Ursprünglich sollten 50 Schindler-Trams Be4/8, auch «Sänften» genannt, von der Baselland Transport AG (BLT) durch die GSP Beograd übernommen werden, um in Belgrad für Mobilität zu sorgen. Als dieser Deal allerdings platzte, prüfte die BLT, ob die ausgedienten Trams nach Lwiw in der Ukraine exportiert werden könnten. Nun werden 23 Gelenktriebwagen übernommen. Dazu kommen voraussichtlich 10 Be4/6, die als Ersatzteilträger, Fahrschul- und Dienstfahrzeuge verwendet werden sollen. Die finale Stückzahl dieser Gelenkwagen ist noch in Abklärung.
Am 19. Januar gingen die ersten beiden Trams auf die Reise nach Lwiw. Dazu waren sie vorher in Oberwil (BL) ausgegleist und auf Tieflader verladen worden. Die Streckenführung für die Sondertransporte führte von Oberwil über Reinach und Münchenstein nach Basel und dann an die Grenze nach Weil am Rhein, wo die Sondertransporte via Autobahn weiterfahren konnten. Die Trams gelangten danach durch Deutschland und Polen in die westukrainische Stadt Lwiw. Die Transporte wurden vom Staatssekretariat für Wirtschaft SECO koordiniert. Ebenso werden alle Fahrzeuge vom Seco an Electrotrans Lwiw übergeben. In der Ukraine sollen die Trams noch 10 bis 12 Jahre ihren Dienst verrichten, bevor sie endgültig ausser Dienst gestellt werden. Den Transport organisiert dabei das SECO und übernimmt auch die Kosten für den Transport, der als Export von einer polnischen Spedition ausgeführt wird. Ebenso werden 6 Mitarbeiter der Trambetriebe Lwiw im Betrieb und Unterhalt der «Sänften»-Trams geschult.
Laut SECO hat der Export von Schweizer Trams in Partnerländer Tradition. So wurden bereits Trams von Bernmobil nach Rumänien und ebenfalls nach Lwiw sowie Trams der Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) nach Vinnytsa (Ukraine) exportiert.
Die beiden Tramtransporte waren jeweils 34 m lang und 3 m breit, mit ihrer Ladung haben sie eine Gesamthöhe von 4,45 m. Da in Basel wie in anderen Städten die Tramschienen als Schwerlastspuren verwendet werden, fahren die Tieflader erst gegen 24 Uhr los. So erreichen sie das Stadtgebiet erst, nachdem das letzte Tram gefahren ist und haben keinen Kreuzungsverkehr zu befürchten.
Die Strecke von Oberwil bis zur Grenzanlage Weil-Autobahn hat eine überschaubare Länge. Deshalb wurden die beiden Transporte jeweils einzeln bis zur Grenze von der Firma MAMO Verkehrsdienst GmbH mit zwei Ausnahmetransportbegleitfahrzeugen nach Schweizer Norm und einem Speditionsfahrzeug begleitet. Ab dort übernehmen dann deutsche Begleiter bis zur Grenze zu Polen den Transport.
■
Text und Fotos: Erich Urweider