Es war eine andere Zeit, eine andere Welt, als Walter Schopfer noch als Chauffeur arbeitete. Im Lastwagen gab es kein Telefon, mit dem man mit der Disposition oder einem Kunden hätte Kontakt aufnehmen können. Der Chauffeur war vielmehr selbst Disponent. Walter Schopfer fuhr für die Francey Transports SA in Villeneuve (VD), die 1999 von der Sieber-Gruppe übernommen wurde. In den Sechzigerjahren trat er dem Berufsverband Les Routiers Suisses bei – und war von 1978 bis 1986 dessen Zentralpräsident.
Grundstück gekauft
In der Zeit seiner Präsidentschaft wurden Entscheide gefällt, die noch heute nachwirken – und die sich als richtig erwiesen haben. So war Les Routiers Suisses, damals in Büros in Renens (VD) eingemietet, auf der Suche nach einem neuen Standort. «Es hat verschiedene Projekte gegeben», erinnert sich Walter Schopfer. «Auch andere Standorte, zum Beispiel Bern, waren im Gespräch.» Der Wunsch nach einem etwas zentraleren Standort in der Deutschschweiz stand jenem gegenüber, den Verbandssitz in der Region zu belassen, wo er entstand. Die Gründung erfolgte nämlich 1957 in Bussigny (VD). «Man hat sich dann relativ gut geeinigt», sagt Walter Schopfer. Schliesslich kaufte man ein Stück Land im Industriegebiet von Echandens, einer Nachbargemeinde von Bussigny, dem «Geburtsort» von Les Routiers Suisses.
Der Baubeginn für das Gebäude an der Rue de la Chocolatière erfolgte zwar erst nach Schopfers Amtszeit, dennoch hatte er im übertragenen Sinn den Grundstein dazu gelegt. Obwohl in den Neunzigerjahren eine Immobilienkrise folgte und die Finanzen des Verbands für eine gewisse Zeit in Schieflage brachte, war es aus heutiger Sicht der richtige Entscheid, die Investition zu machen; sie zahlt sich heute dank verschiedener Vorteile aus, die man gegenüber einer Miete einer Geschäftsliegenschaft hat.
In seiner Laufbahn als Chauffeur hat Walter Schopfer auch viele Lehrlinge ausgebildet. «Mitte der Siebzigerjahre hatten wir begonnen, offiziell Lehrlinge auszubilden», erinnert er sich. Zu diesen gehörte auch sein Sohn Eric Schopfer, der ihn beim Besuch in Echandens begleitete. Eric schlug danach einen anderen beruflichen Weg ein und ist mittlerweile auch pensioniert. Auf die Frage, ob Eric der beste Lehrling gewesen sei, sagt Walter Schopfer lachend: «Nein. Aber das ist ja normal beim eigenen Kind, da ist man immer noch etwas strenger.»
«Schon so viel gemacht»
Eine weitere Frage, die noch weiter in die Vergangenheit greift, beantwortet der Romand, der immer wieder mal in astreinem Schweizerdeutsch spricht, auf seine ureigene Art. Wo in der Deutschschweiz er denn die ersten Jahre seines Lebens verbracht habe, wollten wir wissen. «Das ist eine gute Frage», sagte er. «Aber e s liegen eben schon so viele Jahre dazwischen.» Es spielt ihm, dem Westschweizer, wohl längst keine Rolle mehr. Gesundheit und jeden Tag geniessen, das ist es, was zählt.
So hat er auch keine Pläne, noch etwas Neues zu beginnen. «Muss man denn immer noch mehr machen?», sagt er. «Man hat doch schon so viel gemacht.» Da kann man Walter Schopfer, dem hundertjährigen Chauffeur, nur Recht geben – und herzlichst zum Geburtstag gratulieren.
Text: Daniel von Känel
Fotos: Daniel von Känel und Archiv Francey Transports SA



