Es kam überraschend: Am 8. September 2025 gab die CST AG bekannt, ihren ursprünglichen Plan eines unterirdischen Gütersystems vorläufig nicht weiterzuverfolgen. Dabei hatte der Bundesrat erst im Frühling den ersten Sachplan «Verkehr, Teil unterirdischer Gütertransport» genehmigt. Damit waren die politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen erstmals festgelegt – ein Meilenstein für das Projekt und ein Schritt hin zu mehr Planungssicherheit.
Doch wie die CST AG in ihrer Medienmitteilung erklärt, kamen Geschäftsleitung und Verwaltungsrat bereits im Frühjahr zum Schluss: Die bestehenden gesetzlichen Rahmenbedingungen reichen nicht aus, um die nötige private Finanzierung für die milliardenteure Bauphase verlässlich abzusichern. Auch die Unterstützung durch Bund, Kantone und Gemeinden sei nach wie vor unzureichend.
Über zehn Mitarbeitende betroffen
Der CST AG fehlen die Mittel, um die Organisation mit dem bisherigen Fokus weiterzuführen. Daran konnte auch der geplante Wechsel von selbstfahrenden Tunnelfahrzeugen auf ein kostengünstigeres Seilbahnsystem nichts ändern. Das hat gravierende Folgen für die Mitarbeitenden: Mehr als zehn Stellen sollen abgebaut werden. Um welche es sich handelt, wird sich nach dem gesetzlich vorgeschriebenen Konsultationsverfahren zeigen. «Die CST AG hat die aktuelle Situation analysiert und die unternehmerisch richtigen Schlüsse daraus gezogen», ist Patrik Aellig, Mediensprecher der CST AG, überzeugt. Das visionäre Projekt sei nur mit einer stabilen Partnerschaft mit Bund, Kantonen und Städten realisierbar. Alle Verkehrsträger müssten im Gesamtsystem ihren optimalen Beitrag leisten können. «In einem Innovationsprojekt betritt man immer Neuland», so Aellig weiter. Man wolle nun gemeinsam mit öffentlichen Akteuren prüfen, ob und wie der politische Wille für privat finanzierte Infrastrukturprojekte vorhanden sei. «Das braucht mehr Zeit und mehr Dialog als ursprünglich angenommen. Nur mit einem klaren politischen Willen können die nötigen Rahmenbedingungen geschaffen werden.» Diese seien wiederum entscheidend für Investoren – sie brauchen Sicherheit.
Neuer Fokus: Citylogistik
Anstatt das Projekt ganz zu begraben, will die CST AG das eingebrachte Kapital im Interesse der Aktionäre optimal einsetzen und das gewonnene Know-how nutzbar machen. Deshalb will sich die CST AG künftig auf einen Bereich konzentrieren, der unmittelbarer umsetzbar und stark gefragt ist: die Citylogistik. «Gerade hier haben wir durch das Denken und Planen unseres Gesamtlogistiksystems wertvolle Erfahrungen gesammelt», sagt Aellig.
Dieses Know-how soll nun genutzt werden, um in Zusammenarbeit mit Städten konkrete, lokal angepasste Lösungen zu entwickeln – etwa für die letzte Meile.
Realisierung weiter weg denn je
Ganz beerdigt ist die Vision eines unterirdischen Gütertransports nicht. Gelingt es der CST AG, gemeinsam mit Städten und Gemeinden die Standortfrage rund um die geplanten Verteilzentren zu klären, könnte das Projekt eines Tages doch noch umgesetzt werden. Stand heute aber scheint die Realisierung weiter weg denn je. Zwar betonen alle Beteiligten, dass CST machbar wäre – technologisch wie baulich. Doch ohne politischen Rückhalt und verlässliche gesetzliche Grundlagen bleibt die Finanzierung ein unlösbares Problem.
■ Text: Fabienne Reinhard, Fotos: CST
Was ist Cargo sous terrain?
Träger von Cargo sous terrain (CST) ist die Cargo sous terrain AG. Sie bildet die Dachorganisation, in die alle massgeblichen Akteure eingebunden sind. Zahlreiche Schweizer Firmen der Transport-, Logistik-, Detailhandels-, Finanz-, Versicherungs-, Telekom- und Energiebranche sind als Investoren, Aktionäre und Projektpartner an der Umsetzung von CST beteiligt und arbeiten aktiv am Lösungskonzept mit. Mit den Behörden im Bund und in den Kantonen besteht ein intensiver fachlicher Austausch.
Fabienne Reinhard
Welche Folgen hätte CST für Chauffeure?
CST hat zum Ziel, den Güterverkehr zwischen grossen Zentren zu übernehmen. Die Feinverteilung in den Städten würde jedoch auch in den kommenden Jahrzehnten mit bemannten Fahrzeugen erfolgen. Gleichzeitig schreitet die Automatisierung in der Logistik insgesamt voran. Das hat einerseits den Vorteil, dass Produktionsschritte in der Schweiz gehalten werden können und die Versorgungssicherheit steigt. Andererseits stellt sie die Arbeitswelt vor Veränderungen – darauf werden sich Chauffeure und die gesamte Branche unabhängig von Visionen wie CST einstellen müssen.
Fabienne Reinhard

