaisanne» und gewann 1977 die Goldmedaille am «Salon Mondiale Culinaire» in Basel. Obwohl er seine beruflichen Sporen auch in der gehobenen Gastronomie abverdient hatte, war ihm stets wichtig, im Bahnhofbuffet nicht nur eine schmackhafte, sondern auch eine bezahlbare Küche anzubieten. Eine, die zudem den Hunger des viel arbeitenden «Büezers» auch wirklich stillt. So waren ihm auch die Lastwagenchauffeure stets wichtig. «Ich bin im Herzen ein Routier», begründet er diese Tatsache. «Wir wollten die Chauffeure, die Routiers, immer hier haben.» Das Routiers-Schild bleibt noch In einem Schaukasten an der Wand ist die Fahne der Sektion Oberwallis aufgehängt. Das Diplom zur 50-jährigen Mitgliedschaft bei Les Routiers Suisses ist an einer anderen Wand zu sehen. «Die Routiers-Tafel nehme ich noch nicht herunter», sagt Hans Lütolf und meint damit das auffällige Relais-Schild, das an einem Kandelaber an der Strasse vor dem Bahnhofbuffet festgemacht ist. Denn: Wie es nach den Lütolfs im Bahnhofbuffet weitergeht, ist noch offen. «Vielleicht übernimmt es jemand, der das Buffet weiterhin Nochmals im Buffet vereint: Kurt Imboden, Nicole Lütolf, Hans Lütolf, Peter Blöchlinger (v.l.). Les Routiers Suisses sind omnipräsent: Oben das Diplom für 50 Jahre Mitgliedschaft, rechts das Relais-Schild. Die Sektion Oberwallis hofft, dass es so bleibt. auch als Routiers-Relais betreiben will», sagt Hans Lütolf. Es seien derzeit Gespräche im Gang. Für Tochter Nicole Lütolf indes ist klar, dass sie vom Bahnhofbuffet Abschied nehmen wird. «Ich schaue es als Chance an, etwas Neues zu machen», sagt sie. Für den Oberwalliser Routier der fast ersten Stunde, Kurt Imboden, wäre es schön, wenn die Sektion weiterhin im Bahnhofbuffet tagen könnte. «Das hat viel Tradition», sagt er. Peter Blöchlinger pflichtet ihm bei. Die Zeit von Hans Lütolf als Relais-Wirt hingegen ist definitiv Ende Juni vorbei. «Wir hatten eine gute Zeit», blickt er zurück. «Auch wenn es manchmal streng war: Ich würde alles wieder gleich machen.» PORTRÄT

16 SWISS CAMION Wenn Chauffeur Louis Keller frühmorgens für die Abfahrtskontrolle um den grünen Renault Trucks C520 EVO mit Meiller-Sattelauflieger geht, liegt das Stanserhorn noch im Schatten. Die ersten Sonnenstrahlen werden erst sichtbar, als er bereits auf dem Weg von Alpnach, dem Standort der Niederberger Transport AG, nach Attinghausen im Kanton Uri ist. Sein Ziel ist ein Hartsteinwerk, wo er Splitt laden wird. Nach der Anmeldung fährt er zur Stelle, wo der Splitt lagert. «Wir brauchen solchen mit zwei bis vier Millimeter Durchmesser», erklärt Louis Keller. «Das ist sehr feinkörnig. Der Splitt dient der Asphaltproduktion.» Mit einem Pneulader wird der Auflieger Schaufel für Schaufel gefüllt. Vor dem Verlassen des Werks gehts auf die Waage. Diese zeigt fast auf den Punkt genau 40 Tonnen an. «Demnach haben wir jetzt gut 25 Tonnen Splitt als Ladung», sagt Louis Keller. Helfer für den Chauffeur Kurz darauf ist der Chauffeur wieder auf der Autobahn, und zwar Richtung Gotthard-Tunnel. «Ich bringe den Splitt ins Tessin in ein Belagswerk», sagt Louis Keller. Durch den Tunnel ist noch mehr Konzentration gefragt als sonst. Er sei im Gotthard-Tunnel schon überholt worden, trotz Verbot und Tempo- limit. Der Chauffeur muss also immer auf der Hut sein, wird dabei aber auch unterstützt. Der Tempomat mit Abstandsregler, der Notbremseassistent sowie der Spurhalteassistent sind nur drei der Systeme, mit denen der Renault Trucks C520 EVO ausgerüstet ist und die laut Louis Keller sehr hilfreich sind. Nach der Tunnelausfahrt kommt Louis Keller ins