Brummiferien 2025 (2)

In den Ferien kann man sich faul in den Liegestuhl legen, man kann Berge erklimmen oder, wie Helmut Riede, Kursleiter Les Routiers Suisses, Lastwagen fahren. Nicht nur ums Hauseck, sondern etwas weiter. Er berichtet auch diesen Sommer von seiner Europatour.

Die Woche beginnt mit der Suche der Ladestelle. Diese liegt in Mitten eines riesigen Kartoffelanbaugebiets. Ein 6-reihiger Kartoffelvollernter plus einige John Deeres mit Muldenkipper sind hier im Einsatz. Diese bringen die Knollen zu einer Umschlagsstation. Zwei Förderbänder sind hier im Einsatz, um abwechselnd einen Kühltrailer zu beladen. Erfahrung und Augenmass zeichnet sich auch hier wieder aus. Der Belgier an der Schaltzentrale ladet das Fahrzeug auf beinahe Idealgewicht. Die Ladung ist für einen Pommes-Frites-Produzent in Belgien bestimmt. Es geht über die hügelige Autobahn Bordeaux – Paris. Hier kann der Volvo zeigen, was er kann. Wie andere Marken auch ist er auf gnadenloses Oekodrive programmiert. Will man jedoch hohe Durchschnittsgeschwindigkeiten erreichen, ist man bald mehr gefordert als zu guten alten Fullerzeiten. 

Ananas für Dänemark

Die Fahrt führt mich vorbei an Paris über Lille, Antwerpen nach Lommel. Die Entladung erfolgt mittels einer Hubbrücke. In 15 Minuten ist die Ladung auf Schubbodenfahrzeuge verteilt. Weiter geht’s nach Hazeldonk in die Reinigung. Blitzeblank gereinigt geht es zum ersten Kunden in Meer. 15t Ananas für Dänemark werden geladen. Danach noch weitere Kunden, bis zuletzt in Waddinxveen mit Paprika komplettiert wird. Die Reise führt mich nun weiter nach Zwinderen, wo der Trailer getauscht wird. Mein aufgesattelter Trailer soll ich nur bis Emstek mitnehmen, denn dort gibt’s wieder einen für nach Holland. Die Ladung besteht aus Fisch für die Schweiz. Die Entladestelle ist die KOTRA-Zentrale in Yerseke. Dort wird der Fisch zusammen mit Muscheln und Austern zu einer neuen Ladung zusammengestellt. Die Firmenzentrale ist beeindruckend. Umfasst sie doch diverse Lager- und Umschlagsgebäude für vielerlei Arten von Waren. Meine Ladung wird im Muschel- und Fischterminal gelöscht. Die firmeneigene Kantine steht allen Chauffeuren zu Verfügung. Selbstverständlich stehen auch Duschen zur Verfügung. Nach einer grösseren Ruhezeit geht es wieder weiter zur nächsten Ladestelle. 

Es werden 16 Paletten Tomaten in Steenbergen angeladen und anschliessend in Waddinxveen mit Paprika aufgefüllt. Es geht wieder einmal zum Trailertausch. Diesmal in Henstedt auf dem Autohof. Neuer Trailer, neues Glück. Die Entladestelle ist in Brunsbüttel. Hier beginnt der Nord-Ostsee-Kanal. Eine 86 km lange Wasserstrasse quer durch Schleswig-Holstein. Dort soll am Sonntag auf Montagnacht die MV Cemsol  mit Proviant beliefert werden. Die Hafenmeisterei gibt mir die Liegestelle am Abend bekannt und das Schiff wird pünktlich um 2 Uhr beliefert. Die Paletten werden von Hand auf das Schiff gebracht und verstaut. Die ganze Mannschaft inklusive Kapitän helfen bei dieser Aktion. Der nächste Auftrag führt mich nach Hamburg zu einem Schiffsausrüster. Laden für nach Ijmuiden, Holland. Nebst TK- und Frischprodukten gibt es noch allerlei Kleinzeug, was gebraucht wird. Die Lieferung geht an die „MV Windea Curie“. Ein Schiff das in der Nordsee die Windräder kontrolliert und in Stand hält. Ein Besuch auf der Brücke ist Pflicht, müssen doch die Dokumente vom Chef unterschrieben werden. Das entladen geht zügig von statten. Die Jungs wissen, wie es geht. Nach einem Frühstück in der Mensa des Schiffs geht es zur grossen Pause. Nächste Ladestelle dann Rotterdam Maasflakte. Tiefkühlprodukte nach Avignon. Einmal mehr durch Belgiens Ardennen und die Route Reims – Dijon – Lyon nach Avignon.  Das australische Lammfleisch wird genauestens durch den Empfänger kontrolliert und im Tiefkühlhaus eingelagert. 15 km Leerfahrt, und der Auflieger wird diesmal mit Groupages beladen. Zurück geht es nach Yerseke, wo am Samstag die Ladung entladen wird. 

Am Montag in Oosterhout bin ich nach mehr als 35 Jahren wieder mal bei einem Fruchtkonzentrathersteller. Statt wie früher mit dem Lebensmitteltank lade ich dieses Mal Fassware für Dänemark. In Venlo wird die Ladung mit Peperoni komplettiert und es geht zurück nach Dänemark und zum Ende der Reise. Hat wieder viel Freude bereitet mit einem tollen Fahrzeug unterwegs zu sein. Der Wehmutstropfen ist die inzwischen für meinen Geschmack zu grosse Einflussnahme der Telemetrie und Elektronik ins Fahrgeschehen. Wenn ich als Chauffeur die Verantwortung trage, möchte ich auch selbst das Fahrgeschehen bestimmen.