Leiser Gussasphalt – Tests auf offener Strecke

Verkehr und Infrastruktur Ausgabe-06-2025

Gussasphalt galt lange als erste Wahl für Brücken und Viadukte, Walzasphalt für offene Strecken. Doch der Gussasphalt MA8 LA dämpft Lärm, schützt Bauwerke und hält länger, wie das ASTRA in seinem Blog schreibt. Deshalb testet das Bundesamt diesen Belag jetzt auch auf offenen Strecken.

Verkehrslärm zählt in der Schweiz zu den zentralen Umweltproblemen. Besonders entlang stark befahrener Autobahnen ist die Belastung hoch: Am Tag sind laut dem Bundesamt für Umwelt BAFU 67 000 und in der Nacht 97 000 Personen an ihrem Wohnort von schädlichem oder lästigem Lärm der Nationalstrassen betroffen. Schallschutzwände sind ein bekanntes Gegenmittel, wobei lärmarme Fahrbahnbeläge als besonders wirkungsvoll gelten, weil sie das Problem direkt an der Quelle angehen.

Das ASTRA schrieb kürzlich in seinem Blog über einen neuen «Flüsterasphalt», MA8 LA genannt. Nach erfolgreichen Prüfungen im Labor und der Produktion von Musterplatten realisierte das ASTRA 2015 eine Versuchsstrecke auf dem Viadukt des A1-Zubringers Kerzers (FR). Ein mehrjähriges Lärmmonitoring hat bestätigt, dass MA8 LA den Fahrlärm deutlich senkt und zugleich die Lebensdauer herkömmlicher Walzasphalte übertrifft.

Das ist eine bemerkenswerte Erkenntnis. Denn: Bisher war bekannt, dass Gussasphalt Brücken und Viadukte zwar zuverlässig vor Witterungseinflüssen und Auftausalzen schützt; wegen seiner dichten Struktur fehlen ihm aber die Hohlräume, die bei Walzasphalten für Lärmreduktion sorgen. Diese erreicht man aber, indem auf die glatte Oberfläche ein kubisch gebrochener Splitt abgestreut wird, um eine lärmabsorbierende Textur zu schaffen. 2020 testete das ASTRA auf der A3 zwischen Rheinfelden und Frick einen 150 m langen Abschnitt mit MA8 LA. In nur 43 Stunden wurden laut ASTRA 150 t Material eingebaut. Der Ersatz von Binder- und Deckschicht sei in 48 Stunden möglich, die Nutzungsdauer betrage rund 24 Jahre (statt ca. 15 Jahre bei Walzbelägen). Der Nachteil derzeit sei aber, dass Binder- und Decklage gemeinsam erneuert werden müssen. Das laufende Forschungsprojekt «Gussasphalt für die offene Strecke (GoS)» ziele darauf ab, auch einen reinen Deckbelagsersatz zu ermöglichen und das optimale Einbauverfahren zu definieren.

Text: Daniel von Känel 
Foto: ASTRA