Eine bis zu 15 Meter hohe Wand aus Holz und Metall schützt seit Mitte Juli die Verkehrsteilnehmer auf der Brünigstrasse im Bereich der Ochsenwaldkurve, auf der Obwaldner Seite des Passes und nicht weit von der Passhöhe entfernt. 100 Meter lang ist das Konstrukt, das im Oktober auf rund sieben Meter Höhe reduziert werden konnte. Hinter dieser imposanten Wand war in den letzten Monaten viel los.
1500 Lastwagenfahrten
Nachdem Mitte Jahr ein Felsbrocken auf die Strasse stürzte, war klar, dass nur einschneidende Massnahmen weitere Felsstürze verhindern können, zumal in diesem Bereich schon einmal Sicherungsmassnahmen ausgeführt worden waren. Das Bundesamt für Strassen ASTRA entschied sich deshalb, gleich einen Teil der Felswand abzutragen. Dafür wurden die grosse Stützwand, ein Installationsplatz sowie eine Zufahrt zum Abbruchgebiet hinter der Stützwand errichtet.
«Hinter der Stützmauer ist ein richtiger Steinbruch entstanden», sagte Gaudenz Oetterli, Mediensprecher des ASTRA, bei einer Baustellenbegehung mit der Presse. Rund 10 000 Kubikmeter Fels und Gestein werden abgetragen. Rund 1500 Lastwagenfahrten braucht es, um das Material wegzuschaffen. Laut Oetterli wird ein Teil für den Bau des Tunnels Kaiserstuhl, unweit des Brünigs, gebraucht. Für den Abbruch der Felswand wird auch gesprengt, um ganz harte Brocken lösen zu können. Während die Abbrucharbeiten laufen, sind Arbeiter bereits daran, mit Spritzbeton jene Passagen zu verstärken, die hinter der bisherigen Felswand waren und künftig der Strasse am nächsten sein werden.
Ab Dezember wieder ganz offen
Seit August wird im Zweischichtbetrieb bei der Ochsenwaldkurve gearbeitet. Die Brünigpassstrasse ist seither nur einspurig befahrbar. Will heissen: Eine Lichtsignalanlage regelt den Verkehr an der Stützmauer vorbei. Das ist eine erhebliche Einschränkung für den Verkehr, schliesslich fahren zu Spitzenzeiten rund 16 000 Fahrzeuge über den Brünig. Neben dem Alltagsverkehr von Autos und Lastwagen kommen je nach Wetter und Saison viele Motorradfahrer und Touristen mit Autos und Wohnmobilen hinzu. Man hat es geschafft, die Strasse mit Ausnahme von wenigen Nachtsperrungen offen zu halten.
Anfänglich war bezüglich Abschluss der Arbeiten noch die Rede von Mitte Dezember. Mittlerweile geht man davon aus, dass bereits Anfang Dezember die Brünigstrasse wieder normal befahrbar sein wird. Dass man so gut vorankomme, liege auch daran, dass man die Bauarbeiten im Dringlichkeitsverfahren vergeben habe, sagte Gaudenz Oetterli. Die Gasser Felstechnik AG aus Lungern (OW) hat diesen dringlichen Auftrag quasi vor der Haustüre erhalten. Geologe Markus Liniger, der die Problemzonen am Brünigpass kennt, sagte, dass es einige davon gebe. «Der Berg lebt, in alpinen Zonen kann immer etwas geschehen», so Liniger. Bei der Ochsenwaldkurve hätten Spritzbeton, Anker und Netze nicht ausgereicht, um die Zone wie an anderen Orten an der Passstrasse nachhaltig zu sichern. Die Gesamtkosten für diese notwendigen tiefgreifenden Massnahmen belaufen sich auf rund sechs Millionen Franken.
Text und Fotos: Daniel von Känel






