Ausgabe Nr. 7-8/2023

22 SWISS CAMION BRUMMI-TRÄFF ALTSTÄTTEN PATRICK HESS «Das ist meine zweite Teilnahme an diesem Treffen in Altstätten» Der 41-jährige Patrick Hess war einst Kunstturner und hat Bäcker-Konditor gelernt. Nach sechs Jahren im Beruf bekam er «das Reissen», ist umgestiegen und Berufschauffeur geworden. Entspannt sass Patrick am Heck seines Anhängerzugs und zeigte sich gleich bereit für ein kurzes Interview. Sein Fahrzeug: ein erst einjähriger Volvo FH 500 in blauer Sieber-Lackierung. Den hat er nach seinem Gusto perfektioniert – blitzblank polierte Alufelgen, beleuchteter Low Bar, der fast den Boden berührt, weil Patrick das Fahrzeug mit der Luftfederung ganz heruntergelassen hat, Sky-Light-Dachbügel mit vier Scheinwerfern, Signalhörner, Vorhänge, Lederboden, Namensschilder und ein Wimpel «Chauffeuren-Club Rheintal» sowie eine kleine italienische und eine Schweizer Fahne hinter der Frontscheibe. Vorne im Grill: der RoutiersWimpel. «Ich weiss, die Lampen auf dem Dach darf man nicht nutzen, ich habe ihn nur für mich ausgerüstet, das gefällt mir eben so. Ein bisschen Show muss dabei sein.» Patrick fährt für Dinther Transporte in Marbach SG, einem Vertragsunternehmen der Sieber Transport AG. «Stückgut, vor allem, das braucht viel Körpereinsatz.» Mit diesem Job hat er sich einen Kindheitstraum erfüllt. «Nach der Lehre, die ich 2001 abgeschlossen habe, war ich zunächst in dem erlernten Beruf als Bäcker/Konditor tätig, dann bekam ich das Reissen und habe umgesattelt. Von Anfang an hat mich die Herausforderung gereizt. Jetzt bin ich seit 16 Jahren dabei und es wird wohl so bleiben. Im Jahr fahre ich etwa 100 000 Kilometer», erzählt der Quereinsteiger. «Früher war ich Kunstturner, doch das geht nicht mehr. Ich kümmere mich um meine beiden Kinder, die bei der Mutter wohnen, so oft es geht, mache etwas Fitness und gehe wandern. Für Vereinstätigkeit fehlt aber einfach die Zeit», sagte er. Den Brummi-Träff indes lässt er nicht ausfallen – «ich bin heuer zum zweiten Mal hier und gehe vielleicht auch nach Ambri.» hps MICHI HAIGIS «Ich wollte einfach weg» Der junge Chauffeur Michael Haigis aus Teufen fährt zur Zeit den Renault Truck RT520 seines Chefs: «Nenn mich Michi, so kennt man mich.» Das sei nicht «sein» Lastwagen, sagte er, als wir den 23-Jährigen am Brummi-­ Träff in Altstätten auf sein schönes Fahrzeug, einen RT 520, Baujahr 2020, ansprachen. «Meiner kommt erst in drei Monaten – allerdings eine schwedische Marke. Für das Design Hug Edition ist mein Chef Jan Hug verantwortlich», betonte er nochmals, wobei es nicht so aussah, als ob es ihm nicht gefiele. Polierte Alufelgen, Bügel mit Fernscheinwerfer-Balken, Speziallackierung, silbrige Flammen, ein stilisierter Renault-Schriftzug überm Frontgrill. «Switzerland» prangt auf der Sonnenblende. «Die Michelin-Männchen auf der Kabine – in Blau – gehören natürlich dazu.» Und das Fahrerhaus sei komplett «ausgeledert». Michi hatte – gleich nach dem Abschluss des zehnten Schuljahres – ein Filmchen auf Youtube gesehen, von einem Fernfahrer mit der Dashcam aufgenommen. «Es hat mich sofort fasziniert. Bei meinen Eltern kam mein Berufswunsch erst mal nicht so gut an», erinnert er sich. Dann suchte er einen Lehrbetrieb und fand eine Stelle bei der R+N Transporte AG, Winkeln. Seine Motivation, Berufschauffeur werden zu wollen, war stark: «Ich wollte einfach weg. Möglichst weit und die ganze Woche. Jeder Tag ein neues Abenteuer, eine neue Gegend, die du nicht kennst.» Der Fernfahrerjob hatte es ihm angetan. Er fährt «Palettenware und Schüttgut»: «Ausland – Spanien, Benelux, Deutschland für die Jan Hug Transporte GmbH in Aarburg.» Und seine Zukunftsperspektiven? «Alles ändert sich, wenn vielleicht ein Kind kommt.» Er habe eine Freundin, Joey. «Sie muss vorläufig akzeptieren, was ich für einen Job mache, wochenlang weg bin.» Und wie sieht es aus mit Hobbys? Die Frage erübrigte sich eigentlich. «Aber ich bin an jeden Truckertreffen, wenn nicht mit dem Lastwagen, dann eben privat: Ambri, Huttwil, Interlaken, Oberhelfenschwil, Cartbahn Wohlen, das Halloween-Treffen Winterthur», zählt er auf. Und die Wochenenden sind ansonsten auch teilweise belegt – mit Fahrzeugpflege. hps

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