Der Ausbau, der voraussichtlich bis 2032 dauert, erfolgt in drei Etappen – sogenannte Lose – von West nach Ost. Den Auftakt macht das «Los West», das sich von der Verzweigung Luterbach bis zum Anschluss Wangen an der Aare erstreckt. Auch die Anschlüsse Egerkingen und Oensingen (VEBO-Knoten) gehören zu dieser ersten Etappe, die bis 2027 abgeschlossen sein soll. Es folgen das «Los Mitte» (Wangen a. Aare bis Oensingen, 2028–2030) sowie das «Los Ost» (Oensingen bis Härkingen, 2030–2032). Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf rund 1,06 Milliarden Franken.
Mehr Sicherheit
Der Ausbau hat klare Ziele: ein besserer Verkehrsfluss und eine höhere Sicherheit. Bislang ereignen sich auf dem Abschnitt jährlich rund 200 Verkehrsunfälle. Diese alarmierende Bilanz soll durch die Verbreiterung der Fahrbahn auf drei Spuren pro Richtung künftig entschärft werden. Gleichzeitig wird die in den 1960er-Jahren erbaute Infrastruktur umfassend modernisiert. Neben dem Ausbau auf sechs Spuren werden 14 Brücken und Unterführungen ersetzt, verbreitert oder instandgesetzt sowie sechs neue Bauwerke erstellt. Auch der Lärm- und Gewässerschutz wird auf den neusten Stand gebracht. Sicherheitsvorkehrungen bei Störfällen werden ebenfalls verbessert.
Ein zentraler Bestandteil des Projekts ist der Schutz der angrenzenden Gemeinden vor Ausweichverkehr. Während der Bauzeit bleibt die Autobahn in jeder Fahrtrichtung zweispurig befahrbar – allerdings mit einer reduzierten Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h. Sperrungen sind nur nachts und kurzfristig vorgesehen.
Ampeln gegen Schleichverkehr
Zusätzliche Massnahmen wie Ausfahrtdosierungen und Reisezeitanzeigen sollen den Verkehr auf der Autobahn halten. Auf den Hauptstrassen in den Kantonen Solothurn und Bern kommen gezielt gesteuerte Ampelanlagen zum Einsatz, um den Durchgangsverkehr durch Wohnquartiere zu vermeiden. Eine speziell eingerichtete «Task-force Verkehr» überwacht und steuert diese Massnahmen dynamisch. Konkret nutzt der Kanton Solothurn auf dem angrenzenden Hauptstrassennetz acht feste und vier temporäre Ampelanlagen, um den Transitverkehr auf der Autobahn zu halten. Die Staffelung der Ampeln soll den Zeitverlust beim Umfahren der Baustelle so erhöhen, dass eine Ausweichroute unattraktiv wird. Der Kanton Bern setzt punktuell temporäre Lichtsignalanlagen ein und reduziert in kritischen Bereichen das Tempolimit, so zum Beispiel in Niederbipp ab Mai 2025.
Bereits ab Anfang April 2024 führte das ASTRA verschiedene Vorarbeiten durch. So wurden 12 Installationsplätze erstellt. Der Hauptinstallationsplatz für das Baulos West befindet sich beim Autobahnanschluss Wangen a. A. Zudem wurden Transportwege von 4,55 km Länge sowie Kabelrohranlagen für Kommunikationskabel entlang der Autobahn gebaut. Ende April und Anfang Mai 2025 wurden erste Anpassungen an der Verkehrsführung vorgenommen, um den Baustellenbetrieb vorzubereiten. Dies betraf insbesondere die Abschnitte zwischen der Verzweigung Luterbach und dem Anschluss Wangen a. Aare sowie den Anschluss bei Egerkingen. Mit dem Start der Hauptarbeiten nimmt eines der grössten aktuellen Strassenbauprojekte der Schweiz Fahrt auf – mit dem Ziel, die A1 fit für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu machen.
Bewilligtes Projekt
Dieser Ausbau gehört noch zu einem Ausbauschritt, der offiziell bewilligt wurde. Ein weiterer mit sechs Ausbauprojekten wurde letztes Jahr vom Stimmvolk abgelehnt. Dies ist aber nicht die einzige Herausforderung bei der Planung einer leistungsfähigen Verkehrsinfrastruktur. Beim Ausbau der Bahn gibt es nämlich Finanzierungs- und Umsetzungsprobleme, wie das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) feststellen musste. Für die Umsetzung des Angebotskonzepts 2035 sind demnach zusätzliche Infrastrukturmassnahmen notwendig. Gleichzeitig werden bestehende Projekte teurer. Insgesamt belaufen sich die Mehrkosten auf rund 14 Milliarden Franken. «Vor diesem Hintergrund hat das UVEK entschieden, die geplanten Infrastrukturprojekte für Strasse und Schiene zu überprüfen», teilte es Anfang dieses Jahres mit. Es soll untersucht werden, welche Projekte Priorität aufweisen und welche allenfalls zu einem späteren Zeitpunkt realisiert werden sollen. Für ASTRA-Direktor Jürg Röthlisberger ist jedenfalls klar: «Weder mehr Beton und Asphalt noch zusätzliche ‹Steuerungsintelligenz› allein können die heutigen Probleme lösen. Es braucht das Zusammenspiel beider Ansätze und der Verkehrsträger Strasse und Schiene, um weiterhin sichere, zuverlässige, verfügbare und verträgliche Verkehrswege anbieten zu können.»
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Text: Daniel von Känel
Visualisierung: ASTRA
Foto: DVK
Drei Baulose
Baulos West, Verzweigung Luterbach–Anschluss Wangen a. A., 2025–2027: Der Ausbau startet im Baulos West. Auf diesem Abschnitt werden unter anderem die Überführung der Kantonsstrasse Luterbach–Deitingen und eine zusätzliche Aarebrücke gebaut. Vorgesehen sind weiter die Renaturierung des Russbachs bei der Raststätte Deitingen Nord sowie ein Wildtierkorridor unter der Autobahn. Gleichzeitig werden in Oensingen und Egerkingen die Autobahnanschlüsse angepasst.
Baulos Mitte, Anschluss Wangen a. A.–Anschluss Oensingen, 2028–2030: Auf diesem Abschnitt ist unter anderem ein Neubau der SBB-Brücke Raenkholz in der Gemeinde Oberbipp vorgesehen. Auch entstehen bei den Ausfahrten in Wangen an der Aare und Niederbipp Anlagen, die das Strassenabwasser auf natürliche Art reinigen. Auf der gesamten Strecke zwischen Luterbach und Härkingen sind sechs solcher Anlagen geplant.
Baulos Ost, Anschluss Oensingen–Verzweigung Härkingen, 2030–2032: Als Kunstbau entsteht auf diesem Abschnitt eine Wildtierüberführung zwischen Ober- und Niederbuchsiten. Die Fussgängerüberführung in Oberbuchsiten wird ersetzt. Die Verzweigung Härkingen erhält ein neues Gesicht. Der bereits im Baulos West realisierte Autobahnanschluss entlastet Egerkingen vom Verkehr. Das Gewässer Dünnern wird an zwei verschiedenen Stellen renaturiert.
DVK