Sie gilt als die Leitmesse für den Personentransport in unseren Gefilden und wurde diesem Anspruch Anfang Oktober erneut gerecht. Auf der Busworld, die vom 4. bis 9. Oktober in Brüssel durchgeführt wurde, bestätigte sich der starke Trend zur Elektrifizierung. Wie beim Auto sind die asiatischen Hersteller den europäischen Bus-OEM in Sachen Elektroantriebsstrang einen Schritt voraus. Die Europäer haben sich jedoch auf die Aufholjagd gemacht und zeigten in Brüssel auch im Überland- und Reisebus-Sektor ihre Elektro-Kompetenz.
Einige wichtige Neuheiten
Mit der Weltpremiere des Lion’s Coach 14 Electric präsentiert MAN als erster europäischer Hersteller einen batterieelektrischen Reisebus. Der Dreiachser verfügt über vier bis sechs NMC-Batteriepakete (Kapazität 320 bis 480 kWh), welche für bis zu 650 km Reichweite gut sind. Dabei bleibt der Gepäckraum praktisch unangetastet, was im Reisebus-Segment von besonderer Bedeutung ist. Serienstart ist im kommenden Jahr, weitere Versionen sind in Planung.
Wie MAN hat sich auch Mercedes-Benz bekannterweise eine hohe Kompetenz für elektrische Stadtbusse erarbeitet. Nun erweitert Mercedes sein E-Portfolio im Überland-Sektor und bringt den eIntouro auf den Markt. Während Mercedes in den Stadtbussen Batterien mit NMC-Zelltechnologie einbaut – eine neue NMC4-Batteriengeneration erlebte auf der Busworld ebenfalls Premiere –, werden beim eIntouro diverse Komponenten aus dem Überland-Lkw eActros 600 eingebaut (Seite 20). Kern der Technologieübernahme sind das 800-V-System und die Li-Ion-Batterie mit LFP-Zellen. 207 bis 414 kWh Kapazität ermöglichen bis zu 500 km Reichweite. Statt der E-Achse des Lkws, die ungeeignet ist für den Reisebuseinsatz, nutzt der eIntouro einen Zentralantrieb.
Der polnische Hersteller Solaris hat sich komplett auf Linienbusse ausgerichtet und rundet in Brüssel seine batterieelektrische Palette ab. Der Urbino 10,5 war zwar bereits mit herkömmlichen Dieselmotoren erhältlich gewesen, nun elektrifiziert Solaris diese Fahrzeuggrösse, sodass die Palette der Elektro-Solofahrzeuge auf vier Längen wächst: 9 m, 10,5 m, 12 m und 15 m.
Der niederländische Hersteller VDL hatte das belgische Familienunternehmen Van Hool, das aus innerfamiliären Gründen in finanzielle Schieflage geraten war, aus der Insolvenz gerettet, bietet nun die Fahrzeuge beider Firmen unter dem neuen Namen VDL Bus Group an und stellt erstmals in Brüssel auf einem gemeinsamen Stand aus. Highlight in Brüssel war der brandneue VDL Futura 3, die dritte Generation des bekannten Reisebusses. Erste Fahrzeuge sollen bereits 2026 auch in der Schweiz anzutreffen sein, wobei die Plattform auch für den Einsatz alternativer Antriebe ausgelegt ist; ein künftiger E-Futura 3 wird aus Gewichtsgründen ausschliesslich als Dreiachser kommen.
Der traditionelle Dieselantrieb im neuen VDL Futura 3 stammt übrigens wie bisher von DAF. Der wie VDL in Eindhoven beheimatete Lkw-Hersteller zeigte in Brüssel als Buskomponenten neben Dieselmotoren auch einen Verbrennungsmotor für Wasserstoff und eine E-Achse für den Buseinsatz.
Kompakte Busse
Auch das Segment der Kompaktbusse war in Brüssel gut vertreten. Beispielsweise der türkische Hersteller Karsan, der auch den Bus für eine autonome Buslinie in Arbon geliefert hat («Artour», siehe letzte Ausgabe), baut sein Angebot an autonom fahrenden Bussen mit dem kompakten e-Jest nach unten aus.
Der litauische Spezialist Altas hat sich u. a. auf die Elektrifizierung und den luxuriösen Ausbau von Mercedes-Sprinter-Chassis spezialisiert. Nun bringt Altas den 7,5-m-Bus Novus City 7 von Zhontong Buses (China), wobei die maximal 37 Personen transportierenden Fahrzeuge (davon bis 18 Sitzplätze) in Litauen auf die Ansprüche und gesetzlichen Anforderungen in Europa angepasst werden. Die LFP-Batterie ermöglicht mit 140 kWh Kapazität über 300 km Reichweite (Vertrieb Schweiz: Widera Connect, Männedorf).
Eine ähnliche Europäisierung übernimmt die e-Mobility-Abteilung von JJ Industrial Solutions beim Verkauf des 7 m langen Sigma 7 des chinesischen Herstellers Wisdom Motor. Der Kompaktbus kann maximal 31 Passagiere befördern und seine LFP-Batterie bietet 127 kWh Kapazität (Vertrieb Schweiz: JJ Industrial Solutions, Schaffhausen).
Text und Foto: Martin Schatzmann








