Ideologisch, aber mutlos

Editorial Ausgabe-09-2025

Wir sind in eine Sackgasse eingebogen. Mit dem Lastenrad, in hohem Tempo und der Vision, dass sich die Gesellschaft schon auf Verzicht einstellen und die Schiene allen Verkehr von der Strasse aufnehmen wird. Trotz ungebremstem Bevölkerungswachstum. Einige sind aber auch mit dem Auto in die Sackgasse geraten. Etwas langsamer, aber mit der Überzeugung, dass das Bevölkerungswachstum ganz einfach gebremst werden kann, was wieder Platz schafft auf der Strasse. Am Ende der Sackgasse warten folgende unbequemen Wahrheiten: Die Gesellschaft schränkt sich ungern ein, egal ob Konsument mit Lastenrad, Auto oder Zugbillett. Die Kapazität und der Zustand der Schiene wurden masslos überschätzt. Für eine Infrastruktur, die für die Zukunft gerüstet ist, braucht es zig Milliarden mehr als bisher angenommen. Die Strassen sind an einigen Orten jetzt schon massiv überlastet, vor allem die Nationalstrassen. Diese Probleme würden nicht einmal mit einem sofortigen Stopp der Zuwanderung gelöst. Deshalb ist es richtig, dass der Bundesrat nach dem Nein zum Autobahnausbauschritt im letzten November, der ein Gesamtpaket war, jetzt einzelne Projekte untersuchen und priorisieren liess. Es darf keinen Stillstand bei der Infrastruktur geben, sonst fällt irgendwann alles auf einmal an – zu nicht mehr tragbaren Kosten. Wenn wie Cargo sous terrain jemand über den Tellerrand schaut und ein mutiges Projekt entwickelt, wird auch sofort über Kosten, Linienführungen, Ruhestörungen im Erdreich und übergangene regionale Zentren diskutiert, bis das Projekt auf Eis liegt. Eine laut gepredigte Ideologie, eine weltanschauliche politische Theorie, kann bisweilen auch weltfremd sein. Es braucht deshalb weniger davon. Dafür einen ehrlichen, klaren Blick und mehr Mut. Viele Akteure in der Nutzfahrzeugbranche beweisen, dass dies der richtige Weg ist. Wer sich davon überzeugen will, besucht die transport.ch in Bern; und kommt am besten auch noch am Stand von Les Routiers Suisses vorbei. Wir freuen uns auf Sie!

Daniel von Känel, Chefredaktor