Die Bemühungen der Nutzfahrzeughersteller, den Strassenverkehr immer sicherer zu machen, sind lobenswert. Kürzlich wurden die Regeln bezüglich obligatorischer Assistenzsysteme in der EU massiv verschärft. Einige Hersteller übertreffen diese Vorgaben schon jetzt. Ein erfahrbares Beispiel für diese Bemühungen ist der Safety Coach von Mercedes, in dem alle vorhandenen Systeme, die die Sicherheit von Chauffeur, Passagieren und anderen Verkehrsteilnehmern erhöhen, gebündelt sind. Der Safety Coach machte jüngst eine Tour durch Europa, wir durften eine Etappe am Steuer des Busses bestreiten. Doch die besten Systeme, die allerneuste Technik bringt wenig bis nichts, wenn es gegenläufige Tendenzen gibt. Schon länger fallen viele Rad- oder Mofalenker im Strassenverkehr mit ihrem sehr gefährlichen Verhalten auf. Ein solches Manöver kostete einem Mofalenker vor drei Jahren das Leben. Er fuhr bewusst über eine ausgezogene Linie hinweg direkt vor einen Lastwagen. Er gewann damit keine Zeit, er verlor sein Leben. Der Fall mündete kürzlich in einer Verurteilung des Chauffeurs, obwohl die Staatsanwaltschaft anfänglich das Verfahren einstellen wollte. Wir versuchen, einen möglichst nüchternen Blick auf den Fall zu werfen – und kommen zum Schluss, dass das gefährliche Verhalten vieler Zweiradfahrer, wir sprechen hier übrigens nicht von Kindern, in der Justiz bereits als Normalität betrachtet wird. Geht es weiter in diese Richtung, bringen auch die besten Assistenzsysteme nicht den gewünschten Effekt, weil auch sie nicht jedes grobfahrlässige Manöver anderer Verkehrsteilnehmer ausbügeln können. Die Technik kann viel – aber sie alleine reicht nicht, um den Strassenverkehr sicherer zu machen. Man muss auch dafür sorgen, dass gefährliches Verhalten in einschlägigen Zweiradkreisen nicht mehr als salonfähig, sondern eben wieder als gefährlich wahrgenommen wird.
Daniel von Känel, Chefredaktor