Schwärmen. «Jetzt verändert sich die Vegetation immer mehr, es wird immer südlicher», sagt er und macht keinen Hehl daraus, dass er ein grosser Fan der «Sonnenstube» Tessin ist. Unterwegs sein und verschiedene Landschaften sehen – das mache den Chauffeurberuf aus, sagt der Schaffhauser, der heute in der Zentralschweiz lebt. Bei der Niederberger Transport AG erlebt er dies oft. Den Kanton Tessin fährt er regelmässig an, aber auch die anderen Landesteile und manchmal das Ausland. Die Fracht ist immer aus Stein. Das Alpnacher Unternehmen hat einen Umschlag von rund Die Niederberger Transport AG braucht einen robusten Fuhrpark. Für den Transport ihrer steinigen Fracht setzt sie auf Renault Trucks. Im Steinbruch zu Hause TEXT UND FOTOS: DANIEL VON KÄNEL Im Granitsteinbruch von Lodrino im Kanton Tessin holt Chauffeur Louis Keller mit dem Renault Trucks C520 EVO Steinblöcke für eine Flussrenaturierung im Emmental. 30 000 Tonnen Granitsteine aus dem In- und Ausland. Hinzu kommen etwa 20000 Tonnen Kies, Splitt, Schroppen, Koffer und Bergschotter. Sieben Mitarbeitende zählt die Niederberger Transport AG, die neben dem Hauptsitz in Alpnach eine Zweigniederlassung in St. Erhard (LU) hat. Der Fuhrpark muss also einiges aushalten und im Steinbruch wie auf der gut ausgebauten Strasse zu Hause sein. Die Niederberger Transport AG setzt dabei ausschliesslich auf Lastwagen der Marke Renault Trucks. Fünf C520 gehören dazu, drei davon mit Kipperaufbau und zwei Sattelauflieger. Der neueste in der Flotte ist der Sattelauflieger, mit dem Louis Keller unterwegs ist. Die grünen Lastwagen tragen übrigens nicht nur in roter Schrift den Firmennamen, auch die Namen der Chauffeure stehen am Kühlergrill. Sie gehören zur offiziellen Beschriftung. Louis Keller hat das Belagswerk in der Nähe von Lugano erreicht. Er kippt die Mulde auf dem Auflieger und lässt den Splitt in eine Grube gleiten, von wo er per Förderband in ein Silo gelangt. Kurz darauf ist Louis Keller wieder auf dem Weg zum nächsten

17 6 / 2023 TITELSTORY Robust und wirtschaftlich müssen die Lastwagen sein. Hier kippt Louis Keller grosse Steinblöcke für die Flussrenaturierung ans Flussbett der Emme in der Nähe von Signau (BE). Die Niederberger Transport AG hat im Tessin einen kleinen Platz gemietet. Der Chauffeur fährt auch mit dem Radlader. Für den Transport von diversen Produkten aus Stein setzt die Niederberger Transport AG auf Renault Trucks. Ziel, ein Steinbruch südlich von Biasca. Dort angekommen, schaltet er per Knopfdruck die Funktion Optitrack ein. Dieses hydraulische Antriebssystem bietet einen Radnabenantrieb für die vordere Achse. Damit bewältigt der Renault Trucks C520 EVO auch die Steigung auf unbefestigtem Untergrund, die zum Ort führt, wo die Granitsteine geladen werden können. «Dank Optitrack habe ich eine ähnliche Traktion wie bei einem 4×4, aber mehr Nutzlast und weniger Verbrauch», lobt Louis Keller dieses System. Umweg über Kontrollzentrum Die Steine, die unter genauer Beobachtung des Chauffeurs geladen werden, sind zwischen zwei und drei Tonnen schwer. Louis Keller achtet darauf, dass sie in der Mulde gut verteilt sind. Danach kontrolliert er mit der Achsenwaage seines Lastwagens das Gewicht. Die 40 Tonnen sind noch nicht ganz erreicht, dies lässt er sich aber noch auf der Waage des Steinbruchs bestätigen. Auf einem Platz in der Nähe, welcher der Niederberger Transport AG gehört und auf dem sich ein Radlader sowie einige Granitsteine befinden, lädt er noch einen kleineren Stein nach, damit er die 40 Tonnen erreicht hat. «Wir bringen diese Ladung jetzt ins Emmental, für