Lappland – München mit Strom

Fahrzeuge und Technik Ausgabe-04-2025

Elektromobilität im Härtetest: Der MAN-Polarexpress hat eine Strecke von 3400 Kilometern zurückgelegt. Der MAN eTGX startete hoch im Norden und fuhr zur Allianz Arena in München (DE). Dafür nutzte er ausschliesslich die öffentliche Ladeinfrastruktur.

Die Elektromobilität im schweren Fernverkehr hat einen eindrucksvollen Meilenstein erreicht. Mit dem MAN-Polarexpress absolvierte ein batterieelektrischer MAN eTGX eine 3400 Kilometer lange Tour vom arktischen Norden Schwedens bis zur Allianz Arena in München – und das ausschliesslich mithilfe öffentlicher Ladeinfrastruktur. «Die Fahrt diente nicht nur der Machbarkeitsdemonstration, sondern auch als Signal für die Wettbewerbsfähigkeit von E-Lkw unter realen Bedingungen», sagen die Verantwortlichen von MAN.

Mit einem durchschnittlichen Stromverbrauch von lediglich 117 kWh/100 km, trotz Schnee, Eis und erhöhter Rollwiderstände, überzeugte der 32-Tonner selbst unter Extrembedingungen. Auf wärmeren Etappen in Dänemark und Deutschland sank der Verbrauch sogar auf etwa 105 kWh. Damit erzielte der eTGX Reichweiten von 400 bis 500 Kilometern – ein Wert, der laut MAN die Praxistauglichkeit im Fernverkehr belegt. Die «Mission Polarexpress» war demnach ein voller Erfolg: «Sie demonstrierte nicht nur die technische Reife batterieelektrischer Nutzfahrzeuge, sondern auch deren Wirtschaftlichkeit und Alltagstauglichkeit», heisst es bei MAN. Dennoch bleibe der Appell an Politik und Infrastrukturbetreiber: «Für eine breite Antriebswende im Güterverkehr sind flächendeckende Hochleistungsladepunkte zwingend notwendig.»

Die eingesetzte Ladekarte MAN Charge&Go habe die Aktivierung aller Ladesäulen, unabhängig vom Betreiber, erleichtert. Insgesamt wurden 4500 kWh Strom verbraucht, wovon 670 kWh durch Rekuperation zurückgewonnen wurden. Netto mussten also nur 3830 kWh extern geladen werden – fast ausschliesslich aus regenerativen Quellen, wodurch der CO2-Ausstoss im Vergleich zu einem Dieseltruck um bis zu 2,7 Tonnen reduziert wurde.

Bei durchschnittlichen Stromkosten von 56 Cent/kWh lagen die Energiekosten des eTGX auf vergleichbarem Niveau zu einem modernen Diesel-Lkw mit 27 Litern Verbrauch bei 1,80 Euro pro Liter. Je nach Ladetarif kann der Kostenvorteil für den E-Lkw zwischen 100 und 400 Euro pro Strecke betragen – insbesondere bei Nutzung günstiger Depotladung.

Text: PD / DVK
Fotos: MAN