Ein Transporter wird 75 – Altern gehört nicht zum Programm

Fahrzeuge und Technik Ausgabe-07-2025

Drei Oldies (v. l.): ein VW Bus vom ersten Produktionstag 1950, der Sinalco-Bus wurde Juli 1950 gebaut und der älteste strassenzugelassene VW-Bus im August 1950.

In der siebten Generation ohne Unterbruch baut VW seinen Transporter, der damit von VW gerne als das wohl älteste Nutzfahrzeug in Europa bezeichnet wird – durchaus berechtigt. Heute sind aus einem Fahrzeug drei geworden, wobei rechtzeitig zum 75-Jahr-Jubiläum auch der eigentliche Transporter auf «eigenen Beinen» zu stehen gelernt hat.

Es ist jene Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, in der sich Europa neu erfinden musste. Damals lag Europa noch zu weiten Teilen in Trümmern und für den dringend benötigten Gütertransport waren kaum Fahrzeuge vorhanden. Vier Jahre nach dem Nachkriegs-Käfer kam es hier zum Wandel: Im März 1950 begannen in Wolfsburg die ersten Exemplare des vorerst als Typ 2 benannten Lieferwagens vom Band zu laufen. Typ 2 deshalb, weil es das zweite Modell nach dem Käfer war.

Das Dreiergespann

Von Beginn weg wurde er als Kastenwagen, als Bus sowie als Pritschenwagen konzipiert, um die verschiedensten Transportbedürfnisse abdecken zu können. Das ist auch über alle Folgegenerationen so geblieben, bis im Jahr 2021 der vornehmlich privat benutzte Multivan von den kommerziellen Modellen Transporter und Caravelle losgelöst und auf eine separate Plattform gestellt wurde. 2022 folgte mit dem Elektrobus ID. Buzz eine zusätzliche Modellreihe, die im Design deutlich an den Ur-Bulli angelehnt ist. Und erst Ende des letzten Jahres wurde schliesslich der Transporter auf neuer Plattform vorgestellt (vgl. Kasten rechts). Mit dieser 3er-Strategie will VW Nutzfahrzeuge (VWN) einerseits besser die unterschiedlichen Transportbedürfnisse abdecken können und andererseits durch gezielte Kooperationen und Technologietransfers die betriebliche und finanzielle Effizienz steigern.

Die Generationen

Die Nachfrage war nicht nur zu Beginn sehr hoch, was die seither über 12,5 Mio. Fahrzeuge deutlich vor Augen führen. Dabei gerieten die Kapazitäten in Wolfsburg rasch an ihre Grenzen und trotz Sonderschichten vermochte das Werk nach nur vier Produktionsjahren die Nachfrage nicht mehr zu decken. Entsprechend wurde die Transporter-Produktion nach Hannover verschoben, wo das eigens errichtete Werk 1956 in Betrieb genommen wurde. Mit der ersten Neuauflage 1967 hielt die «T»-Bezeichnung Einzug, indem die zweite Generation T2 genannt wurde. Das Urmodell wurde erst rückwirkend auch als T1 bezeichnet. Mit dem T3 wichen 1979 die runden Linien einem kantigen Design und der Bulli erhielt den Übernahmen Ziegelstein aus Hannover. Die bekannte Technik mit charakteristischem Heck-Boxermotor wurde im T3 übernommen. 
Grundlegend war der Wandel auf den T4, bei dem 1990die Optik und die Technik komplett neu daherkamen. Vor allem der Wechsel vom Heck- auf Frontmotor und die Abkehr vom Boxer brachten die grössten Veränderungen, die sich notgedrungen auch in der Gestaltung niederschlugen. 2003 fand der Wechsel auf den T5 statt, auf den 2015 der T6 folgte, mit mehr Technik und nur geringer optischer Veränderung. 2021 begann schliesslich der Transfer auf den T7, zuerst mit dem neuen Multivan, der auf VWs MQB-Plattform basiert. Der ID. Buzz, der 2022 folgte, besass eine ausschliesslich auf E-Antrieb ausgelegte Plattform und Ende 2024 wurden die kommerziellen T7-Modelle auf einer mit Ford gemeinsam entwickelten Plattform lanciert, die rechtzeitig aufs Jubiläum auf die Strassen zu rollen begannen.

Happy Birthday, VW Transporter.

Text: Martin Schatzmann
Foto: VWN, MS

 

Neuauflage VW Transporter

Das kann der neue Transporter

Die gewerbliche Version des T7 ist aus der Zusammenarbeit mit Ford entstanden, aus welcher beispielsweise auch bereits die aktuelle Version des Pick-up Amarok hervorgegangen ist. Die Basistechnik steuert Ford bei und der Transporter wird auch in einem Ford-Werk gefertigt, allerdings auf einer VW vorbehaltenen Produktionslinie und mit VW-eigener Qualitätskontrolle. Enthüllt worden ist der T7 auf der IAA Transportation im September 2024, die ersten Modelle sind bereits in diesem Frühling angerollt. Antriebstechnisch kann der Kunde wählen zwischen Dieselmotoren mit Vorder- und Allradantrieb, auch die Elektroversion (netto 64 kWh) gibt es neben dem Hinterradantrieb auch mit AWD. Als drittes Modell folgt im kommenden Jahr noch ein Plug-in-Hybrid (16,5 kWh) mit Vorderradantrieb.

Transporter und Caravelle gibt es mit zwei Radständen und auch einem Hochdach. Zudem ist bereits eine Pritschenversion mit Doppelkabine in Vorbereitung, ebenso beim Van ein Plus-Modell, welches eine zweite Sitzbank besitzt. Bei diesem Modell gibt es zudem eine sogenannte L-Trennwand, bei welcher der Laderaum hinter dem Fahrer trotz zweiter Sitzreihe für langes Ladegut erhalten bleibt. Beim Elektromodell ist zudem eine Art Trafostation (Bild) erhältlich, welche es einem Handwerker ermöglicht, beispielsweise seine Schleifbank oder seine mobile Kreissäge netzunabhängig zu betreiben; auch der Plug-in-Hybrid wird diese Option bieten.

Erste Fahreindrücke zeigen, dass der neue Transporter die erwartete Solidität aufweist und die weit über 1000 Besteller in der Schweiz nicht enttäuschen dürfte.

Martin Schatzmann