eine solche Strecke will ich die Nutzlast schon möglichst exakt ausnützen», erklärt er. Und: Mit der bestellten Menge stimmt es immer noch respektive noch etwas genauer überein. Der Weg zurück zum Gotthard führt durch das neue Schwerverkehrskontrollzentrum in Giornico. Kein Lkw, der von Süden durch den Gotthard will, kommt daran vorbei. Kontrolle sei sicher gut, meint Louis Keller. Aber dass man ausgerechnet zu Beginn der heftigen Steigung zum Südportal allen Lastwagen den Schwung nehme und diese in die Steigung hinein wieder anfahren müssten, sei nicht ideal – weder ökologisch noch ökonomisch. Die kräftige Motorisierung des C520 EVO kommt dem Chauffeur des 40-Tonners Chauffeur Louis Keller prüft das Gewicht mit der Achsenwaage. Für Louis Keller ist der C520 EVO ein idealer Arbeitsplatz. natürlich entgegen. Und: «Der Verbrauch ist trotz schwerer Ladung und grosser Steigung überraschend tief», findet Louis Keller. Im Emmental bei Signau hat er die letzte Station seines Tagesprogramms erreicht. Er manövriert den Auflieger rückwärts unter einer Brücke hindurch zu einer Baustelle an respektive in der Emme. Der Fluss wird renaturiert, unter anderem mithilfe der Steinblöcke aus dem Tessin. Louis Keller kippt sie ans richtige Ort und macht sich auf den Heimweg. Als er in Alpnach sein Arbeitsgerät auftankt, ist das Stanserhorn schon fast ins Licht der Abendsonne gehüllt.

18 SWISS CAMION Stefan Bachmann, Projektleiter Verkauf Heavy/Technik/Konstruktion bei der GESER Fahrzeugbau AG im luzernischen Rothenburg, hat eine Kamera in der Hand. Eine, die den Bereich hinter einem leichten Nutzfahrzeug aufnehmen und dem Chauffeur sichtbar machen kann. Solche Hilfsmittel werden immer beliebter, waren in den letzten Jahren aufgrund von Problemen in den globalen Lieferketten aber oft nicht oder nur mit langer Verzögerung erhältlich. Die Kamera, die Stefan Bachmann in der Hand hält, ist von einem Gehäuse umgeben, das in Rothenburg entstanden ist – mit einem 3D-Drucker. Die «rohe» Kamera ist praktisch immer erhältlich. So gibt es für dieses gefragte Hilfsmittel keine Lieferengpässe. Und: «Wir machen Gehäuse für verschiedene KameraDie GESER Fahrzeugbau AG in Rothenburg (LU) bewährt sich als Partnerin für massgeschneiderte Lösungen im Bereich Nutzfahrzeuge. Dies auch, weil sie sich mit eigenen Ideen aktuellen Herausforderungen stellt. So produziert sie schwer lieferbare Ersatzteile mit dem 3D-Drucker gleich selbst. Mit Eigeninitiative zum Erfolg TEXT UND FOTOS: DANIEL VON KÄNEL eine Monatge, bei der die Kamera besser geschützt ist», erklärt er. Die Kameras sind nur eines von vielen Objekten, die bei der GESER Fahrzeugbau AG mit dem 3D-Drucker gefertigt werden. Auch Kotflügelausschnitte, Inlets, Scharniere, diverse Halterungen und vieles mehr produziert das Unternehmen selbst. «Die Lösung mit dem 3D-Drucker ist aus der Not entstanden», sagt Stefan Bachmann. «Die Corona-Pandemie und weitere Faktoren sorgten dafür, dass es beim Nachschub von Ersatzteilen massive Engpässe gab. Wir wollten eine Lösung für dieses Problem finden, das uns und natürlich vor allem unsere Kundschaft betraf.» Qualitätskontrolle und Garantie Das Material, aus dem die Teile sehr präzise gefertigt respektive «gedruckt» werden, ist PET. «Dieses Material ist geprüft, man dürfte daraus auch Trinkflaschen herstellen, für die sehr hohe Qualitätsanforderungen gelten», erklärt Stefan Bachmann. Somit haben auch die Teile, die bei der GESER Fahrzeugbau AG selbst gefertigt werden, eine hohe Qualität. Und: «Die Qualitätskontrolle können wir gleich vor Ort machen», so Bachmann. Ist ein Teil fertig, kann es gleich geprüft werden. Es entstehen also keine fehlerhaften Serien, bei denen eine ganze Lieferung neu bestellt werden muss, was die Lieferzeit nochmals verlängern würde. «Wir können kostengünstig und mit hoher Qualität produzieren», sagt Stefan Bachmann. Zudem lerne man stets dazu. «Wir überlegen immer wieder, wie man ein Teil noch Stefan Bachmann von der GESER Fahrzeugbau AG zeigt mit dem 3D-Drucker selbst produzierte Teile. Links ist aufgerollt das Rohmaterial zu sehen. 