Nachdem die ersten E-Trucks von MAN auf einer speziellen Linie gefertigt wurden, hat das Werk in München mit der Serienfertigung von eTGX und eTGS begonnen. Dabei hat MAN auf höchste Flexibilität gesetzt und produziert auf der gleichen Montagelinie sowohl Diesel- als auch Elektro-Lkw. Wie Michael Kobriger, Vorstand Produktion und Logistik, gegenüber der Jury von Truck of the Year erklärt, können so selbst ohne genaue Prognosen die Kundenbedürfnisse am besten berücksichtigt werden.
«Eine der Herausforderungen dabei war die Anzahl Bauteile, welche montiert werden», so Kobriger. «Beim Elektro-Lkw sind es rund 30 Prozent mehr Teile als beim Diesel.» Entsprechend wird die Vorabmontage von Komponenten noch viel wichtiger. Zugleich nutzen Diesel- und BEV-Modelle sehr viele Gleichteile, was die gemeinsame Produktionslinie überhaupt erst ermöglicht.
Auch die Komplexität der Werkslogistik erreicht neue Höhen, da mit den vielen Zusatzbauteilen des E-Trucks viel mehr Teile ins Werk fliessen als je zuvor. Kobriger: «Wir produzieren mit dieser sehr viel höheren Teilezahl jedoch gleich viele oder gar weniger Lastwagen als bisher.» Deshalb kommt dem Just-in-Time eine nochmals grössere Bedeutung zu, um zu verhindern, dass sich in den Werkshallen die Teile stapeln. Für die Anpassungen der Produktion an die Elektro-Trucks investiert MAN im laufenden Jahrzehnt rund eine Milliarde Euro.
In München arbeitet MAN aktuell in zwei Schichten, mit maximal 50 Fahrzeugen pro Schicht, es resultieren also 100 Trucks pro Tag. Gemäss Kobriger kann der E-Anteil zwischen 0 und 100 Prozent variieren, je nach Nachfrage. Ohne weitere Investitionen kann die Kapazität auf 65 Fahrzeuge pro Schicht erhöht werden, respektive auf 130 pro Tag.
Die schweren E-Lkw werden vorerst im Werk München bleiben, aber die Produktionstechnik wird auch aufs Werk Niepolomice in Polen ausgerollt, wo aber weiterhin vor allem die leichten und mittelschweren Trucks von den Bändern rollen.
Martin Schatzmann

