Kreislaufwirtschaft – Librec AG: Batterierecycling in Biberist

Fahrzeuge und Technik Ausgabe-06-2025

Die noch in der Batterie vorhandene Energie wird abgezogen und speist einen Teil des Energiebedarfs von Librec.

Jodok Reinhardt rezykliert in seiner Librec AG in Biberist seit letztem Herbst E-Mobil-Batterien – mit einer Rohstoff-Rückgewinnung von 97 % eine veritable Kreislaufwirtschaft.

Neue Technologien bringen Lösungen zu existierenden Problemen, verursachen aber in der Regel anderweitig neue Herausforderungen. Bei der Elektromobilität reduziert sich der Schadstoffausstoss zumindest lokal auf praktisch Null, doch vor allem der Energiespeicher ist bei Herstellung und an seinem Nutzungsende energie- und umwelttechnisch eine echte Herausforderung. Vor diesem Hintergrund hatte Jodok Reinhardt die Firma Librec Batterierecycling AG gegründet, deren Werk im Frühling offiziell eingeweiht wurde, wobei es bereits gegen Ende des vergangenen Jahres in Betrieb gegangen war.

Die Arbeit von Librec ist der erste Schritt eines vierstufigen Prozesses, bei dem am Ende eine neue Batterie herauskommt. Dabei werden gebrauchte und defekte Batterien, aber auch Produktionsausschuss auseinandergenommen und in ihre Rohstoffe zerlegt. Es entsteht eine sogenannte Schwarzmasse, welche bei anderen Spezialfirmen weiterverarbeitet wird. Dabei ist es das vordringlichste Ziel, einen möglichst hohen Anteil der wichtigen Rohstoffe zurückzugewinnen, also Rohstoffe wie Kobalt, Nickel, Lithium, Mangan, Grafit, Kupfer, Aluminium und Elektrolyt. Bereits in der Theorie war das angestrebte Ziel von über 90 % mit der von Librec eingesetzten Methode problemlos erreichbar. Nach nur wenigen Monaten Realbetrieb ist Firmengründer und CEO Jodok Reinhardt sehr zufrieden, denn die Rate liegt bereits bei 97 und mehr Prozent. Das ist europaweit eine der besten, wenn nicht gar die beste Rate.

Abhängigkeiten reduzieren

Die Rückgewinnung der Rohstoffe und die Rückführung in den Produktionsprozess machen eine Kreislaufwirtschaft dieser kritischen Rohstoffe möglich. Und das hat Konsequenzen auf verschiedenen Ebenen. Nur zwei Beispiele: Am Anfang der Batterieherstellung entfällt der oftmals unter schwierigen und nicht immer unumstrittenen Verhältnissen durchgeführte Rohstoffabbau, zugleich wird dabei die geopolitische Abhängigkeit reduziert. Zudem beträgt der CO2-Fussabdruck von Batterien mit rezyklierten Rohstoffen pro kWh Kapazität rund 196 kg CO2 weniger als bei einer Neubatterie.

Und die Nachfrage in Sachen Batterierecycling ist gross. Librec ist zwar noch am Hochfahren seiner Prozesse, doch bereits steht fest, dass die Jahreskapazität der Anlage von 12 000 Batterien nicht ausreichen wird. «Wir müssen zusätzliche Kapazitäten schaffen», erklärte Jodok Reinhardt anlässlich der Schweizer Konferenz Elektromobilität (siehe auch Kasten) von Anfang Juni in Bern.

2nd Life oder Recycling?

Bevor jedoch eine Batterie in Biberist durch die Zerkleinerung läuft, wird ihr Status geprüft und gegebenenfalls für eine stationäre Weiterverwendung ausgesondert und dem Upcycling zugeführt. Dazu ist bei Librec die Firma Libattion angesiedelt, die sich auf skalierbare stationäre Speicherlösungen spezialisiert hat, inklusive eigener Softwareplattform zur Steuerung der Anlagen.

Wird eine Batterie dem Recycling zugeführt, wird sie zu Beginn auseinandergebaut und in die einzelnen Bestandteile zerlegt. Vorgängig muss aber den Speichern die Restenergie entzogen werden, welche man nicht einfach verpuffen lässt, sondern von der Librec als Teil der Stromversorgung von Gebäude und Prozessen genutzt wird. Auch deshalb fällt die von der Empa durchgeführte CO2-Studie zu Librec sehr positiv aus.

Die von Firmen wie der Librec produzierte Schwarzmasse muss in einem nächsten Schritt durch eine hydrometallurgische Raffination, bevor sie nach weiteren zwei Schritten als neue Batteriezellen für Batteriemodule genutzt werden kann. In Europa ist gemäss Jodok Reinhardt noch kein Betrieb in der Lage, den hydrometallurgischen Prozess durchzuführen, weshalb die Schwarzmasse aus Biberist zur Weiterverarbeitung nach Südkorea transportiert wird und erst wieder für die Veredelung nach Europa zurückkommt. Die Industrie arbeitet mit Hochdruck daran, alle Prozesse in Europa abbilden zu können, was für den Fussabdruck und die Unabhängigkeit von Vorteil sein wird.

Text: Martin Schatzmann 
Foto: Librec AG / Lea Moser

 

Goldener Stecker

Die Konferenz Elektromobilität wird von auto-schweiz, Swiss eMobility und dem Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen VSE ausgeführt. An der diesjährigen Austragung wurde die Librec AG mit dem Goldenen Stecker der Elektromobilität 2025 ausgezeichnet. Der Preis würdigt herausragende Leistungen und Pioniergeist, bei der Librec ist das speziell der Beitrag zur Kreislaufwirtschaft und zum nachhaltigen Umgang mit Ressourcen. Andreas Burgener, ehemaliger Direktor auto-schweiz (links), überreichte dabei den Preis an Librec-Gründer und CEO Jodok Reinhardt.

Martin Schatzmann