3D-Drucker: Stefan Bachmann spannt einen PET-Faden ein, aus dem Teile entstehen. systeme», fügt Stefan Bachmann an. Zudem habe man sie gegenüber jenen, die von den Fahrzeugherstellern angeboten werden, verbessert. «Mit unserem Gehäuse kann man den Winkel besser einstellen, und es erlaubt

19 6 / 2023 KMU In Rothenburg entstehen Aufbauten für schwere und leichte Nutzfahrzeuge. besser machen oder was man auch noch auf diese Weise produzieren könnte. Die Grenzen liegen nur bei sich selbst», ist er überzeugt. «Die Kreativität wird mit der Anwendung geweckt.» Mittlerweile produziere man auch einfache Werkzeuge mit dem 3D-Drucker. Ein Beispiel dafür sei ein Werkzeug, um Fugen zu ziehen. Und auch hier gilt: Tiefe Kosten und keine Lieferfristen. Die GESER Fahrzeugbau AG gewährt übrigens auf die selbst produzierten Teile eine Garantie. Und: «Eine allfällige Nutzfahrzeuggarantie wird nicht tangiert», hält Stefan Bachmann fest. Es werden keine Teile mit Eigenprodukten ersetzt, die einen Einfluss auf die Garantie der Hersteller haben. Das Angebot scheint jedenfalls grossen Anklang zu finden. «Der Drucker läuft bei uns jeden Tag», verrät Stefan Bachmann. Unternehmen stellt sich den Trends Mit dem 3D-Drucker hat die GESER Fahrzeugbau AG aus Rothenburg mit Eigeninitiative und Innovation auf aktuelle Umstände reagiert. Auch in anderen Bereichen sieht sich das Unternehmen mit Veränderungen konfrontiert, auf die es sich einstellt. So sind immer mehr Fahrzeuge, die von der GESER Fahrzeugbau AG gewartet oder aufgebaut werden, mit alternativen Antrieben unterwegs. «Es hat sich vieles verändert», erklärt Stefan Bachmann. «Die Elektrifizierung machte viele Schulungen wie Hochvoltkurse notwendig und erfordert auch den Einsatz von speziellem Werkzeug.» Auch Wasserstoff sei ein grosses Thema. «Gleich neben unserem Standort in Rothenburg befindet sich eine Wasserstofftankstelle», so Stefan Bachmann. «Wir haben H2-Lastwagen bei uns aufgebaut.» Die Relevanz von Nutzfahrzeugen mit alternativen Antrieben werde immer grösser, die Verfügbarkeit der Fahrzeuge steige. Dies habe auch Auswirkungen auf den Beruf des Lastwagenmechanikers. Laut Bachmann entwickelt er sich immer mehr in Richtung Diagnostik. Auch die Berufsschulen seien daran, den Unterricht anzupassen. Viele leichte Nutzfahrzeuge Bei der GESER Fahrzeugbau AG gibt es verschiedenste Aufbauten und Anhänger für alle Nutzfahrzeuge. Je nach Kundenbedürfnis ist ein individueller Aufbau die Lösung, es gebe aber auch Produkte «ab der Stange», sagt Bachmann. Besonders im Aufwind sei das Segment der leichten Nutzfahrzeuge bis 3,5 Tonnen. «Zustellfahrzeuge für die letzte Meile sind immer gefragter», stellt er fest. «Diesen Trend spüren wir stark.» Doch auch für diesen Trend hat die GESER Fahrzeugbau AG die richtigen Lösungen im Angebot – einige sogar unterstützt durch selbst produzierte Teile. | FIRST | NEXT | FINAL | FIRST | NEXT | FINAL | FIRST | NEXT | FINAL Buchen Sie die CZV-anerkannten Kurse bei uns Nutzfahrzeuge kauft/verkauft man im Internet. 1

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