Die Pannenstreifenumnutzung (PUN) ist eine Massnahme zur Verbesserung des Verkehrsflusses auf stark frequentierten Autobahnabschnitten in der Schweiz. Dabei wird der Pannenstreifen temporär oder dauerhaft als zusätzlicher Fahrstreifen freigegeben, um Staus zu reduzieren und den Verkehr zu verflüssigen. Diese Umnutzung wird durch ein Verkehrsüberwachungssystem und spezielle Signalanlagen gesteuert, die den Betriebszustand der Fahrstreifen anzeigen.
Mehr Spuren, weniger Tempo
Bereits im Jahr 2010 wurde der Abschnitt der A1 am Genfersee zwischen Morges und Ecublens als Pilotversuch für eine temporäre PUN in Betrieb genommen. Die Erfahrungen waren durchwegs positiv. Ein bemerkenswertes Beispiel für die Umsetzung von PUN findet sich in der Region Winterthur (ZH). Im April 2020 wurde auf der A1 zwischen den Anschlüssen Winterthur-Ohringen und Oberwinterthur die temporäre Pannenstreifenumnutzung eingeführt. Diese Massnahme zielt darauf ab, den Verkehrsfluss zu optimieren und Rückstaus an den genannten Anschlüssen zu minimieren. Die Freigabe des Pannenstreifens erfolgt bei hohem Verkehrsaufkommen durch die Verkehrsleitzentrale der Kantonspolizei Zürich und wird mittels grünem Pfeil über der Fahrbahn signalisiert. Zusätzlich wird während der Freigabe die Höchstgeschwindigkeit reduziert, um eine gleichmässige Verkehrsführung zu gewährleisten.
Die Erfahrungen mit dieser Massnahme sind laut dem ASTRA positiv. Der Verkehrsfluss hat sich demnach deutlich verbessert, und es konnten weniger Staus verzeichnet werden. Zudem trägt die gleichmässigere Verkehrsführung zur Erhöhung der Sicherheit bei, da gefährliche Brems- und Beschleunigungsmanöver reduziert werden. Ein weiterer Vorteil ist die Verringerung von Lärm- und Schadstoffemissionen, da der Verkehr flüssiger läuft und weniger Stop-and-Go-Bewegungen stattfinden.
Angesichts dieser positiven Ergebnisse wurden weitere PUN-Projekte in der Schweiz geplant und teilweise umgesetzt. So wurde in der Region Winterthur auch zwischen Winterthur-Töss und Winterthur-Nord eine Pannenstreifenumnutzung eingeführt, um den Verkehrsfluss weiter zu verbessern.
Flexibel und kostengünstig
Insgesamt zeigt die Pannenstreifenumnutzung als flexible und vergleichsweise kostengünstige Lösung vielversprechende Ergebnisse zur Bewältigung von Verkehrsüberlastungen auf Schweizer Autobahnen. Durch die gezielte Freigabe des Pannenstreifens können der Verkehrsfluss verbessert, die Sicherheit erhöht und die Umweltbelastung reduziert werden. Befürchtungen, wonach diese Massnahmen Polizei oder Ambulanz behindern könnten, sind laut ASTRA unbegründet. Die Bedürfnisse der Unterhalts- und Ereignisdienste würden bei der Planung berücksichtigt. Die verkehrstechnische Ausrüstung der PUN-Strecken erleichtere die Arbeit dieser Dienste, da das Verkehrsleitsystem bei Bedarf zur Geschwindigkeitsreduktion, zur Gefahrenwarnung oder zur Anzeige von Baustellen genutzt werden könne.
Text: Daniel von Känel
Fotos / Illustration: ASTRA