Das Wirtepaar Silvia und Hans Schacher schliessen Ende Juli das Restaurant Blauer Esel, ein bei Chauffeuren bekanntes Relais Routiers in Reiden (LU). Sie haben insgesamt 40 Jahre in Reiden gewirtet, vor dem Blauen Esel noch im Frohsinn. Die Schachers sind den Chauffeusen und Chauffeuren dankbar für ihre Treue. Das gilt auch umgekehrt.
«Ehrlich gesagt, weiss ich gar nicht, wo die Zeit geblieben ist», sagt Silvia Schacher. «Diese 40 Jahre gingen so schnell vorbei.» Sie spricht von den vier Jahrzehnten, die sie zusammen mit ihrem Mann Hans in Reiden (LU) gewirtet hat. «Zuerst waren wir im Frohsinn, das war ab 1985. Im 1996 übernahmen wir den Blauen Esel», erzählt sie. Fast die ganze Zeit waren sie als Relais bei Les Routiers Suisses registriert. Dies bestätigt ein Blick auf den Eintrag im Mitgliederverzeichnis: Eintrittsdatum 1. Februar 1986.
Ein fairer Deal für Chauffeure
Wenn Silvia Schacher zurückblickt, zieht sie zuerst dieses eine Fazit: «Wir hatten es immer gut mit den Chauffeuren.» Und diese kamen auch bis zuletzt gerne in den Blauen Esel. Es hat genügend Parkplätze, und wenn diese doch einmal belegt waren, konnte man auch noch beim Schwimmbad in der Nähe parkieren. Kürzlich jedoch habe die Gemeinde entschieden, dass dort eine Parkbewilligung erforderlich sei. «Jahrelang war es kein Problem, jetzt schon», sagt Silvia Schacher. Und: «Das Problem waren dort abgestellte Privatautos, nicht die Lastwagen.» Umgehend habe sie Bewilligungen geholt, die sie den Chauffeuren abgeben konnte, wenn der Parkplatz beim Blauen Esel voll war. Die Schachers haben sich zweifelsfrei für Chauffeusen und Chauffeure eingesetzt.
Natürlich gab es einen Deal zwischen den Gästen mit Lastwagen und den Schachers. «Etwas Essen war Pflicht», sagt die Wirtin. Vor allem unter polnischen Chauffeuren hätten dies nicht alle gewollt. «Die konnten für 30 Euro Parkplatzmiete trotzdem bleiben. Wir haben ihnen dafür auch eine Quittung gegeben.» Es sei ihr bewusst, dass es diese Leute nicht einfach haben. Aber eine Vereinbarung müsse es ja geben, damit es fair sei gegenüber dem Restaurant sowie den anderen Gästen.
Neben den einheimischen Gästen, einige Angestellte aus nahegelegenen Speditionen kamen über Mittag auch mit dem Privatauto in den Blauen Esel, fanden stets auch internationale Fahrer den Weg nach Reiden. «Vor allem Holländer, Deutsche, Dänen und Österreicher hatten wir oft hier», sagt Silvia Schacher. «Viele davon waren Stammgäste.» Seit bekannt war, dass der Blaue Esel schliesst, habe man ein Gejammer gehört. Etwas Vergleichbares mit diesen Parkiermöglichkeiten gebe es in der Gegend nicht mehr. Dennoch herrscht bei Schachers nicht nur Wehmut. «Es ist in der Gastronomie viel schwieriger geworden», sagt Hans Schacher. «Die Schwankungen bei der Anzahl Mittagessen sind viel grösser geworden. Man kann nicht mehr so gut planen.» Zudem hätten sich einige seit der Pandemie anders ausgerichtet. «Baufirmen haben sich eine Kaffeemaschine gekauft und eine Mikrowelle in die Baracke gestellt, diese Leute kommen nicht mehr. Die jüngeren Leute essen zudem lieber ein Sandwich in der Kabine. Die Zeiten haben sich geändert.» À propos Corona: Der Blaue Esel war sofort dabei, als es darum ging, trotz Lockdown eine Kantine für Chauffeure zu betreiben. «Das war eine sehr strenge Zeit für alle, aber sie hat auch zusammengeschweisst und wir haben sehr viel Dankbarkeit erfahren», blickt Silvia Schacher zurück.
Der Grund, warum sie aufhören, ist einfach. «Wir sind beide 67», sagt Hans Schacher. «Wir hätten schon vor zwei Jahren aufhören können. Aber wir wollten noch weitermachen, bis wir die 40 Jahre haben, das ist doch eine schöne Zahl.» Der Blaue Esel, der 1754 als Zweifamilienhaus erbaut und später zum Restaurant wurde, wird nun abgerissen und das ganze Areal neu überbaut.
Zum Schluss haben die Schachers noch eine wichtige Botschaft: «Wir bedanken uns bei allen Chauffeusen und Chauffeuren für die gute Zeit und die Unterstützung.» Diesen Dank sprechen wir natürlich auch den Schachers aus.

